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Panorama: Von der Ignoranz, Moldawiens Fjorden und dem Reisen im Globalismus

Wir geben es ja zu: Selbst in notorisch wohl informierten Redaktionen wie dieser gibt es Kollegen, viele Kollegen!, die mit den immer rascheren Umdrehungen des Globus nicht Schritt halten können.

Wir geben es ja zu: Selbst in notorisch wohl informierten Redaktionen wie dieser gibt es Kollegen, viele Kollegen!, die mit den immer rascheren Umdrehungen des Globus nicht Schritt halten können. Sie haben nie von Inguschetien gehört, halten Moldawien für eine Operettenrepublik aus irgendeiner Hollywood-Klamotte mit Peter Sellers als Diktator, und sie verweigern überhaupt jede Auskunft zu bösartigen geographischen Neubildungen, bevor sie nicht einen Experten gefragt haben. Sollte es anderen Berufssparten anders gehen? Natürlich nicht. Deshalb ist jetzt ein Araber in Hannover in ein Flugzeug gestiegen, um nach Moldawien zu gelangen; er betrachtete interessiert den Großraum Amsterdam, überquerte die tosende Nordsee und wurde immer noch nicht misstrauisch, als unter ihm fjordähnliche Felsformationen auftauchten - das viele Wasser hätte ja auch zur Donau gehören können. Die Auflösung ist zeittypisch: Weil sein Handy nach dem Aussteigen partout nicht mit den moldawischen Freunden verbinden wollte, fragte der halbblinde Passagier nach und erfuhr, er sei soeben im norwegischen Molde gelandet, 2300 Kilometer von Moldawien entfernt; Fehler vom Reisebüro. Der verhinderte Balkan-Reisende kann froh sein, dass sie ihn nicht gleich auf den Mond geschickt haben: Ist doch auch nicht weit von Moldawien, nicht wahr?

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