zum Hauptinhalt

USA: Schießereien vor Kirchen in Colorado - fünf Tote

Ein bewaffneter Mann hat am Sonntag auf dem Parkplatz einer Kirche in Colorado Springs mit einem Gewehr das Feuer auf Gläubige eröffnet. Zuvor hatte ein Täter in einem kirchlichen Wohnheim in Denver um sich geschossen. Ob es sich um ein und denselben Täter handelt, ist immer noch unklar.

Am Sonntagmorgen suchte ein Bewaffneter in Arvada, einem Vorort von Denver, ein kirchliches Missionszentrum auf und erschoss dort zwei junge Mitarbeiter. Zwölf Stunden später nahm ein Attentäter im 120 Kilometer entfernten Colorado Springs vor einer Großkirche Gläubige ins Visier. Zwei Menschen fielen den Kugeln zum Opfer, Wachleute erschossen den Attentäter. Die Polizei will nicht ausschließen, dass es sich in beiden Fällen um den selben Täter handelte.

Die Bluttaten kurz vor Weihnachten sorgen für Entsetzen und Ratlosigkeit. "Die Leute kamen zum Beten, doch was dann passierte, war eine Tragödie", sagte Brady Boyd, Pastor der New Life Church in Colorado Springs, die mit mehr als 10.000 Gläubigen eine der größten des Staates ist. Er habe gesehen, wie der Schütze vor der Mega-Kirche das Feuer eröffnet habe, berichtete Boyd. "Was ich da von meinem Fenster aus sah, erschien mir vollkommen unwirklich", sagte er. "Es bricht mir das Herz." Es sei "so unglücklich, dass wir in einer Gesellschaft leben, die so etwas zulässt". Nach Boyds Angaben befanden sich zum Tatzeitpunkt rund 7000 Menschen auf dem Gelände.

Der Schütze wurde von einem Wachmann der Kirche erschossen, sagte Polizeichef Richard Meyers. "Dadurch hat ein mutiger Sicherheitsbeamter wohl viele Menschenleben gerettet." Vier Menschen wurden bei der Attacke verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich.

"So etwas kann doch in jedem Supermarkt passieren"

Auch der Bürgermeister von Colorado Springs äußerte sich schockiert: "Dies ist ein trauriger und tragischer Tag für Colorado Springs", sagte Lionel Rivera. Viele Gemeindemitglieder zeigten sich nach der Tat entschlossen, auch weiter am Kirchgang festzuhalten. "So etwas kann doch in jedem Supermarkt passieren", sagte Kirchenbesucherin Amy Meyer. "Es ist so traurig, dass dies passiert", meinte Gemeindemitglied Judy Nelson. "Diese Kirche hat doch dazugelernt und eine neue Richtung eingeschlagen."

Die New Life Church in Colorado Springs war vor einem Jahr in Negativschlagzeilen geraten. Ihr Begründer und damaliger Pastor Ted Haggard hatte nach einem Sex- und Drogenskandal seinen Rücktritt erklärt. Unter anderem soll er ein Verhältnis mit einem männlichen Prostituierten gehabt haben. Haggard war einer der bekanntesten Vertreter der streng protestantischen US-Evangelikalen. Der erzkonservative Prediger unterstützte US-Präsident George W. Bush im Wahlkampf 2004.

Abgewiesen und durchgedreht

Die erste Bluttat hatte sich nahe Colorados Hauptstadt Denver ereignet, wo ein Bewaffneter in ein christliches Missionszentrum eindrang. Er erschoss zwei 20-jährige Gemeindemitarbeiter und verletzte zwei weitere, bevor er die Flucht ergriff. Nach Angaben des Polizeichefs von Arvada, Don Wick, war der Täter etwa 20 Jahre alt. Möglicherweise habe er in der Mission nach einem Platz zum Schlafen gefragt, sei abgewiesen worden und deshalb durchgedreht. Auf die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen beiden Taten sagte Wick: "Es gibt Grund für diese Annahme."

Gewalttaten mit Schusswaffen sind in den USA auch wegen der lockeren Waffengesetze keine Seltenheit. Am Mittwoch hatte ein mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffneter Teenager in einem Einkaufszentrum in Nebraska acht Menschen getötet, bevor er sich selbst erschoss. In den USA mit ihren 300 Millionen Einwohnern befinden sich nach Behördenangaben 200 Millionen Schusswaffen im Besitz von Privathaushalten. (smz/AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false