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Die Tornados in Hessen deckten ganze Häuser ab.

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Update

Unwetter: Tornados wüten in Hessen

Abgedeckte Dächer, zerstörte Autos, umgeknickte Ampeln - zwei Tornados sind am Montagabend über die Mitte und den Osten Hessens gefegt und haben für Schäden in Millionenhöhe gesorgt.

Es war eine Sache von Sekunden: Als Kerstin R. am Montagabend aus ihrem Küchenfenster blickte, fegte ein Tornado über das mittelhessische Dorf Lumda hinweg. „Im Wirbel des Sturms ist alles mitgestrudelt“, berichtet die Frau. Der Himmel war schwarz, der Tornado habe in seinem Sog alles mitgerissen, Äste seien durch die Luft gewirbelt. Kerstin R. schnappte ihre Tochter und flüchtete in den Keller. Doch schon kurz darauf gab ihr Mann Entwarnung, der Tornado hatte Richtung Wald abgedreht. „Es hat keine Minute gedauert“, sagt die Frau. Auch in der rund 60 Kilometer entfernten osthessischen Kleinstadt Schlüchtern hinterließ ein Tornado eine Spur der Verwüstung. In beiden Städten geht der Schaden in die Millionenhöhe.

Menschen wurden durch den Tornado nicht verletzt. Der designierte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) reiste am Dienstagmorgen nach Grünberg im Kreis Gießen und machte sich im Ortsteil Lumda ein Bild von der Lage. Dabei sagte er laut Innenministerium Hilfe für die Fälle zu, in denen die Versicherungen die Schäden nicht zahlen.

Bei der Polizei gingen in dem 680-Einwohner-Dorf Lumda am Montagabend gegen 18:20 Uhr die ersten Notrufe ein. Der Tornado entwurzelte Bäume, fegte Ziegel vom Dach, knickte Straßenschilder und Ampeln um. Zahleiche Autos wurden demoliert. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben in dem Ort 86 Häuser beschädigt, davon 14 schwer.

„Ganze Wohnhäuser wurden komplett abgedeckt“, sagte ein Polizeisprecher. Anschließend sei der Tornado in den Stadtteil Reinhardshain gezogen und von dort aus in das Waldstück neben der A 5. „Es ging relativ blitzartig“, sagte der Sprecher. „Innerhalb von wenigen Sekunden war alles kaputt“, fügte sein Kollege hinzu.

Rund 100 Rettungskräfte waren im Einsatz. Der Schaden in den beiden Stadtteilen wird auf weit über eine Million Euro geschätzt, Tendenz steigend. Ein ähnliches Bild bot sich in Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis. Hier wütete der Tornado etwa eineinhalb Stunden später. Auch die Feuerwehr selbst blieb nicht verschont. Der Wirbelsturm deckte das Dach des Gerätehauses halb an, zerstörte den Funkmast und beschädigte 26 Einsatzfahrzeuge. „Zum Teil entstand Totalschaden“, sagte ein Sprecher. Die Feuerwehrleute seien gerade von einem Brand zurückgekehrt, als sie vom Sturm überrascht wurden.

Der Tornado habe etwa 20 Sekunden lang gewütet. „Er hat eine Schneise von etwa einem Kilometer durch die Stadt geschlagen“, fügte der Feuerwehrmann hinzu. Zurück blieben abgedeckte Häuser, umgekippte Bäume und zerstörte Autos. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst waren mit etwa 250 Helfern im Einsatz. Die Aufräumarbeiten wurden am Dienstag fortgesetzt.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Offenbach handelte es sich um zwei verschiedene Tornados. „Ein Tornado ist immer ein sehr kleinräumiges Ereignis“, sagte Wetterexperte Andreas Friedrich. Aufgrund der Schäden gehe er bei den beiden Fällen in Hessen von einer Windgeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde und mehr aus. Jedes Jahr werden seinen Angaben zufolge in Deutschland etwa 20 bis 60 Tornados gezählt, regional gebe es keine Schwerpunkte.

Tornados entstünden mehr oder weniger zufällig unter Schauer- oder Gewitterwolken, sagte Friedrich. Sie zeichneten sich durch sehr schnell drehende Luftwirbel aus, die um eine senkrechte Achse kreisten: „Es dauert nur wenige Sekunden, dann ist der Spuk vorbei.“ dpa

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