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US-Wahlkampf: Immer schön witzig bleiben

Ihr Auftritt in der Comedy-Show "Saturday Night Live" zeigte: Die falsche Palin ist besser als die echte. Ihre Wähler finden es gar nicht gut, dass Sarah Palin überhaupt bei dieser Show mitmacht.

Unbedarften Zuschauern der US-Comedy-Show „Saturday Night Live“ mag es verziehen sein, wenn sie etwas irritiert vergangenen Samstag auf den Bildschirm starrten. Schwenkte die Kamera doch zwischen zwei Frauen hin und her, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen: der Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin und ihrer Doppelgängerin, der Komikerin Tina Fey.

Als die beiden mit der gleichen Hochsteckfrisur für einen kurzen Moment auf der Bühne aneinander vorbeieilten, war der surreale Akt perfekt. Das war es aber auch.

Denn der mit Spannung erwartete Auftritt Palins auf „SNL“ war eher antiklimaktisch. Es fehlte nicht nur der Humor, der in den vergangenen Wochen die „SNL“-Fans vor Vergnügen kreischen ließ, als Fey, der Klon, die republikanische Kandidatin auf die Schippe nahm. Wie so manches im Leben: die Kopie war besser als das Original.

Dabei sollte der Auftritt eigentlich so einiges gutmachen für Palin. Sie hatte sich selbst „SNL“ angetragen, wollte wohl ihren Wählern zeigen, dass sie selbst in der schwärzesten Stunde Humor besitzt. Würde sie vielleicht selbst die Komikerin imitieren und die Zuschauer damit vollends aus der Fassung bringen? Würde vielleicht gar ein Double von Präsidentschaftskandidat John McCain auftreten?

Es geschah nichts von alledem. Palin lieferte sich zwar einen amüsanten Schlagabtausch mit den Schauspielern Alec Baldwin und Mark Wahlberg. Doch am Ende war es eher ein müder Akt, wie man ihn von einem Politiker in einer dieser nächtlichen Comedy-Fernsehsendungen erwartet.

Die Sendung begann wie in den Wochen zuvor mit einem deftigen Seitenhieb. Fey gab als Vize-Präsidentschaftskandidatin eine Pressekonferenz für die „liberale Presse-Elite“. Der Witz hier: Palin hat bis heute keine einzige Pressekonferenz gegeben. Ein Umstand, der ihr wiederholt vorgeworfen wird. Der jedoch angesichts des desaströsen „CBS News“- Interviews wohl auch besser ist für die Elche jagende, ehemalige Schönheitskönigin aus Alaska.

Während der „Pressekonferenz“ dann Schnitt hinter die Kulissen, wo die echte Palin über ihre Doppelgängerin lästert. Dann tritt Baldwin auf. Der engagierte Linke und Anhänger des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama hält Palin vermeintlich für Fey und sagt ihr, was für eine „schreckliche Frau“ Palin doch sei. Als er seinen „Irrtum“ erkennt, schmeichelt er ihr ölig, dass sie „in persona ja noch schärfer“ als auf dem Bildschirm sei.

Palin erträgt auch dies mit dem gleichen Humor, den sie schon zuvor an den Tag legte, als Fey sich über ihren Akzent, ihren Russland-Fauxpas und ihr Image als Powerfrau und Vorzeigemutter lustig machte.

Politik und Parodie kollidierten am Samstag aufs Beste bei der Gesangseinlage, einem als Eskimos verkleideten Rapper-Chor samt tanzendem Elch. Die Liedzeile „Alle Mavericks hier, hebt die Hände, alle Klempner zieht die Hosen hoch“ witzelte sowohl über John McCain, der sich selbst gern als Maverick bezeichnet, und Joe, den Klempner aus Ohio, der bei der letzten Debatte zwischen McCain und Obama zur Berühmtheit gelangte.

Lächelnd wiegte sich Palin zum Rhythmus, hatte jedoch ein Mitwirken mit dem Argument abgelehnt, dass dies manchen in ihrer Partei vielleicht doch etwas zu weit gehen könnte. Womit sie nicht unrecht hat. Haben doch viele Republikaner den Doppelgänger-Sketch von Fey als „sexistisch“ kritisiert. Selbst John McCain wurde ausgebuht, als er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia anmerkte, dass Palin auf „SNL“ auftreten werde.

Und die Komikerin selbst, die mit ihrem Akt dem Fernsehsender „NBC“ ernorm hohe Zuschauerzahlen bescherte? Sie werde Palin wohl bis zu den Wahlen am 4. November imitieren. Doch danach sei Schluss. „Wenn sie gewinnt, dann ist das das Ende für mich“, sagte sie „TV Guide“. Sprichwörtlich, wie sie zwinkernd hinzufügt. „Ich kann das nicht nur keine vier Jahre fortführen. Ich verlasse dann Mutter Erde.“

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