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Paul

© AFP

USA: Goldene Zeiten

In den USA sind seit Jahren alternative Dollarmünzen in Umlauf. Nun schreitet das FBI ein - und macht damit ungewollt Wahlkampf.

Eine Nebenwährung ist in den USA auf dem Vormarsch, die angeblich die Herrschaft des Dollars bedroht: harte Münzen, deren Metallwert in Kupfer, Silber, Gold und Platin in etwa dem Nennwert entspricht, wie in den guten alten Zeiten des Goldstandards. „The Liberty Dollar – America’s Inflation Proof Currency“ steht auf den Münzen. Die Version in Kupfer kostet einen Dollar, in Silber 20, in Gold 1000 und in Platin 2000 Dollar.

Normalsterbliche in Amerika hatten von der „inflationssicheren“ Konkurrenzwährung nichts gehört, geschweige denn eine Münze in Händen gehalten. Aber das wachsame FBI leitete bereits vor zwei Jahren eine Untersuchung ein. In der Begründung beschrieben die Strafverfolger den finsteren Plan der Privatmünzer so: Deren Ziel sei es, „das Finanzsystem der USA zu unterminieren und nicht von der Regierung autorisierte, konkurrierende Münzen auszugeben, um das Bundesbanksystem und die zentrale Steuerbehörde aufzulösen“. Nun schlug die Bundespolizei zu. Sie durchsuchte das Haus einer Rädelsführerin in Washington, die zugleich Steuerberaterin ist, das Haus des Chefs der Vertriebsfirma Not Haus in Florida und den Betrieb Sunshine Minting in Idaho, der neben Gedenk- und Sportmedaillen auch den „Liberty Dollar“ prägt. Sie beschlagnahmte zehntausende Münzen und die Prägemetalle Gold und Platin im Millionenwert.

Der Schlag gegen die Dollarkonkurrenz hat einen unerwünschten Effekt. Er befeuert die Kampagne eines republikanischen Präsidentschaftskandidaten aus Texas, Ron Paul. Der hat offiziell zwar nichts mit den Privatmünzern zu tun, doch wie sie tritt er für die Werte der Verfassungsgründer ein. Pauls Fans kennen daher nur noch ein Thema, den „Liberty Dollar“. Auf Ebay werden silberne „Ron-Paul-Dollars“ mit dem Kopf des Kandidaten zwischen 50 und 300 Dollar gehandelt statt zum Verkaufspreis von 20 Dollar. Er habe den 72-jährigen Abgeordneten aus Texas nicht einmal um sein Einverständnis für die Ausgabe des Ron-Paul-Dollars gebeten, sagte Firmenchef Bernard von Not Haus der „Washington Post“, um nicht unbeabsichtigt gegen Wahlkampfregeln zu verstoßen.

Beide treffen einen Nerv in der amerikanischen Gesellschaft. Viele Bürger misstrauen der Bundesregierung in Washington. Der Kursrutsch des Dollars in den jüngsten Monaten und die Inflation sind für Traditionalisten ein Beweis, dass der Abschied vom Goldstandard, demzufolge die Regierung den Gegenwert aller umlaufenden Banknoten in Edelmetall vorhalten musste, ein Fehler war.

Ron Paul ist ein Libertärer, der die Bush-Regierung von rechts kritisiert. Sie habe die republikanische Ideologie verraten: den Glauben, dass alle Macht von den Bürgern und Einzelstaaten ausgehen und die Bundesregierung so klein wie möglich bleiben muss. Ron Paul will die zentrale Steuerbehörde und das Bildungsministerium auflösen. Nur die Einzelstaaten haben das Recht, Steuern zu erheben. Auch Erziehung sei allein ihre Sache und die der Eltern. Im Irak habe Amerika nichts zu suchen, das Militär müsse drastisch reduziert werden. Die Terrorabwehr könnten private Fluglinien besser organisieren als die Mammutbehörden des Staates.

Ron Paul ist unter jungen Wählern sehr populär. Er hat eine Armee freiwilliger Wahlhelfer. Im Internet hat er kürzlich an einem einzigen Tag vier Millionen Dollar Spenden bekommen. Er ist Arzt, und seine Therapie für die USA lautet: zurück zu den Anfängen.

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