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Vogelgrippe: Erstmals Nutztiere in der EU befallen

In der Europäischen Union ist das Vogelgrippe H5N1 zum ersten Mal auch bei Nutzgefügel nachgewiesen worden. In einem Putenzuchtbetrieb in Ostfrankreich verendeten mehr als 400 Tiere an der Krankeit.

Paris/Stuttgart/Schwerin - Dies teilte das Landwirtschaftsministerium in Paris am frühen Samstagmorgen mit. Auf dem Hof in Versailleux im Département Ain waren mehr als 400 der 11 000 ständig im Stall gehaltene Tiere an der Krankheit verendet. Der gesamte Putenbestand wurde getötet. Fünf Mitarbeiter des Betriebes wurden vorbeugend medizinisch behandelt. Bereits vor der Bestätigung des H5N1-Virus war die Beobachtungszone auf 160 Gemeinden ausgeweitet worden. Der Ort liegt nur rund 60 Kilometer von Bresse entfernt, wo die weltweit gefragten Bresse-Hühner gezüchtet werden.

Zur Eröffnung der Pariser Agrarmesse rief Präsident Jaques Chirac die Medien wenige Stunden später auf, deutlich zu machen, «dass es absolut ungefährlich ist, Geflügel und Eier zu essen». Experten hätten wiederholt darauf hingewiesen, dass das H5N1-Virus beim Kochen zerstört werde, sagte Chirac.

In Deutschland ist nach Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein nun auch Baden-Württemberg betroffen. Die bei einer Tafelente in Überlingen am Bodensee entdeckte Vogelgrippe ist durch das auch für Menschen gefährliche Virus Typ H5N1/Asia verursacht worden (Tagesspiegel Online berichtete).

Unterdessen stieg die Zahl der infizierten Wildvögel in Mecklenburg-Vorpommern auf nun 114. Nach Angaben des Friedrich- Loeffler-Instituts wurde das Grippevirus H5N1 bei drei weiteren Vögeln aus Vorpommern entdeckt. Bundeswehr und Hilfskräfte haben am Samstag die Bergung toter Wildvögel auf der Ostseeinsel Rügen fortgesetzt.

Die deutschen Verbraucher müssen sich nach Angaben des Bauernverbands trotz der Ausbreitung der Vogelgrippe keine Sorgen beim Kauf von Geflügel machen. «Der Verbraucher hat immer den höchst möglichen Schutz», sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner der dpa in Berlin. «Alle Maßnahmen werden ergriffen, dass die Verbraucher kein Fleisch oder Produkte von Geflügel bekommen, das nur den Anschein einer Kontamination hätte.»

Der betroffene französische Betrieb liegt in der Sicherheitszone um den Fundplatz der ersten infizierten Wildente. Das Département Ain ist für seine Bresse-Hühner berühmt, die als einzige europäische Hühner die Herkunftsbezeichnung AOC tragen dürfen. Nun wird untersucht, wie sich die Puten ansteckten. Der Züchterverband vermutet, die Vögel seien über Stroh infiziert worden, das mit Kotresten von Wildenten verdreckt gewesen sei. Bislang sehen französischen Pläne Impfungen nur für Enten und Gänse in den Départements Landes, Loire-Atlantique und Vendée vor. Die Impfungen sollen nach früheren Angaben der EU- Kommission bis zum 1. April 2006 andauern. In dieser Zeit dürften etwa 900 000 Vögel immunisiert werden. (tso/dpa)

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