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© ddp

Untersuchung: Sexskandal bei Werder Bremen

Auf einer Feier des Fußballprofis Carlos Alberto soll eine Frau vergewaltigt worden sein. Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt.

Eigentlich ist der ganze Verein froh, dass Carlos Alberto Gomes weit weg ist. Werder Bremen hat den 23-jährigen Problemprofi an den FC Sao Paulo ausgeliehen, wo sich der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte wieder in Form bringen soll – und es gleich bei seiner Präsentation am Montagabend wieder schaffte, sich um 50 Minuten zu verspäten. Doch im Augenblick hält der Brasilianer mit den auffälligen Rasta-Locken die Bremer in anderer Angelegenheit in Atem: Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Vorfalls auf einer Party in der Wohnung von Carlos Alberto. Eine 22-jährige Frau hat Anzeige erstattet, weil sie dort in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember vergewaltigt worden sein soll. Es war der Tag, nach dem Werder das Nordderby bei Hannover 96 mit 3:4 verloren hatte. Beim vermeintlichen Täter soll es sich um einen 22-jährigen, deutschsprachigen Brasilianer handeln, der dem Umfeld des Spielers zugerechnet wird. Carlos Alberto wurde als Zeuge vernommen, ist aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht der Tatverdächtige. Albertos Partygast habe den sexuellen Kontakt zu der Frau bereits gestanden, behauptet aber, die Frau soll ihm ihr Einverständnis gegeben haben.

Auch Werders Geschäftsführung hat Kenntnis von dem Vorfall, der auch deshalb den Verein tangiert, weil mehrere Werder- Profis, unter anderem der portugiesische Stürmer Hugo Almeida, bei der Sause in der Thomas-Mann-Straße unweit des Bremer Bürgerparks zu Gast waren. Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer und Vorstandsboss Jürgen L. Born sind über die Ermittlungen informiert: Die Werder-Führung war bereits am 10. Dezember, dem Abend vor dem entscheidenden Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus, von der Polizei in Kenntnis gesetzt worden. Born und Sportchef Klaus Allofs stellten daraufhin offenbar die betroffenen Spieler zur Rede.

Partys und Drogen sind für Profis passé

Die Befragung der Fußballer ergab, dass kein Mitspieler in den Vorfall involviert sein soll, zumal Carlos Alberto mit den portugiesisch sprechenden Mitspielern Diego, Naldo und Almeida zwar Kontakt hatte, aber nicht zu ihrem engeren Freundeskreis zählte. "Es war kein Spieler von uns an dem unmittelbaren Vorfall beteiligt. Das hat uns auch die Polizei bestätigt", erklärte Fischer der Kreiszeitung Syke. "Wir haben alles geklärt, für uns ist die Geschichte abgeschlossen", teilte Fischer mit. Zur Tatsache, dass der nicht in den Piräus-Kader berufene Alberto zu der Party eingeladen hatte, sagte der Geschäftsführer: „Junge Menschen machen das nun einmal.“ Allerdings leistete der zweifache Nationalspieler, der einst mit dem FC Porto die Champions League gewann und als Riesentalent galt, sich zu vieles, was sich nicht mit den Pflichten eines Profis verträgt. "Wir haben wirklich eine Engelsgeduld mit ihm gehabt", sagt Sportchef Allofs. Carlos Alberto war in den Fastfood-Restaurants von Bremen ebenso Stammgast wie in der Studentendiscothek Stubu. Überliefert sind nächtliche Gelage, hartnäckig halten sich Gerüchte über Drogenkonsum. Der Brasilianer hat in einem halben Jahr an der Weser kein Fettnäpfchen ausgelassen: Von Schlaf- und Essstörungen bis zu einer Prügelei mit dem Spielerkollegen Boubacar Sanogo. Die Liste der Ausfälle, Verfehlungen und Krankheiten ist länger als die aller Mitspieler zusammen.

Das Ausleihgeschäft mit Sao Paulo wirkt aus Werder-Sicht wie eine Notbremse – der einst 7,8 Millionen teure Spieler bezieht sogar weiter einen Teil seines Gehaltes aus Bremen.

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