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Dugard

© dpa

USA: Endlich frei – nach 18 Jahren

Jaycee Lee Dugard war im Alter von elf entführt worden. Das Martyrium, das sie 18 Jahre lang erlitt, erinnert an die Fälle Kampusch und Fritzl in Österreich.

Es geschah am helllichten Tag in Kalifornien. Das Martyrium, das Jaycee Lee Dugard 18 Jahre lang erlitt, erinnert an die Fälle Kampusch und Fritzl in Österreich: Im Alter von elf Jahren war das hübsche blonde Mädchen 1991 verschwunden; der Entführer versteckte und vergewaltigte sie; sie gebar zwei Kinder in Gefangenschaft, die heute elf und 15 Jahre alt sind und in ihrem Leben nie einen Arzt oder einen Lehrer gesehen haben. Nun kamen alle drei durch einen Zufall frei. Der Täter, ein damals auf Bewährung freigelassener Sexualstraftäter, war neuerdings als religiöser Sonderling aufgefallen, der sich als Gottes Werkzeug sah. Zu einem Bewährungstermin brachte er Jaycee und die Kinder mit. So klärte sich das Verbrechen auf. Es hatte Kalifornien über Jahre in Atem gehalten und die ganze Nation beschäftigt. Populäre Kriminalitätssendungen im Fernsehen verbreiteten Phantomzeichnungen des Täters und Bilder des Autotyps.

Anders als im Fall Kampusch war die Abschirmung nicht total. Die Ehefrau war laut Polizei Mittäterin. Nachbarin Diane Doty fand es verdächtig, dass sie Stimmen von Kindern hörte, die offenbar dauerhaft in Zelten im Garten lebten. Aber ihr Mann hielt sie davon ab, die Polizei zu informieren. Vielleicht sei das deren Lebensstil, man solle sich nicht einmischen, habe er gesagt. Entführungsopfer Jaycee macht sich jetzt Gewissensbisse, weil sie hätte fliehen können, aber so viele Jahre bei ihrem Peiniger blieb.

Andererseits hatte der heute 58-jährige Phillip Garrido die Unterbringung auf seinem Grundstück in einer für amerikanische „Suburbs“ typischen Wohngegend aus Einfamilienhäusern geschickt angelegt. Ein Besucher, der durch das Haus und den hinteren Garten ging, hätte das Versteck nicht so leicht bemerkt, sagt die Polizei. Garridos Bewährungshelfer war dort und schöpfte keinen Verdacht.

Jaycee war 1991 von der Bushaltestelle vor ihrem Haus in South Lake Tahoe in ein Auto gezerrt worden. Ihr Stiefvater Carl Probyn sah, wie die Autotür aufflog und sich hinter dem Mädchen schloss. Er rannte hinaus, verfolgte den Wagen kurz mit dem Fahrrad – vergeblich. Vorübergehend galt er selbst als Verdächtiger. Die Ehe zerbrach daran. Jaycees Mutter Terry habe sich zum Jahrestag der Entführung und an Weihnachten je eine Woche frei genommen und weinend im Zimmer gesessen.

Garrido und seine Frau Nancy brachten das Mädchen in ihr Haus in Antioch, einer Stadt von 100 000 Einwohnern 280 Kilometer weiter westlich nahe San Francisco. Drei Jahre zuvor war er in Nevada auf Bewährung entlassen worden, nachdem er mehrere Jahre wegen Entführung und Vergewaltigung einer jungen Frau im Gefängnis gesessen hatte. Jaycee war 14 Jahre alt, als sie das erste Kind zur Welt brachte. Das Versteck im Garten wurde mit Toilette und Dusche ausgestattet. Strom kam per Kabel aus dem Haus.

Mit den Jahren wurde Garrido zum religiösen Fanatiker. Am Dienstag fiel er auf, als er mit den beiden Kindern religiöse Broschüren an der Universität in Berkeley verteilte. Die Polizei kontrollierte ihn, stieß auf die Bewährungsstrafe und ordnete ein Treffen mit dem Bewährungshelfer an. Dort erschien er mit den Kindern und der entführten Jaycee Lee, die inzwischen 29 Jahre alt ist. Er gab sie als seine Ehefrau „Allissa“ aus. Der Schwindel flog jedoch rasch auf.

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