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Vogelgrippe: Virus H5N1 in Rumänien bestätigt

Das auch für den Menschen gefährliche Virus der Vogelgrippe ist in Rumänien ist von EU-Experten bestätigt worden. In Deutschland könnte bald der - gegen Vogelgrippe nutzlose - Grippe-Impfstoff knapp werden.

Vogelgrippevirus H5N1 in Rumänien bestätigt - Mehr Impfungen Bukarest/Brüssel/Hamburg - Das gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 rückt immer näher: Am Samstag wurde es für Rumänien nachgewiesen, zwei Tage nachdem es in der Türkei entdeckt wurde. Der Virustyp sei identisch mit dem, der in Asien und in der Türkei gefunden wurde, teilte die EU-Kommission am Samstag mit. Die rumänische Regierung verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen und weitete sie über die betroffene Region hinaus auf das ganze Land aus. H5N1 war in Proben von verendeten Hausenten in einem Dorf im Donaudelta gefunden worden. Das Virus ist auch für Menschen bedrohlich.

EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou erklärte, die Kommission sei aus Vorsicht stets davon ausgegangen, dass es sich bei dem Virus in Rumänien um den gefährlichen Subtypen H5N1 handelt. «Deshalb sind entsprechende Schutzmaßnahmen bereits in Kraft.» Er verwies auf das bestehende EU-Importverbot für Geflügel und Geflügelprodukte aus Rumänien und der Türkei. Die Lage werde aber weiter genau beobachtet. Der Fachausschuss der Mitgliedstaaten für die Lebensmittelsicherheit, der am Freitag einen besonderen Schutz für Risikogebiete beschlossen hatte, solle spätestens am Donnerstag wieder zusammenkommen.

Auch in Deutschland besteht wegen der Vogelgrippe nach den Worten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kein Grund zur Panik. «Wer in der Türkei oder Rumänien ist, soll Geflügelmärkte meiden, kein rohes Fleisch essen und Tiere vor allem nicht nach Deutschland einführen. Dann ist die Gefahr sehr gering», sagte sie der «Neuen Presse» in Hannover (Samstag).

Die Bundesländer sollen dem Bundesverbraucherministerium zufolge Risikogebiete einer möglichen Virenübertragung durch Zugvögel bestimmen und dort den Kontakt infizierter Zugvögel mit Geflügel durch Freilaufverbote verhindern. Einige Bundesländer haben bereits derartige Verbote erlassen.

Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) fordert indes eine generelle Stallpflicht für Geflügel in ganz Deutschland. Bei einer Konferenz der Tierseuchenexperten am Dienstag in Berlin werde sich Bayern dafür einsetzen, sagte er am Samstag der dpa in München. Wenn dies nicht gelinge, werde Bayern die Stallpflicht im Alleingang im Freistaat anordnen. Die Regelung solle bis zum 15. Dezember gelten.

In der Türkei versicherten die Behörden am Samstag, die Tierseuche völlig unter Kontrolle zu haben. In Rumänien wurde das Handelsverbot für Lebendgeflügel auf das ganze Land und auch auf Schweine ausgeweitet. «Das Schwein kann sowohl am Vogelgrippevirus als auch an der normalen menschlichen Grippe erkranken», sagte Agrarminister Gheorghe Flutur. So könnten sich möglicherweise die beiden Viren zu einem für den Menschen bedrohlichen Virus verbinden.

Die Weiterverbreitung der Vogelgrippe bis nach Europa nannte der Chef des Grippe-Programms der Weltgesundheitsorganisation WHO, Klaus Stöhr, Besorgnis erregend. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass es sich um eine Tierseuche handele, sagte er dem Sender NDR-Info. Das Virus könne sich zwar verändern und dann eine schlimme Pandemie auslösen. «Ob es passieren wird, wann, kann man nicht definitiv sagen. Aber die Gefahr besteht ohne Zweifel.»

Impfwelle in Deutschland

Aus Furcht vor der Vogelgrippe wollen sich in Deutschland mehr Menschen als sonst gegen Grippe impfen lassen. Auf bis zu 21 Millionen schätze die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Impfwilligen, berichtete die «Bild»-Zeitung. Das seien 2,7 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. «Hauptgrund ist die Angst vor der Vogelgrippe», sagte KBV-Sprecher Roland Stahl der Zeitung.

Lungenärzte befürchten laut «Welt am Sonntag» (WamS), dass die für diese Saison georderten 20 Millionen Impfstoffdosen nicht ausreichen könnten. «Obwohl die Grippeimpfung nicht gegen die Vogelgrippe hilft, fragen mehr Menschen als sonst nach einer Impfung», sagte Michael Barczok, Sprecher des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP).

Auch das Bundesamt für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich-Institut) sei besorgt. «Wenn die Hysterie weiter anhält, könnte es eng werden, denn eine Nachproduktion von Impfstoff ist nicht möglich», sagte Institutssprecherin Susanne Stöcker der WamS. «Wir sollten uns überlegen, nur noch die Risikogruppen gegen Grippe zu impfen.» Dem Nachrichtenmagazin «Focus» zufolge bereitet das Bundesamt eine schriftliche Empfehlung an die Ärzte vor, selektiver zu impfen, damit der Impfstoff vor allem den Risikogruppen zu Gute kommt. Dazu zählen ältere oder immungeschwächte Menschen sowie Ärzte und Rettungskräfte.

In der Grippesaison vor einem Jahr waren laut Paul-Ehrlich-Institut bundesweit 18 Millionen Impfdosen verbraucht worden. Für dieses Jahr hatte das Institut ein Polster von zwei Millionen Dosen eingerechnet und insgesamt 20 Millionen Dosen eingeplant. (tso/dpa)

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