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Papst

© dpa

USA-Reise: Papst empfängt Opfer pädophiler Priester

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem USA-Besuch in einer überraschenden Geste der Versöhnung mehrere Opfer des Missbrauchsskandals durch katholische Priester getroffen. Am heutigen Freitag wird das Kirchenoberhaupt vor der UN-Generalversammlung sprechen und sich für die Stärkung der Menschenrechte einsetzen.

Benedikt XVI. traf am Donnerstag in der Kapelle der Nuntiatur in Washington mit einer "kleinen Gruppe von fünf oder sechs Personen - Männer und Frauen - zusammen, die von Mitgliedern des Klerus missbraucht wurden", teilte der Vatikan mit. Der Papst habe sich die Berichte der Opfer angehört. Anschließend habe er mit ihnen gemeinsam gebetet und "ihnen Worte der Hoffnung und der Ermutigung" zugesprochen, hieß es. Das Treffen hatte zunächst nicht auf dem päpstlichen Besuchsprogramm gestanden.

Das "sehr emotionale Beisammensein" habe etwa 25 Minuten gedauert, "einige der Teilnehmer sind in Tränen ausgebrochen", verlautete aus Vatikankreisen. Vertreter einer Organisation von Missbrauchsopfern, sprachen "von einem ersten positiven Schritt auf einem langen Weg." Es müssten aber noch viele weitere Schritte folgen. Der Missbrauchskandal, der die US-Kirche seit Jahren erschüttert, hat den Papstbesuch ín den USA über weite Strecken beherrscht und überschattet. Mehrfach nahm Benedikt dazu Stellung und äußerte sich "tief beschämt". Insgesamt sollen tausende Kinder und Jugendliche teilweise über Jahre hinweg von Priestern sexuell missbraucht worden sein. Teilweise wurden die Fälle von der Kirche Jahre lang vertuscht.

Rede vor der UN-Generalversammlung

Am Freitag steht mit der Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) der Höhepunkt der sechstägigen Reise auf dem Programm. Es wird erwartet, dass der Papst in seiner Rede eine Stärkung der Menschenrechte und der UN fordert. Außerdem steht ein Kurzbesuch in einer Synagoge in New York auf dem Programm.

Bereits am Donnerstag traf sich Benedikt in Washington mit Vertretern der Juden, um ihnen zum bevorstehenden Pessachfest zu gratulieren. Dabei betonte Benedikt erneut die gemeinsamen Wurzeln von Christen und Juden. Der Dialog der beiden Religionen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre habe "die Beziehungen fundamental zum Besseren gewandelt", meinte Benedikt.

Jüdische Gemeinden empört

Allerdings ging Benedikt nicht auf die jüngsten Spannungen durch die neue Form der lateinischen Karfreitags-Fürbitte ein. Jüdische Gemeinden in Deutschland und den USA hatten sich empört geäußert, weil das durch Benedikt geänderte Gebet nach wie vor eine Bitte nach Bekehrung der Juden enthält.

Ein pastoraler Höhepunkt der sechstägigen Reise war eine Messe vor rund 50.000 Gläubigen am Donnerstag im Baseball-Stadion in Washington. Benedikt warnte dabei vor einer Zerrüttung der sozialen Beziehungen, vor steigender Gewalt und Entfremdung zwischen den Menschen. "Wir sehen klare Zeichen eines Besorgnis erregenden Zusammenbruchs der Grundlagen der Gesellschaft", rief er der Menge zu. (tbe/dpa)

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