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Panorama: Vorlaut und aufmüpfig

Hinterher haben einige von denen, die einmal mit dem 22-jährigen, ursprünglich aus Polen stammenden Deutschen Adam Labus zu tun hatten, zumindest immer geahnt haben wollen, zu was er fähig sei. Bekannte schildern ihn jetzt als bekennenden Waffennarren und Experten auf dem Gebiet härtester Killer-Videos.

Hinterher haben einige von denen, die einmal mit dem 22-jährigen, ursprünglich aus Polen stammenden Deutschen Adam Labus zu tun hatten, zumindest immer geahnt haben wollen, zu was er fähig sei. Bekannte schildern ihn jetzt als bekennenden Waffennarren und Experten auf dem Gebiet härtester Killer-Videos. Zudem, so heißt es, sei Labus äußerst aggressiv gewesen. Man ging ihm in seiner Wohnsiedlung aus dem Weg.

Der Amokläufer Labus hatte vorgestern in Eching und Freising insgesamt drei Menschen umgebracht, einen weiteren schwer verletzt und einen Vormittag lang eine ganze Stadt in Angst und Schrecken gehalten, ehe er sich in der Freisinger Wirtschaftsschule selber hinrichtete.

Die Schule ist immer noch geschlossen. Vor dem Eingang gedenken Schüler ihres von Labus erschossenen Rektors mit Blumen und Kerzen. Labus empfand sich selbst als "hundertprozentig deutsch", wie ehemalige Mitschüler berichten. Er lebte alleine in einem unauffälligen Freisinger Reihenhaus und galt als sonderbare und einzelgängerische Existenz. Bereits als Jugendlicher bevorzugte er als Outfit Springerstiefel und sympathisierte unverhohlen mit der Nazi-Szene.

Kontakt zur rechten Gewaltszene

An eine Organisation angeschlossen hat er sich aber offenbar nie. Lediglich zum Gotcha traf er sich mit anderen Menschen aus der gewaltbereiten rechten Szene. Beim paramilitärischen Gotcha wird mit Farbpatronen auf den Gegner der Kampfhandlung geschossen.

Adam Labus galt in der Schule als aufmüpfig, vorlaut und schlecht. Ärger und Streit ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben des Freisingers.

An der Freisinger Wirtschaftsschule, wo er den Schulleiter getötet und einen Lehrer verletzt hatte, war Labus in der achten Klasse sitzen geblieben. Von dieser Zeit her rührte wohl sein Hass auf den EDV-Lehrer Herbert Lanzinger. "Mit Lanzinger hat er sich immer gezofft", sagt ein Schüler. Nach Lanzinger hatte Labus vorgestern beim Betreten der Schule auch zuerst gefragt. Lanzinger war jedoch krank gemeldet und entging so dem Mord. Statt dessen trafen die tödlichen Schüsse und die Explosion der Rohrbombe den Schulleiter.

Bei den schweren Waffen, die Labus in einem Rucksack bei sich trug, handelt es sich laut Auskunft der Polizei um große Kaliber der osteuropäischen Marke Makarow. Wie Labus in ihren Besitz gelangen konnte, ist vorerst noch unklar. Gewiss war gestern hingegen, dass Labus sich nach seiner Entlassung aus der Schule im Jahr 1995 bereits einmal in psychiatrischer Behandlung befunden hat.

Sie fand in München statt und war vom Gericht für nötig angesehen worden, nachdem Labus - damals schon im Bundeswehr-Tarnanzug - versucht hatte, eine Tankstelle zu überfallen. Aus der Münchener Klinik war Labus hernach ausgebrochen. Nachdem er an einem Resozialisierungsprojekt an der Nordsee teilgenommen hatte, begann er vor anderthalb Jahren bei der Echinger Firma "Deco-Pack" zu arbeiten. Dort war er nach mehreren Abmahnungen wegen fortdauernder Faulheit Ende des Jahres entlassen worden.

Zwei seiner damaligen Vorgesetzten hatte Labus daraufhin gestern kaltblütig umgebracht, eher er seine ehemalige Schule heimsuchte.

Viele Schüler und Lehrer in Freising stehen auch heute noch unter Schock. Am Freitag wird es in der Freisinger Domkirche einen ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer des blutigen Dienstags geben.

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