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Panorama: Vermeintliche Geisel-SMS foppt Polizei

Bewaffnete Posträuber entkommen unentdeckt

Die Kasseler Polizei hat in der Nacht zum Samstag stundenlang ein leeres Gebäude belagert, weil sie durch SMS-Nachrichten von Zaungästen in die Irre geführt wurde. Wegen der Handy-Kurzbotschaften ging die Polizei von einer Geiselnahme aus, doch die vermeintlichen Geiselnehmer waren längst auf der Flucht. Der Einsatz des Polizei-Sonderkommandos mit rund 100 Beamten war durch einen bewaffneten Überfall auf eine Poststelle ausgelöst worden.

Nach Polizeiangaben waren am Freitagabend zwei maskierte Männer in die Poststelle in Fuldatal-Ihringshausen bei Kassel eingedrungen. Sie drängten eine Angestellte, die gerade abschließen wollte, zurück in das Gebäude und verletzten die 55-Jährige mit Schlägen und Tritten. Die Frau entkam blutüberströmt durch ein Fenster. Die bereits aktivierte Alarmanlage rief die Polizei herbei. „Als sich ein Beamter dem Gebäude näherte und um eine Ecke blickte, wurde auf ihn geschossen“, sagte Wolfgang Jungnitsch, Sprecher der Kasseler Polizei, dem Tagesspiegel am Samstag. Niemand wurde verletzt. Offenbar entkamen die Täter ohne Beute, bevor die Polizei das Gebäude umstellt hatte.

Dann sorgte ein in der Nähe wohnender Mann für Verwirrung, der den Beamten drei mysteriöse SMS-Nachrichten zeigte, die ein Unbekannter auf sein Handy geschickt hatte. Die Botschaften lauteten: „Bin Geisel, melde mich“, „Postamt in Ihringshausen“ und „Als Geisel in unmittelbarer Nähe“. „Gerade weil die Nachrichten so bruchstückhaft waren, erschien es denkbar, dass eine Geisel auf sich aufmerksam machen wollte“, so Jungnitsch. Wegen der vermeintlichen Geiselnahme stürmten die Polizisten die leere Poststelle erst Stunden später, um ein Uhr morgens. Da waren die Räuber längst über alle Berge.

Kurz darauf drangen Einsatzkräfte in eine Wohnung in der Nähe ein und nahm zwei Männer fest, 33 und 52 Jahre alt. Doch die Polizei hatte nicht die Räuber, sondern die SMS-Absender ausfindig gemacht. Die beiden hatten den Polizeieinsatz von einer Kneipe aus beobachtet. Aus einer Bierlaune heraus wollten sie ihren Bekannten per SMS auf den Arm nehmen und verschafften den Posträubern so Zeit für die Flucht.

Die scherzhaft gedachten Botschaften könnten die Absender teuer zu stehen kommen. „Wir prüfen, ob wir sie für die Einsatzkosten haftbar machen können“, sagte Polizeisprecher Jungnitsch. „Das wären mehrere Tausend Euro.“ Die Staatsanwaltschaft könnte die beiden auch wegen Strafvereitelung anklagen. Die wird mit Geldstrafe oder Haft bis zu fünf Jahren bestraft.

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