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Update

Vier Deutsche vermisst: Schwere Vorwürfe gegen Kapitän der "Costa Concordia"

Nach dem Schiffbruch der "Concordia" rätseln die Experten, wie es zu dem Unglück kommen konnte, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen. Unter den Vermissten sind offenbar auch vier Deutsche.

Nach der schweren Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ mit 4200 Menschen an Bord vor der toskanischen Küste erheben Experten schwere Vorwürfe gegen den Kapitän. Der 52-Jährige sei einen „absonderlichen Kurs“ gefahren. Das Schiff war in der Nacht zu Samstag vor der Insel Giglio auf einen Felsen gelaufen und zur Seite gekippt. Am Sonntagabend galten noch mindestens 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder als vermisst - darunter vier Deutsche. Vermisst werden unter anderem ein Ehepaar aus Hessen sowie zwei Frauen aus Baden-Württemberg. Mindestens fünf Menschen starben bei der Katastrophe, 60 Menschen wurden verletzt. Der Kapitän kam in Untersuchungshaft. Ihm wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Zudem soll er das Schiff vorschnell verlassen haben.

Das Schiff sei viel zu nah an die Küste der Insel Giglio und damit in gefährliches Gebiet gelangt, berichtete die Kreuzfahrtgesellschaft European Cruiser Association (Eucras) am Sonntag in Wiesbaden mit Verweis auf Schiffsnavigationsdaten. „Dieser Kurs hätte nie gesteuert werden dürfen.“ Anwohner hätten berichtet, dass Costa-Schiffe dem Ufer öfters so nah kämen. Der Kapitän soll das Schiff bis auf 150 Meter ans Ufer herangefahren haben. Womöglich wollte er Inselbewohner mit einem Signalton grüßen.

Auch gegen den ersten diensthabenden Offizier werde ermittelt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Der Kapitän wurde festgenommen, weil Fluchtgefahr bestehe oder er Beweismaterial manipulieren könnte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Von der gefundenen Blackbox erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über den Unfallhergang.

Angehörige von Passagieren der "Costa Concordia" können sich an die Krisenhotline des Auswärtigen Amtes wenden, Telefon: 030/1817. ++++

Eine Frau aus dem hessischen Dreieich hat ihre Eltern als vermisst gemeldet. „Meine Eltern waren auf der Costa Concordia, die am Freitag gekentert ist und seitdem haben wir überhaupt keine Informationen und sie gelten als vermisst“, sagte die Frau am Sonntagabend dem Radiosender Hit Radio FFH. Ein Sprecher der Polizei in Offenbach bestätigte am Abend der Nachrichtenagentur dpa, dass eine solche Vermisstenanzeige vorliegt. Das Bundeskriminalamt (BKA) sei bereits in die Ermittlungen eingeschaltet. Das vermisste Paar aus Mühlheim am Main, 71 und 72 Jahre alt, war den Angaben zufolge mit einer Reisegruppe aus dem Raum Aschaffenburg unterwegs. Sie habe sich sowohl bei der Deutschen Botschaft in Rom und beim Auswärtigen Amt als auch bei der Reederei um Aufklärung bemüht, sagte die FFH-Hörerin. „Das muss sehr chaotisch alles ablaufen, man kriegt von jedem andere Informationen“, sagte sie.

Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden, sagte ein Sprecher des Smit-Mutterkonzerns Boskalis Westminster am Sonntag. Nach der Katastrophe mit mehreren Toten und vielen Vermissten am Freitagabend wird auch eine Ölpest infolge leckgeschlagener Schiffstanks befürchtet. Bisher seien aber keine solchen Lecks bekannt, sagte der Boskalis-Sprecher.

Smit, einer der weltweit größten Schiffsbergungsspezialisten, war unter anderem an der Hebung des verunglückten russischen Atom-U-Boots “Kursk“ 2001 und der Bergung der im Ärmelkanal gesunkenen Fähre “Herald of Free Enterprise“ 1987 beteiligt.

