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USA: Fall Dugard: Polizei gibt Fehler zu

Die kalifornische Polizei hat am Wochenende schwere Fehler im Fall Dugard eingeräumt. Beamte durchsuchten Haus trotz eines Hinweises nicht.

Von Barbara Munker, dpa

San Francisco – Es ist eine absurde Szene: Nach dem Notruf einer Nachbarin im Jahr 2006 spricht der vorbestrafte Sexualverbrecher Phillip Garrido im Vorgarten seines Hauses mit einem Polizisten. Dem Beamten fällt nichts Verdächtiges auf – obwohl wenige Meter entfernt, im Garten hinter dem Haus, die entführte Jaycee Lee Dugard schon jahrelang mit ihren beiden Kindern in Zelten und unter Planen versteckt gehalten wird. Im Entführungsfall Jaycee kommen immer mehr Details über Ermittlungspannen ans Licht.

Die kalifornische Polizei gab am Wochenende schwere Fehler zu. Die Behörden in Antioch nahe San Francisco hätten die Eheleute, die 1991 das elfjährige Mädchen Jaycee verschleppt, es 18 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben sollen, schon früher entdecken können. Obwohl Bewährungshelfer den vorbestraften Sexualstraftäter mehrfach zu Hause kontrollierten, wurden sie nicht auf das Versteck im Hinterhof des Anwesens aufmerksam.

Außerdem hatte 2006 eine misstrauische Nachbarin den Notruf gewählt. Sie beschrieb Garrido als „Psycho“ und berichtete von den Kindern, die in Zelten lebten. Diesem Tipp hätte man mit mehr Nachdruck nachgehen sollen, sagte Sheriff Warren Rupf. Ein Beamter habe damals zwar mit Garrido in dessen Vorgarten gesprochen, aber nicht das Haus durchsucht. Der Ermittler wusste angeblich nicht, dass der Hausbesitzer bereits ein Vorstrafenregister als Sexualverbrecher hat.

In einem Gartenversteck hinter dem Haus des Ehepaares wurde die jetzt 29 Jahre alte Jaycee Lee Dugard fast zwei Jahrzehnte gefangen gehalten. Garrido zeugte mit ihr zwei Kinder. Die Töchter der Entführten sind 11 und 15 Jahre alt.

Jaycees Mutter, Terry Probyn, hatte ihre Tochter am Donnerstag erstmals wieder getroffen. Das Wiedersehen brachte aber auch widersprüchliche Gefühle zum Vorschein, berichtete Stiefvater Carl Probyn. „Sie (Jaycee) fühlt sich schuldig, dass sie mit diesem Mann eine so enge Bindung eingegangen ist. Er hatte sie 18 Jahre, wir hatten sie nur 11 Jahre“, sagte er der „New York Times“. Seit ihrem Auftauchen am Mittwoch hat sich Dugard noch nicht öffentlich gezeigt. Sie halte sich mit ihrer Mutter und ihren Kindern in einem Hotel in Nordkalifornien auf, berichteten US-Medien.

Die Ermittlungspannen der Polizei begannen nach einem Bericht der Zeitung „The Reno Gazette-Journal“ schon 1993 – zwei Jahre nach der Entführung von Jaycee. Damals musste Garrido eine viermonatige Haftstrafe verbüßen, weil er gegen Bewährungsauflagen verstoßen hatte, doch sein Haus wurde offensichtlich nicht genau durchsucht.

Garrido war von 1977 bis 1988 wegen Entführung und eines Sexualdelikts im Gefängnis. In Reno (Nevada) hatte Garrido eine junge Frau in einem Schuppen eingeschlossen und vergewaltigt. Ursprünglich war er zu 50 Jahren Haft verurteilt worden, kam aber nach 11 Jahren auf Bewährung frei. Seine Frau Nancy lernte er im Gefängnis kennen, als sie einen Mithäftling besuchte. Barbara Munker, dpa

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