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Soldaten gehen in Deckung vor dem Gefängnis in Uribana.

© AFP

Update

Venezuela: Mehr als 60 Tote nach Ausschreitungen in Gefängnis

Bei Ausschreitungen zwischen Gefängnisinsassen und Sicherheitskräften kamen mindestens 50 Menschen ums Leben, 90 weitere wurden Verletzt. Auslöser war offenbar die Durchsuchung der Zellen durch das Militär.

Bei schweren gewaltsamen Zusammenstößen in einer Haftanstalt in Venezuela sind mehr als 60 Menschen getötet und 120 weitere verletzt worden. Angehörige versuchten am Samstag verzweifelt, an Informationen über das Schicksal der Inhaftierten in dem Gefängnis Uribana im Bundesstaat Lara im Nordwesten des Landes zu kommen. Die Opposition warf der Regierung in Caracas „Unfähigkeit“ vor, diese wiederum leitete eine Untersuchung der Vorfälle ein.

Es gebe mindestens 61 Todesopfer, sagte ein Arzt vor Ort. Die meisten Todesopfer hätten Schusswunden erlitten. Etwa 120 weitere Menschen seien zudem bei den Zusammenstößen am Freitag zwischen rivalisierenden Banden und Sicherheitskräften verletzt worden. Vor dem Gefängnis fanden sich rund 200 Angehörige ein. „Ich weiß nicht einmal, ob mein Sohn lebt oder tot ist“, sagte Elvira Rodriguez. „Ich habe in allen Krankenhäusern nach ihm gesucht.“ Andere beklagten, dass niemand ihnen Auskunft über ihre Angehörigen gebe.

Die für die Haftanstalten des Landes verantwortliche Ministerin Iris Varela sagte, die schwere Meuterei sei ausgebrochen, nachdem sich Gefangene gegen die Durchsuchung der Zellen nach illegalen Waffen gewehrt hatten. Ihren Worten zufolge entschlossen sich die Behörden zum Eingreifen, nachdem sie Hinweise erhalten hatten, dass Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Banden drohten, die um die Vorherrschaft in der Haftanstalt kämpfen. Varela machte den oppositionellen TV-Sender Globovision, soziale Netzwerke im Internet und die Web-Seite der Tageszeitung „El Impulso“ für den Gewaltausbruch mitverantwortlich. Deren Ankündigung über die Durchsuchungsaktion sei am Freitag „ein Zünder für die Gewalt“ gewesen, die dann zur Meuterei geführt habe.

Oppositionsführer Henrique Capriles sprach von einem „Massaker“ und warf den Behörden „Unfähigkeit“ und „Verantwortungslosigkeit“ vor. Die Regierung sie unfähig, die Lage in den Gefängnissen zu kontrollieren. „Wie viele Tote muss es noch geben, bis die Regierung ihr Scheitern anerkennt und es Änderungen gibt?“, fragte er.

In Venezuela kommt es in den oft überfüllten Gefängnissen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Oft handelt es sich dabei um Abrechnungen zwischen rivalisierenden Banden. Die Waffen werden meist von Besuchern oder bestochenen Wärtern in die Haftanstalten geschmuggelt. Im vergangenen August waren in dem Gefängnis Yare I der Stadt Guatire bei Caracas 25 Häftlinge bei blutigen Kämpfen zwischen Gangs ums Leben gekommen. (dpa/AFP)

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