“Erste Priorität hat die Suche nach den Vermissten. Daran sind wir nicht beteiligt“, sagte der Boskalis-Sprecher. “Sobald wir das Schiff betreten können und wenn es stabil ist, können wir mit dem Abpumpen des Öls beginnen.“ Erst danach könnten Versicherer und Schiffseigner entscheiden, ob das 290 Meter lange Wrack geborgen werden könne. Dabei handele es sich um einen separaten Auftrag, der noch nicht vergeben sei.

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Taucher haben zwei Leichen im havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ gefunden. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Sonntag. Bei den Toten handelt es sich laut Küstenwache um zwei ältere Männer. Sie seinen beide mit angelegten Rettungswesten in derselben Kabine gefunden worden. Über ihre Nationalität wurde zunächst nichts bekannt. Damit steigt die Zahl der Opfer des Schiffbruchs vor der toskanischen Küste auf fünf. An Bord des Kreuzfahrtschiffes waren auch rund 570 Deutsche. Ein Sprecher der deutschen Niederlassung des Kreuzfahrtanbieters Costa sagte am Sonntagnachmittag, mittlerweile seien zwischen 510 und 520 deutsche Passagiere wieder in Deutschland, die übrigen befinden sich demnach noch in Italien.Laut Medienberichten befanden sich unter den derzeit noch Vermissten möglicherweise noch Deutsche. Weder Claasen noch dem Auswärtigen Amt lagen dazu auf Anfrage Informationen vor.

Zu einigen habe Costa noch keinen Kontakt aufnehmen können, sagte Sprecher Werner Claasen. Er konnte aber nicht genau sagen, um wie viele Passagiere es sich handelt. „Wir haben Kontakt zu allen, die in Deutschland eingetroffen sind.“ Die Reederei habe aber „keinen hundertprozentigen Überblick“, wo die anderen seien.

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Der Verband der Kreuzfahrtpassagiere wirft dem Reedereiunternehmen Versagen vor. „Wir erheben schwere Vorwürfe gegen die Reederei Costa“, sagte Stefan Jaeger, Präsident der European Cruiser Association (Eucras), der „Financial Times Deutschland“. Der Verein mit Sitz in Wiesbaden vertritt vor allem die Interessen von Passagieren. Jaeger vermutet, dass sich der Kapitän falsch verhalten habe. So sei es höchst fahrlässig, dass das Kreuzfahrtschiff so eng an der Insel Giglio vorbeigefahren sei. Inselbewohner hätten berichtet, dass in letzter Zeit vermehrt Schiffe der Costa-Reederei diese gefährlichen Routen genommen hätten. „Trifft dies zu, dann hätte die Reederei eingreifen müssen“, sagte Jaeger. Unverständlich sei aus seiner Sicht auch das Chaos an Bord, nachdem das Schiff auf den Felsen gefahren sei und sich dann geneigt habe. „Besatzungsmitglieder sind eigentlich auf Notfälle wie diesen vorbereitet, sie werden ein bis zweimal pro Woche entsprechend in Übungen darauf gedrillt“, so Jaeger.

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Noch immer werden mehrere Dutzend Menschen vermisst. Auch Deutsche. Bundesaußenminister Guido Westerwelle schließt weitere deutsche Opfer der Havarie des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der italienischen Küste nicht aus. Er hoffe, dass "wir keine weiteren schlimme Nachrichten als Deutsche hören müssen", sagte Westerwelle am Sonntag am Rande einer FDP-Veranstaltung in Düsseldorf. Ausschließen könne er dies aber nicht, weil es immer noch Vermisste gebe, deren Schicksal noch nicht aufgeklärt werden konnte. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Schicksale der Vermissten aufzuklären", betonte der FDP-Politiker weiter. "Wir wissen, dass es deutsche Verletze gibt, die in Krankenhäusern behandelt werden", fügte er hinzu.

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Kapitän Schettino machte eine fehlerhafte Seekarte für das Unglück verantwortlich. Bewohner von Giglio sagte dagegen, der Luxusliner sei viel zu nah am Ufer gefahren und habe einen Felsen gerammt, der der örtlichen Bevölkerung wohlbekannt war.

