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Panorama: Viele Augen wachen über die Wasserratten

Doch Ebbe in den Kassen gefährdet Sicherheit/ Lage im Osten "bedrohlich"/ Kaum DLRG-Mitglieder BERLIN (ddpADN).Mit Beginn der Badesaison haben auch sie wieder Hochkonjunktur: die Lebensretter.

Doch Ebbe in den Kassen gefährdet Sicherheit/ Lage im Osten "bedrohlich"/ Kaum DLRG-Mitglieder BERLIN (ddpADN).Mit Beginn der Badesaison haben auch sie wieder Hochkonjunktur: die Lebensretter.Fast 500 Menschen haben freiwillige Helfer 1996 bundesweit vor dem Ertrinken gerettet.In jedem zehnten Fall riskierten sie dabei ihr eigenes Leben.Die Zahl der SOS-Rufe ging zwar im Vorjahr wegen des kühlen Sommers zurück.Grund zur Entwarnung bestehe aber nicht, sagt der Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Martin Janssen.Eine Hitze-Saison kann die Statistik schnell wieder in die Höhe treiben. 500 000 Mitglieder zählt die DLRG.Davon kommen gerade mal 10 000 aus den neuen Bundesländern.Der personelle Mangel und die Ebbe in den Kassen der Kommunen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer.Bereits jetzt entfällt rund ein Drittel aller tödlichen Badeunfälle auf den Osten.Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ertrinken in den neuen Bundesländern jährlich fast doppelt so viele Menschen wie im Westen.1995 wurden bundesweit 680 derartige Todesfälle registriert, davon 199 im Osten.Unter den Opfern waren 71 Kinder unter sechs Jahren.Abgesehen von der Verletzung der Aufsichtspflicht bei Kindern ist Leichtsinn die Hauptursache dieser tragischen Unfälle.Ist "Teufel Alkohol" im Spiel, können auch exzellente Schwimmer die Kontrolle verlieren.Hinzu kommt die wachsende Zahl von Wassersportanhängern, die nun den zu DDR-Zeiten weniger verbreiteten Hobbys wie Tauchen, Segeln und Surfen frönen. Der Wasserrettungsdienst im Osten ist nur unzureichend gerüstet, sagt DLRG-Präsident Kurt Wilke.Mittlerweile sei die Lage bedrohlich.Unter dem Sparzwang würden immer mehr kommunale Bäder geschlossen, sodaß eine flächendeckende Schwimm- und Rettungsausbildung kaum noch möglich sei.Wilke ist enttäuscht über den Aufbau der DLRG im Osten, der weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei.Es fehle überdies an Wachstationen und moderner Ausrüstung. Auf die DLRG allein sollten die Kommunen nicht setzen, da die Ost-Verbände infolge ihrer dünnen Personaldecke und damit geringer Beitragseinnahmen selbst unter Geldsorgen leiden.Zählen doch Brandenburg gerade 1800 sowie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt jeweils nur 2000 Mitglieder.Thüringen liegt mit 2300 Aktiven im Osten an der Spitze.Ohne das große Engagement wäre die Arbeit nicht zu bewältigen, sagt Wilke.So werden 85 Prozent der Ostsee-Strände von ortsansässigen Rettungsschwimmern gesichert.Für 1995 stehen 95 000 Wachstunden zu Buche. Um die ärgsten Nöte zu beheben, hat die DLRG-Zentrale 1992 ein Förderprogramm für die Ost-Landesverbände aufgelegt.Bis 1995 stellte sie jährlich 250 000 Mark bereit.1996 und 1997 wurde die Summe nochmals um jeweils 150 000 Mark aufgestockt.Die Mittel gingen vor allem in Qualifizierung, Ausrüstung, Geschäftsstellen und Werbung.Unterstützung erhält die DLRG in den neuen Bundesländern seit 1994 auch von den Gothaer Versicherungen. Die Finanzknappheit ist aber nicht allein ein Ost-Problem.Auch in den alten Bundesländern geht die Zahl der Schwimmprüfungen wegen geschlossener und überfüllter Bäder seit Jahren zurück.Die Wartelisten werden immer länger.Bleibt dies so, befürchtet die DLRG langfristig einen Anstieg der tödlichen Badeunfälle.

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