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Verschollener Frachter: Besatzung der "Arctic Sea" gerettet

Nach mehr als drei Wochen ist der vermisste Frachter "Arctic Sea" vor der Küste Westafrikas entdeckt worden. Die Besatzung ist an Bord eines russischen Kriegsschiffs gebracht worden.

Der seit drei Wochen vermisste Frachter Arctic Sea liegt nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vor den Kapverdischen Inseln. Die Besatzung sei in Freiheit, gesund und nun an Bord einer russischen Fregatte, teilte der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow mit.

Das Schiff sei um 01.00 Uhr Moskauer Zeit (Sonntag, 23.00 Uhr MESZ) rund 300 Seemeilen (550 Kilometer) vor dem Inselstaat Kap Verde gefunden worden. Die 15 russischen Seeleute würden derzeit von Ermittlern vernommen. Der russische U-Boot-Jäger Ladny der Schwarzmeerflotte habe die Männer an Bord genommen, hieß es.

Warum die Arctic Sea von ihrem Kurs abgekommen war und ob die finnische Reederei Lösegeld gezahlt hat, diese Fragen sind noch offen. Russische Medien berichteten über eine Forderung von mindestens 1,5 Millionen US-Dollar (rund eine Million Euro) und auch die finnische Polizei sprach von einer Lösegeldforderung. Noch im Laufe des Tages werde womöglich mehr Klarheit darüber bestehen, was an Bord der Arctic Sea passierte, warum der Kontakt abbrach und warum das Schiff seinen Kurs wechselte, sagte Serdjukow.

Der Direktor der Reederei Solchart Management Ltd., Viktor Matwejew, bestätigte das Ende der mysteriösen Irrfahrt: "Wir sind froh, dass die vollständige Besatzung in Sicherheit ist." Etwa 20 Länder hatten in den vergangenen Tagen nach dem Schiff gesucht. Laut Russlands Nato-Botschafter Dmitrij Rogosin war die Situation "ernst". Russland habe aber erneut gezeigt, dass es "jedem seiner Bürger Schutz gewähren könne, wo auch immer sich dieser befinde". Rogosin dankte der Nato für ihre Hilfe bei der nervenaufreibenden Suche.

Montagmorgen hatte die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass bereits gemeldet, dieArctic Sea habe am vergangenen Wochenende den Inselstaat Kap Verde passiert und bewege sich mit unklarem Ziel weiter. Experten schätzten, dass der Brennstoff des Schiffes in den kommenden zwei Tagen ausgehen würde und der Frachter daher einen Hafen anlaufen müsse.

Das Schiff sollte Holz im Wert von über einer Million Euro von Finnland nach Algerien bringen. Den letzten offiziellen Funkkontakt zum Frachter hatte die britische Küstenwache am 28. Juli in der Straße von Dover. Seitdem wurde spekuliert, ob die Arctic Sea in die Hand von Piraten gefallen oder mit einer geheimen Ladung – möglicherweise Waffen – in Richtung Afrika unterwegs war.

Hartnäckig hielt sich der Verdacht des Reeders, die Arctic Sea sei von Piraten entführt worden. Sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten, wäre es der erste Fall von Seeräuberei in europäischen Gewässern seit mehr als 150 Jahren. Auf einen kriminellen Hintergrund deutete nach Ansicht anderer Experten dagegen ein Vorfall an Bord des Schiffes vor dessen Verschwinden: Am 24. Juli hatten nach maltesischen Angaben bewaffnete und maskierte Männer die Arctic Sea in schwedischen Hoheitsgewässern geentert. Sie gaben sich demnach als Drogenfahnder aus und sollen Besatzungsmitglieder misshandelt und teilweise schwer verletzt haben. Die schwedischen Behörden versicherten jedoch, keinen Einsatz gegen die Arctic Sea unternommen zu haben.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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