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An Bord der gekenterten „Costa Concordia“ sind nach Angaben des Veranstalters Costa Kreuzfahrten wahrscheinlich keine Deutschen mehr. „Nach Lage der Dinge gehen wir nicht davon aus“, sagte Sprecher Werner Claasen am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Zwischen 40 und 50 der 560 deutschen Passagiere seien vermutlich noch in Italien. Zu sechs von ihnen habe das Unternehmen keinen Kontakt. Die Rückreise organisiere Costa unter anderem zusammen mit dem Auswärtigen Amt. An welchen Flughäfen die Reisenden landen werden, wollte der Sprecher nicht sagen. „Viele Leute haben keine Pässe mehr“, sagte Claasen. Die Passagiere seien aus ganz Deutschland gekommen, es gebe keinen regionalen Schwerpunkt. Genaue Angaben zu der Herkunft der Reisende werde das Unternehmen nicht veröffentlichen. Auch zu den Ursachen des Unglücks machte der Sprecher keine Angaben. Es werde aber möglicherweise am Sonntag eine Stellungnahme oder Pressekonferenz des Unternehmens und der Behörden geben. Zwei der vermissten Passagiere der gekenterten „Costa Concordia“ haben sich in Rom gemeldet. Die beiden Japaner seien nach der Rettung von Bord in einen Bus gestiegen, ohne sich von den Behörden registrieren zu lassen. Das berichtete der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, am Sonntag. Die italienische Küstenwache hat inzwischen auch die Blackbox des Schiffes gefunden und beschlagnahmt. Davon erhoffen sich die Ermittler Aufklärung über die Route des Kreuzfahrtschiffes. Verschmutzung durch Treibstoff aus dem Schiff gibt es nach Behördenangaben derzeit nicht. Gefahr könnte erst bei einer Änderung des Wetters bestehen, heißt es.

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Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gibt es noch keine abschließende Sicherheit über den Verbleib einiger deutscher Passagiere. Es gebe noch „einige ungeklärte Fälle“, sagte eine Sprecherin der Behörde am Sonntag in Berlin. Dabei könne es sich unter anderem um Menschen handeln, die kein Telefon hätten oder nach dem Unglück verwirrt seien. Berichte, wonach noch zwei Deutsche vermisst werden, wollte die Sprecherin ausdrücklich nicht bestätigen. Auch machte sie keine Angaben dazu, ob Deutsche möglicherweise noch in dem Schiff sind. Etwa zehn deutsche Passagiere seien verletzt worden. Der letzte sei am Sonntag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Aus Datenschutzgründen könnten die genauen Passagierlisten nicht veröffentlicht werden.

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Der Kapitän Francesco Schettino wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 52-Jährigen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Herbeiführung eines Schiffbruchs. Er sei im Dienst gewesen und habe die Route vorgegeben, auf der sich das Schiff „sehr ungeschickt“ der Insel Giglio genähert habe und auf einen Felsen gefahren sei, sagte Staatsanwalt Francesco Verusio. Zudem habe er das Schiff verlassen, als ein Großteil der Passagiere und Besatzung noch darauf wartete, von Bord zu kommen. Auch gegen den ersten diensthabenden Offizier werde ermittelt, berichtete Ansa.

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Mehr als 36 Stunden nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio ist ein weiterer Schiffbrüchiger aus dem Wrack gerettet worden. Wie die Behörden mitteilten, gelang es am späten Sonntagmorgen, das Besatzungsmitglied Marrico Giampietroni zu befreien. Ein Hubschrauber kreiste über dem auf der Seite liegenden Luxusliner, um den Schiffbrüchigen aufzunehmen und an Land zu fliegen.

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Bereits am Sonntagmorgen hörten die Rettungskräfte Geräusche in einem schwer zugänglichen Teil der auf der Seite liegenden „Costa Concordia“, teilten die Feuerwehren mit. Dort gebe es jedoch durch das Unglück versperrte Türen und andere Hindernisse auf dem Weg zu möglichen Überlebenden, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Kreufahrtschiff soll nun Kabine für Kabine abgesucht werden. Derzeit werden noch 39 Menschen vermisst. Konkret hätten die Retter laut Küstenwache Sprachkontakt zu einer dritten Person im Wrack der "Concordia". "Wir versuchen das schier Unmögliche, um zu der Person vorzudringen", sagte ein Sprecher der Küstenwache dem italienischen Fernsehen.

