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Vogelgrippe: Genverändertes Vogelgrippevirus in Türkei - «Kein Grund zur Panik»

Britische Seuchenexperten haben bei einem an Vogelgrippe gestorbenen Kind in der Türkei ein genetisch verändertes Virus gefunden. Es seien jedoch weitere Forschungen nötig, um die Gefahr durch das mutierte Virus abzuschätzen.

London/Genf/Berlin - Dies berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit betonte am Freitag, die Mutation sei nicht überraschend und «kein Grund zur Panik». Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sieht Deutschland auch bei einer möglichen steigenden Vogelgrippegefahr für Menschen gut gewappnet.

«Wir gehen als deutsche Regierung ohnehin vom worst case (schlimmsten Fall) aus», sagte Seehofer in Berlin zum Umfang der Vorsorgemaßnahmen. Die WHO erläuterte, die vom beauftragten National Institute for Medical Research in London festgestellten Mutationen könnten es dem Erreger möglicherweise erleichtern, menschliche Zellen zu kapern. Hinweise auf eine Ansteckungskette unter Menschen gebe es aber weiterhin nicht. Eine der Genveränderungen sei bereits 2003 bei Vogelgrippeviren in Hongkong und 2005 in Vietnam festgestellt worden.

«Es liegt in der Natur des Erregers, sich anzupassen», sagte die Sprecherin des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, Elke Reinking. Das Virus habe sich nur geringfügig verändert. Diese leichten Mutationen träten häufiger auf, betonte Reinking mit Verweis auf die Fälle von 2003 und 2005. Damals seien keine Auswirkungen auf die Ausbreitung der Infektion festgestellt worden. «Man muss diese Veränderungen aber weiter im Auge behalten.»

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Gerd Müller kritisierte das Vorgehen der Türkei gegen die Vogelgrippe. «Ich sehe die große Gefahr, dass die türkischen Behörden die Ausbreitung der Seuche nicht in den Griff bekommen», sagte er dem «Münchner Merkur» (Freitag). Das Bundesforschungsinstitut will Seuchenexperten in die Türkei und ins ebenfalls betroffene Rumänien schicken.

In der Türkei hat die WHO bislang insgesamt 18 Vogelgrippe- Infektionen bei Menschen bestätigt. 3 Geschwisterkinder sind gestorben. Weltweit geht die WHO derzeit von rund 150 bestätigten Fällen aus, etwa 80 verliefen tödlich.

Einer aktuellen Umfrage für das ZDF-Politbarometer zufolge sehen drei von vier Deutschen trotz der aktuellen Fälle in der Türkei keine Gefahr für sich selbst. 71 Prozent der Befragten glauben demnach auch, dass in Deutschland genug zum Schutz vor der Ausbreitung der Vogelgrippe getan wird.

Dennoch hat die Furcht vor der Tierseuche den Absatz von Geflügelfleisch bundesweit zum Stocken gebracht. «Einen dramatischen Einbruch des Marktes haben wir in Deutschland aber insgesamt nicht», sagte Thomas Janning, Sprecher des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. «Die Verbraucher sind wegen der Vogelgrippe schon seit längerem verunsichert.» So sei der Absatz von Geflügel bereits im vergangenen Jahr bundesweit um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen.

Mehrere asiatische Länder verständigten sich unterdessen in Tokio auf einen Aktionsplan gegen eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie bei Menschen. Sie riefen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Geberländer unter anderem dazu auf, Laboratorien zu fördern, um frühe Anzeichen einer potenziellen Pandemie schnell zu erkennen. Die EU kündigte an, den weltweiten Kampf gegen die Tierseuche zusätzlich zu den individuellen Beiträgen der EU-Mitgliedsländer mit 80 Millionen Euro zu unterstützen. Bei einer Geberkonferenz am 17. und 18. Januar in Peking wollen die Vereinten Nationen 1,1 Milliarden Euro zur Bekämpfung der Vogelgrippe sammeln. (tso/dpa)

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