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Urheberrechts-Streit: Soweto-Familie zwang Disney in die Knie

Die Großen gewinnen nicht immer: Eine Gruppe armer Südafrikaner aus Soweto hat im Rechtsstreit um die Urheberschaft am Welthit "The lion sleeps tonight" die Giganten der Unterhaltungsindustrie in die Knie gezwungen.

Johannesburg - Es ist ein Welthit, der zuletzt im Disney-Film "The Lion King" Millionen Zuschauern in den Ohren geklungen und Millionensummen in die Kassen gespült hat. Die Nachkommen des Wanderarbeiters Solomon Linda, der die ursprüngliche Melodie des Liedes komponiert hatte, haben sich nach zähem und zunächst aussichtslosem Rechtstreit mit der betreffenden Musikfirma nun außergerichtlich geeinigt.

Obwohl die Bedingungen vertraulich bleiben, sprach ihr Anwalt Owen Dean am Freitag von einem richtungweisenden Durchbruch auch für andere Künstler. Denn es ging in dem Streit ebenfalls um die Frage, ob Ansprüche aus geistigem Eigentum nach dem Tod des Urhebers auf die Nachkommen übertragen werden können. Lindas geistiges Eigentum wird künftig namentlich gewürdigt, seine Erben werden eine Entschädigung in ungenannter Höhe sowie Lizenzgebühren für jede künftige Nutzung des Hits erhalten.

Für die in bitterer Armut aufgewachsenen Linda-Kinder Delphi, Elizabeth und Fildah sowie ihre Angehörigen eröffnen sich nun ungeahnte Möglichkeiten. Ganz Südafrika freute sich am Freitag mit ihnen - und machte sich bereits Gedanken, wie das ungeahnte Manna aufgeteilt werden könnte. Ihr künftiger Reichtum wird den Erben jedoch nicht direkt zufließen. Das Geld wird über einen Fonds verwaltet und soll ihnen so langfristig ein Leben ohne materielle Sorgen ermöglichen. Die Nachkommen hatten zunächst vor einem Gericht der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria 10 Millionen Rand (1,37 Millionen Euro) Entschädigung vom Disney-Konzern gefordert, dem zeitweilig sogar die Beschlagnahme seines Eigentums in Südafrika drohte.

Im Mittelpunkt der Klage stand ein Ohrwurm, der zunächst vom amerikanischen Volksmusiker Pete Seeger und später von mindestens 150 anderen Interpreten weltweit gesungen wurde. Linda hatte sein Zulu- Lied "Mbube" 1939 für ein paar Cent an den Produzenten Eric Gallo verkauft. Zehn Jahre später wurde es Pete Seeger angeboten, der den Zulu-Refrain nicht verstand und ihn in "Wimoweh" umänderte. Daraus machte er 1952 zusammen mit den Weavers einen Riesenhit.

Der Musiker George David Weiss fügte später 16 englische Wörter hinzu und nannte das Stück "The Lion Sleeps Tonight" - die Version, die Walt Disney zuletzt auch für den Film "The Lion King" nutzte und die mindestens 72 Millionen Dollar an Abgaben einspielte. Als die Weavers gegen Weiss klagten, entschied ein US-Richter 1989, dass dessen Version eine eigene Komposition darstellte. Die eingängige Zulu-Melodie war nach der Überlieferung inspiriert von einem populären Trinklied aus Lindas Heimat. (Von Ralf E. Krüger, dpa)

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