Glück im Unglück in den Flitterwochen

Geräusche hatten die Retter in der Nacht auch zu einem koreanischen Paar geführt. Dieses konnte in der Nacht lebend aus einem der unteren Decks des Schiffs gerettet werden, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Die Feuerwehr versuche, jede Kabine des Luxusliners zu erreichen, und habe zunächst nur aus der Entfernung mit den beiden 29-Jährigen sprechen können. Später seien Helfer jedoch in die Kabine vorgedrungen und hätten das frisch verheiratete Paar geborgen, hieß es. Die beiden seien wohlauf.

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Am Tag nach dem schweren Schiffsunglück vor Italien befürchtet die Küstenwache einen vollständigen Untergang der „Costa Concordia“. Das Kreuzfahrtschiff befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen und vollständig sinken, sagte ein Sprecher in der Nacht zum Sonntag. Rettungskräfte bargen indes ein Paar aus Südkorea lebend aus dem Innern des Wracks.

Die Suche nach Überlebenden auf dem Schiff sei angesichts des möglichen Untergangs der fast 300 Meter langen „Costa Concordia“ eine „riskante Operation“, sagte der Sprecher der Küstenwache. Noch würden jedoch 50 bis 60 Menschen vermisst, weshalb die Rettungskräfte ihre Bemühungen fortsetzten.

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Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal von 39 Menschen. Wie der Präfekt von Grosseto, Giuseppe Linardi, laut Ansa noch vor der Bergung der beiden Überlebenden mitteilte, seien 4.232 Menschen aus 62 Ländern an Bord der „Costa Concordia“ gewesen. Bisher habe man allerdings erst Erkenntnisse über den Verbleib von 4.191 Personen. „Wir sind dabei, alle Möglichkeiten zu überprüfen“, sagte Linardi.

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Bei dem Schiffsunglück vor der toskanischen Küste sind in der Nacht zum Samstag zwei französische Touristen und ein peruanisches Crew-Mitglied ums Leben gekommen. Dutzende Menschen wurden am Abend nach der Havarie nahe der kleinen Insel Giglio noch vermisst. 67 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ seien verletzt worden oder müssten zumindest medizinisch beobachtet werden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Etwa 4230 Passagiere und Besatzungsmitglieder waren an Bord.

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Die Crew hatte einen Stromausfall gemeldet, bevor das Schiff vom Kurs abkam. Nach ersten Ermittlungen habe das Schiff einen Felsen gerammt, sagte der Chef des Kreuzfahrtunternehmens Costa Crociera, Gianni Onorato, dem italienischen TV-Sender Sky 24. Der Kapitän, der in diesem Moment auf der Brücke gewesen sei, habe dann entschieden, das Schiff evakuieren zu lassen. Er wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Kapitän wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Herbeiführung eines Schiffbruchs. Die Präfektur in Grosseto teilte mit, sie lasse prüfen, wie die 2400 Tonnen Treibstoff in den Tanks gesichert werden könnten, um eine größere Umweltverschmutzung zu vermeiden.

Die 566 deutschen Passagiere des Kreuzfahrtschiffes sollten noch am Samstagabend auf dem Münchner Flughafen ankommen. Sie wurden nach Angaben des Pressesprechers der Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, vom Flughafen in Rom mit Linienmaschinen der Lufthansa nach Deutschland geflogen. 10 bis 12 der deutschen Passagiere seien nach seinem Kenntnisstand bei dem Unglück leicht verletzt worden, sagte Claasen. Aber auch sie sollten nach Deutschland fliegen.

