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Panorama: Vogelgrippe: Das Virus verändert sich Genmutation erleichtert die Bindung an Menschen

Eins der Vogelgrippeopfer in der Türkei war nach Angaben der WHO mit einem genetisch veränderten Virus infiziert. Die jetzt gefundenen Genveränderungen könnten bewirken, dass das H5N1-Virus bevorzugt an menschliche Zellen andockt.

Eins der Vogelgrippeopfer in der Türkei war nach Angaben der WHO mit einem genetisch veränderten Virus infiziert. Die jetzt gefundenen Genveränderungen könnten bewirken, dass das H5N1-Virus bevorzugt an menschliche Zellen andockt. Eine der Mutationen war schon bei einem kleineren Ausbruch der Vogelgrippe in Hongkong 2003 und später im Jahr 2005 in Vietnam festgestellt worden. Sie führte zur größeren Bindungsfähigkeit der H5N1-Viren an menschliche Zellen. Die Wissenschaftler vom Nationalinstitut für Medizinische Forschung in Mill Hill, London, die mit dem WHO-Zentrum für Influenzaforschung zusammenarbeiten, vermuten deshalb, dass auch das in der Türkei gefundene Virus dieses Merkmal habe. Um die Bedeutung des genetischen Testergebnisses einschätzen und bewerten zu können, brauche man allerdings noch genauere klinische Daten.

Die Veränderung der DNS könnte bewirken, dass das Virus für Menschen gefährlicher ist, die mit infizierten Tieren in Kontakt kommen – wie die gestorbenen Kinder in der Türkei. Infektionen von Mensch zu Mensch werden dadurch aber nicht automatisch wahrscheinlicher.

Dass sie laufend kleine genetische Veränderungen zeigen, mit denen sie sich ihrem „Wirt“ anpassen, ist für Grippeviren insgesamt charakteristisch. Eine wirkliche menschliche Infektionskette, die Voraussetzung für die Entwicklung einer Pandemie wäre, ist bisher noch in keinem der betroffenen Länder entstanden.

Beruhigend ist, dass die Viren der beiden ersten türkischen Vogelgrippeopfer, die jetzt untersucht wurden, auf die Medikamente aus der Gruppe der Neuraminidase-Hemmer reagierten. Darunter ist der Wirkstoff Oseltamivir, enthalten in dem Medikament Tamiflu. Die Mittel müssen allerdings in den ersten 48 Stunden nach der Infektion gegeben werden, was bei den Opfern nicht gelang.

Auf einer Konferenz in Tokio forderten mehrere asiatische Länder die Gründung einer internationalen „Task Force“. Die Vereinten Nationen wollen mit 1,1 Milliarden Euro der internationalen Gemeinschaft den Kampf gegen die Vogelgrippe verstärken.

Adelheid Müller-Lissner

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