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Urteil: Prozess um Babytod: Mutter muss fünf Jahre in Haft

Die junge Mutter schaute weg, als ihr Mann das gemeinsame Baby zu Tode quälte. Deshalb muss die 23-Jährige nun ins Gefängnis. Sie will sich jetzt scheiden lassen.

Sogar die Nachbarn hörten die Schreie des Kindes, aber die Mutter reagierte nicht. Weil eine 23-Jährige es zuließ, dass ihr Mann den acht Monate alten Sohn der beiden zu Tode misshandelte, hat das Trierer Landgericht die Frau am Dienstag zu fünf Jahren Haft verurteilt. "Es wäre als Mutter ihre Pflicht gewesen, ihrem hilflosen Kind zu helfen", sagte die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz. Der Junge war im Oktober 2010 an den Folgen der Gewalt gestorben. Sein Körper wies elf Knochenbrüche und schwere Verbrennungen auf. Außerdem hatte der Junge einen irreparablen Hirnschaden. "Das Kind hat einen großen Teil seines kurzen Lebens unter Schmerzen gelitten, die vermeidbar gewesen wären", sagte Schmitz.

Der Vater des Kindes habe im August und September 2010 den Jungen mehrfach heftig geschüttelt und geschlagen. Zunächst habe die Mutter möglicherweise nichts mitbekommen, sagte Staatsanwalt Jörn Patzak. Doch spätestens als der Junge sich wegen der Knochenbrüche nicht mehr bewegen konnte, hätte sie das Kind dem Vater entziehen müssen. Das Gericht sprach sie der Misshandlung und Körperverletzung mit Todesfolge, jeweils durch Unterlassen, schuldig. Das Urteil ist rechtskräftig.

Der Vater ist als Soldat auf dem US-Flugplatz Spangdahlem in der Eifel stationiert und muss sich dort von 27. Juni an vor einem Militärgericht verantworten. Bislang habe er sich zu den Vorwürfen nicht eingelassen, hieß es. Die 23-jährige US-Amerikanerin dagegen hatte alles eingeräumt. "Es tut mir leid", sagte sie in ihrem "letzten Wort". Verteidigerin Susanne Hardt betonte zuvor, die junge Mutter habe sich damals auf dem US-Stützpunkt in einer schwierigen Situation befunden. "Sie war sehr einsam und hatte allein die komplette Verantwortung." Ihr Mann habe gerne nachts gearbeitet.

"Sie hat das Martyrium ihres Sohnes mitbekommen", ist sich Richterin Schmitz sicher. Sogar Nachbarn hätten von den langanhaltenden Schreien des Kindes berichtet. Und die Verletzungen am Körper, unter anderem drei große Verbrennungsblasen an Schulter, Brust und Gesicht, habe sie erkennen müssen. Warum sie nichts getan hat? "Sie wollte ihren Mann um keinen Preis verärgern, war er doch ihr einziger persönlicher Kontakt", sagte Schmitz. Jetzt, nach dem Prozess, wolle sie sich von ihm scheiden lassen, sagte ihre Verteidigerin. (dpa)

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