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© dpa

Volksabstimmung: Sieg für Dänemarks Prinzessinnen

Das Ganze hing am seidenen Faden, doch nun dürfen dänische Prinzessinnen aufatmen: Es gab ein klares Votum für ihre Gleichstellung in der Erbfolge.

Bei einer ungewöhnlichen Volksabstimmung, die zeitgleich zur EU-Wahl abgehalten wurde, ging es um nichts Geringeres als deren Gleichstellung mit den Prinzen bei der königlichen Erbfolge. In Zukunft dürfen laut dem Willen von 85,4 Prozent der in dieser Frage abgegebenen Stimmen dänische Prinzessinnen erstmals noch vor ihren jüngeren Prinzen auf dem Thron das Zepter schwingen. 7,8 Prozent stimmten dagegen, 5,3 Prozent kreuzten weder ja noch nein an.

Weil mindestens 40 Prozent aller Wahlberechtigten einer Änderung im Grundgesetz zustimmen müssen, galt ein Erfolg der Thronfolgereform lange als unklar. Denn obwohl die als liberal geltenden Dänen sich in Umfragen klar für das Ende der Benachteiligung von Prinzessinnen aussprachen, war nicht sicher, wie viele das Thema ernst genug nehmen und Wählen gehen würden.

Auch die Tatsache, dass das Referendum mit dem Europawahltermin zusammenfiel, konnte keine völlige Sicherheit bieten. Die liberalkonservative Regierung erhoffte sich, dass gerade Europamuffel durch das sehr dänische Thronfolgereferendum an die Wahlurnen gelockt werden würden. Die Rechnung ging auf. Historische 60 Prozent der Dänen gingen wählen, dank der Prinzessinnenfrage, die mehr ans dänische Herz geht als Europa.

Die Frage um Thronfolgerinnen ist allerdings nicht akut in Dänemark. Praktische Auswirkungen kann die Gleichstellung von Prinzessinnen bei der Thronfolge frühestens für die Generation noch ungeborener Urenkel von Königin Margrethe II. (69) haben. Der derzeitige Thronfolger Kronprinz Frederik (41) hat mit Prinz Joachim (40) nur einen Bruder. Frederiks Sohn Prinz Christian (3) als derzeit zweiter Thronanwärter ist ein Jahr älter als seine Schwester Prinzessin Isabella (2) und behält deshalb seinen Platz auch nach der Verfassungsänderung.

Erste Ungerechtigkeiten diesbezüglich wären eh erst in mehreren Jahrzehnten aufgetreten. Beobachter in Kopenhagen unterstrichen am Montag aber die gesellschaftliche Symbolrolle des Königshauses. Eine Reform der unzeitgemäßen Benachteiligung von Frauen auch im Königshaus habe deshalb große Bedeutung.

Im norwegischen und selbst im etwas konservativeren schwedischen Königshaus sind Prinzessinnen längst gleichberechtigt. Kronprinzessin Victoria von Schweden könnte lediglich darüber klagen, dass ihr bürgerlicher Verlobter, der Fitnesslehrer Daniel Westling bei ihrem zukünftigen Amtsantritt als Königin nur ein Prinz werden wird, aber niemals König. Auch das liegt schlicht daran, dass Victoria eine Frau ist. Als ihr Vater, König Carl XVI. Gustaf seine bürgerliche, deutstämmige Silvia heiratete, wurde diese automatisch Königin von Schweden.

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