Gefühlt, wie auf der Titanic

Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff lag in kompletter Schräglage vor der Insel. Den ganzen Tag über suchten Rettungsmannschaften im Schiff und auf dem Meer noch nach Vermissten, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Passagiere sagten in mehreren Interviews, an Bord sei Panik ausgebrochen, die Rettung sei viel zu spät eingeleitet worden und chaotisch gewesen. Viele sprangen ins kalte Wasser, um die nahe Insel schwimmend zu erreichen. Rettungsmannschaften berichteten, sie hätten bis zu 150 Menschen aus dem Meer geborgen und an Land gebracht.

Eine 20 Jahre alte Spanierin musste wegen Unterkühlung behandelt werden. "Um diese Jahreszeit rutscht die Temperatur nachts auf O Grad ab, die im Wasser kann bei 14-15 Grad bleiben. Auch wenn die Wetterbedingungen dieser Nacht gut waren und das Meer ruhig, kann man diese Temperaturen nur 30 Minuten aushalten", sagte der behandelnde Arzt, Giorgio Rizzardi, der Lokalzeitung "Il Tirreno".

Die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere nannte den Unfall ihres Schiffes eine bestürzende Tragödie und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. In einer Seite der „Costa Concordia“ klaffte ein 70 Meter langer Riss, Fernsehbilder zeigten, dass das unmittelbar vor der Küste der Insel liegende Schiff schwere Schlagseite hat. Es habe offensichtlich einen Felsen geschrammt, sagte ein Augenzeuge.

Der Unglücksort befindet sich nur wenige hundert Meter vor dem Hafen der Insel. Am Samstag wurde noch in dem unter Wasser liegenden Teil des havarierten Kreuzfahrtschiffes nach Menschen gesucht. Auch mehrere Hubschrauber wurden eingesetzt. Passagiere aus mehr als 20 Ländern hatten die Kreuzfahrt gebucht.

Als das Schiff Schlagseite bekam, seien Passagiere in Panik geraten und über Bord gesprungen, sagte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi. Die zunehmende Neigung des Schiffes habe die ordnungsgemäß erfolgte Evakuierung sehr erschwert, erklärte die Kreuzfahrtgesellschaft.

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Eine Reihe von Passagieren klagte, die Besatzung habe für die Rettungsaktionen nicht richtig ausgebildet gewirkt. Das zuständige Hafenamt von Livorno ordnete daraufhin eine Untersuchung zur Ursache des Unglücks sowie zum Umgang der Crew mit Rettungsbooten und Schwimmwesten an.

„Es ging ein Ruck durch das Schiff“, beschrieb der Deutsche Peter Honvehlmann aus Nordrhein-Westfalen per Telefon der Nachrichtenagentur dpa die Situation. „Innerhalb kürzester Zeit bekam es eine Schräglage, so dass die Vasen von den Tischen fielen, von den Tresen fiel alles runter, (...) so ähnlich wie im Film «Titanic«, man hat es nicht geglaubt.“ Der 38-Jährige wurde zusammen mit seiner Frau gleich zu Beginn der Evakuierung von Bord gebracht. Man sei von einem technischen Defekt unterrichtet worden, sagte Honvehlmann. Die Mannschaft habe versucht, die Leute zu beruhigen. „Dann trieb das Schiff immer mehr auf die Küste zu.“ Die Rettung sei chaotisch gewesen. „Das war die erste Kreuzfahrt in meinem Leben und sicherlich auch die letzte, sowas geht ja gar nicht.“ Das Schiff wurde nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere, um die sich 1100 Besatzungsmitglieder kümmern. Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der „Costa Concordia“. 2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo in schwerem Sturm die Hafenbefestigung gerammt und war beschädigt worden.

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Nach Auskunft des Branchenverbandes European Cruise Council (ECC) haben Kreuzfahrtschiffe in den vergangenen beiden Jahrzehnten weltweit über 90 Millionen Passagiere befördert und dabei mit dem besten Sicherheitsergebnis der Tourismusbranche abgeschlossen. 2010 gab es nach ECC-Angaben in Europa 198 Kreuzfahrtschiffe mit Kapazitäten von 100 bis 3600 Passagieren. (dpa/rtr)

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