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Valencia: Schweigeminuten für die Opfer

Mit fünf Schweigeminuten haben die Bewohner Valencias am Dienstag der Opfer des U-Bahn-Unglücks gedacht. Über die Ursache wird immer noch spekuliert. Nur einen Anschlag schließen die Behörden aus.

Valencia - Einen Tag nach dem schweren U-Bahn-Unglück in der spanischen Küstenstadt Valencia ist die Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen. Bis auf eine seien alle Leichen identifiziert, teilte der Unterpräfekt der Stadt, Luis Felipe Martinez, am Dienstag mit. 39 Insassen des Unglückszuges wurden noch im Krankenhaus behandelt, zwei davon schwebten in Lebensgefahr. Auf der Suche nach der Unglücksursache werteten Experten die Blackbox der U-Bahn aus. Spekulationen über überhöhte Geschwindigkeit wies ein Sprecher der Eisenbahngewerkschaft in Valencia zurück. Die Behörden schließen einen Anschlag aus. Zur Beisetzung der Opfer am Abend wurden das spanische Königspaar und Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero erwartet.

Die Trauerfeier sollte um 19.00 Uhr in der Kathedrale von Valencia stattfinden. Regierungschef Zapatero brach einen Besuch in Indien ab, um zu dem Gottesdienst kommen zu können. Die Regionalbehörden ordneten drei offizielle Trauertage an. In Valencia hielt am Mittag das öffentliche Leben für fünf Minuten still. Auch die Stadtverwaltung von Madrid rief ihre Bewohner auf, an der zentralen Puerta del Sol fünf Schweigeminuten für die Opfer einzulegen. Dies taten auch die Mitarbeiter der Regierung.

Eine ranghohe Regierungsvertreterin kam nach Valencia, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen und die Verletzten im Krankenhaus zu besuchen. Allein 18 Todesopfer stammten aus dem Ort Torrent zwölf Kilometer von Valencia entfernt. Der Torrenter Bürgermeister Josep Breso, besuchte am Dienstagmorgen das Leichenschauhaus. «Das ist ein Unglück, das eine Stadt unmöglich verarbeiten kann», sagte er. «Ich bin niedergeschlagen und untröstlich.»

Bei dem Unglück waren zwei der vier Waggons der U-Bahn der Linie 1 zwischen den Stationen Jesús und Plaza de España aus den Gleisen gesprungen. Die Helfer brauchten Stunden, um die eingeklemmten Insassen aus dem Zugwrack zu befreien. Seit der Nacht arbeiteten Techniker mit Kränen daran, die Waggons aus dem Tunnel zu bergen.

Fahrer des Zuges gestorben

Inzwischen starb auch der Fahrer des Unglückszuges, was die Suche nach der Ursache weiter erschwerte. Alle Hypothesen würden derzeit überprüft, betonte Unterpräfekt Martinez. «Die Ursachen finden sich in der Blackbox», die am Dienstag gefunden wurde. Am Vortag hatte Martinez vermutet, der Unfall sei möglicherweise durch überhöhte Geschwindigkeit ausgelöst worden. Am Dienstag erklärte aber der für Infrastruktur verantwortliche Regionalvertreter José Ramon Garcia Anton, entgegen ersten Angaben seien die Räder ebenso wie das Tunnelgewölbe der U-Bahn «in perfektem Zustand». Bei dem Unglück seien weder Gleise noch Schienen beschädigt worden.

Der entgleiste Zug wurde nach Behördenangaben erst Ende Juni technisch überprüft. Auf derselben Linie hatte es im September vergangenen Jahres schon einmal einen Unfall mit 35 Verletzten gegeben.

Das Unglück im Zentrum von Valencia ereignete sich wenige Tage vor einem Besuch des Papstes. Das katholische Kirchenoberhaupt wird zum Abschluss des Weltfamilientreffens am kommenden Samstag und Sonntag in der Stadt erwartet. Die spanische katholische Kirche rechnet mit mindestens 1,5 Millionen Gläubigen. Viele Pilger befinden sich schon in der Stadt. (tso/AFP)

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