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Ein Hotel in der Schweiz hat mit einem Duschhinweis Antisemitismusvorwürfe auf sich gezogen.

© dpa

Urlaubsort Arosa: Schweizer Hotel fordert ausschließlich jüdische Gäste zum Duschen auf

Israels Vize-Außenministerin fordert eine Entschuldigung für den "antisemitischen Akt" eines Hotels in der Schweiz. Dort spricht man von einem Einzelfall.

Ausschließlich an jüdische Gäste gerichtete Aushänge in einem Hotel in der Schweiz haben eine Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Wie Schweizer Medien am Dienstag berichteten, forderte das Hotel Aparthaus Paradies im Urlaubsort Arosa in den Schweizer Alpen seine Kunden jüdischen Glaubens auf, sich vor und nach der Benutzung des hauseigenen Schwimmbads zu duschen. Für den Fall der Nichtbeachtung wurde der Ausschluss vom Schwimmbadbesuch angekündigt.

In einem weiteren Aushang am Gefrierschrank des Hotels hieß es, die jüdischen Nutzer dürften ihr koscheres Essen dort nur zu bestimmten Uhrzeiten einfrieren, um das Personal nicht ständig zu stören. In beiden in englischer Sprache verfassten Aushängen wurde um das Verständnis der jüdischen Gäste gebeten.

Juden, insbesondere solche ultraorthodoxen Glaubens, sind seit Jahren Gäste in dem Aparthotel. Sie kommen unter anderem aus Großbritannien, den USA und Israel. Die Hausmeisterin der Anlage wehrte sich in einem Interview gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Der Schweizer Boulevardzeitung "Blick" sagte sie, ihr sei aufgefallen, dass sich einige der sehr zahlreichen jüdischen Gäste vor dem Schwimmen nicht duschten.

Die Besitzer des Apartmenthauses hätten ihr daraufhin den Auftrag erteilt, dagegen etwas zu unternehmen. Sie habe dann "etwas naiv" das mittlerweile wieder entfernte Plakat geschrieben. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätte die Aufforderung an alle Hotelgäste gerichtet, fügte sie hinzu.

"Bedauerlicher Einzelfall"

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte am Dienstag die Schließung des Hauses in Arosa. Das Zentrum setzt sich gegen Rassismus und Antisemitismus ein. Der Tourismusverband in Arosa betonte, dass der Ort in Graubünden 150 Kilometer südöstlich von Zürich seit Jahren viele zufriedene jüdische Gäste habe. Der Kommunikationschef von Schweiz Tourismus, Markus Berger, sprach von einem sehr bedauerlichen Einzelfall.

Der Fall wurde öffentlich, nachdem Fotografien der Aushänge in den sozialen Medien auftauchten. Viele Menschen fühlten sich an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis in den Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs erinnert: Die Juden wurden vermeintlich zum Duschen geschickt, doch den angeblichen Brausen entströmte tödliches Gas.

In Israel berichteten die Medien ebenfalls ausführlich über den Fall aus der Schweiz. Die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely sprach von einem "antisemitischen Akt übelster Art" und verlangte eine offizielle Entschuldigung.

Das Außenministerium in Bern erklärte, es habe dem israelischen Botschafter erneut versichert, dass die Schweiz Rassismus, Antisemitismus und jegliche Diskriminierung verurteile.

„Ein solches Plakat darf klar nicht publiziert werden“, teilte die Pressesprecherin der Tourismusorganisation von Arosa, Yvonne Wüthrich, mit. „Arosa Tourismus wird mit der zuständigen Person im Apartmenthaus Paradies den Vorfall besprechen und aufarbeiten.“ Zuständig für das Plakat war Ruth Thomann, die für Vermietung und Ordnung in dem Haus zuständig ist, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sie bedauere die Formulierung auf dem Plakat. „Nachher ist man immer schlauer“, sagte sie. Inzwischen hänge am Pool wie vorher nur die allgemeine Badeordnung, die alle Gäste zum Duschen auffordere. Von den vielen jüdischen Gästen im Haus sei niemand vorzeitig abgereist.

Sie habe aber mehr als 300 teils hasserfüllte Emails erhalten, sagte sie. Der Direktor für Internationale Beziehungen des Wiesenthal-Zentrums, Shimon Samuels, schrieb nach eigenen Angaben an die schweizerische Justizministerin Simonetta Sommaruga. Er verlangte eine Untersuchung und juristische Schritte gegen das Hotel und sein Personal. (AFP, dpa)

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