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Nicht vor jedem Vulkan müssen Reisende die Flucht ergreifen. Im Gegenteil. Aktive Feuerspucker, wie der Ngauruhoe in Neuseeland, ziehen viele magisch an. Foto: Mauritius

© Mauritius

Vulkane: Aufstieg zur Feuerfontäne

Vulkane können gefährlich werden – und Spaß machen. In aller Welt finden sich aktive Lavaberge, die sogar zu besteigen sind. Wo man gefahrlos fließende Lava beobachten kann.

Ja, doch – Vulkane können ein durchaus lohnendes Reiseziel sein, wenn sie nicht gerade Feuer spucken oder mit Aschewolken den Flugverkehr lahmlegen. Wir stellen acht interessante Vulkane in aller Welt vor, wo man gefahrlos fließende Lava und rauchende Krater beobachten kann. Vorausgesetzt, man kommt hin.

Kilauea, Big Island, Hawaii

Gut, dass Pele aufbrausend ist. Hätte sie ein sanftes Gemüt, gäbe es nichts zu gucken im Volcanoes National Park. Die Feuergöttin der Ureinwohner soll hier hausen und durch ihre Gefühlswallungen für vulkanische Superlative sorgen. Fünf Lavaberge schuf sie. Mauna Loa ist der weltweit flächenmäßig größte, Mauna Kea bringt es – den Sockel vom Meeresgrund mit gerechnet – auf 9205 Meter, höher als der Mount Everest. Der Kilauea ist ständig aktiv und touristisch perfekt erschlossen. Nirgendwo sonst können Besucher wie hier auf eigene Faust den Kraterrand mit dem Wagen befahren und glühende Lavaströme aus nächster Nähe erleben. Der National Park ist rund um die Uhr geöffnet, am Visitor Center (www.nps.gov/havo) gibt es Infos über geführte Wanderungen, Wanderwege und Autorouten. Entlang dem Crater Rim Drive hat man herrliche Aussichtspunkte in den Kessel des Kilaueas. Dort erkennt man weitere, kleinere Krater. Wanderer können dort maßvolle Eruptionen und Lava beobachten.

Auf dem Crater Rim Drive gibt es interessante Abzweigungen: An den Hot Spots dringen Schwefeldämpfe durch Erdspalten. Bei den Sulphur Banks lagern sich gelbe Schwefelkristalle ab. Beim Abstecher zur Thurston Lava Tube gelangt man in den Nebelwald des Nationalparks. Keine Sekunde zögern sollte man an der Abzweigung zur Chain of Craters Road. Die Straße führt den Berg hinunter zur Küste, bis sie in einem erstarrten Lavafeld endet. Hier erwartet Besucher oft ein überwältigendes Schauspiel: 1000 Grad heiße Lava ergießt sich fauchend in den Pazifik. Gigantische Dampfwolken steigen auf, bei Dunkelheit scheint die Gischt zu brennen. Wer sicher sein will, fließende Lava sehen zu können, sollte sich telefonisch unter der Nummer der Hotline 001/ 808 / 985 60 00 nach der aktuellen Lage erkundigen. Pele ist eben unberechenbar. www.hawaii-tourism.de

Arenal, Costa Rica

Der Vulkan ist wunderschön – und tückisch. Kaum zu glauben, dass der mit Regenwald überzogene, perfekte Kegel bei La Fortuna 1968 mit seinem Ausbruch ein Dorf verwüstete und 87 Menschen starben. Lavabrocken schossen mit einer Geschwindigkeit von 2000 Stundenkilometern durch die Luft und sprengten metertiefe Trichter in die Erde. Seither ist der Arenal ständig aktiv. Grollend stößt er Asche, giftige Gaswolken und immer wieder Lava aus. Wegen seiner Unberechenbarkeit darf der 1633 Meter hohe Berg nicht bestiegen werden, erlaubt sind geführte Wanderungen an seiner Basis, die sich schon wegen der Tier- und Pflanzenbeobachtungen lohnen. Durch verschiedene Urwaldzonen geht es bis zu Lavafeldern an der Westseite. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf den Gipfel und bis zum Arenal-See. Am besten plant man mehrere Tage beim Vulkan ein, weil er sich oft in Wolken hüllt. Das wurde schon einem Kleinflugzeug zum Verhängnis, es zerschellte am Berg. Die Unglücksmaschine kann man bei klarer Sicht noch an der Ostflanke hängen sehen. www.tourism-costarica.com

Ätna, Sizilien

Das Verhältnis der Sizilianer zu ihrem „Mongibello“ ist respektvoll. Der „schöne Berg“ schenkt ihnen an seinen Ausläufern angenehmes Klima und fruchtbare Böden. Die höheren Zonen überlässt man lieber Touristen und nimmt es ergeben hin, wenn der Ätna gelegentlich Land, Häuser und sogar Skilifte frisst wie zuletzt im Herbst 2002. Unter Experten gilt der höchste Vulkan Europas (3323 Meter) als friedlich. Er neigt kaum zu gewaltigen Explosionen, spuckt oft nur Asche und Gas. Wenn Lava fließt, dann eher langsam. Vom Rifugio Sapienza bei Nicolosi bringt eine Seilbahn Gäste bis auf 2600 Meter, Allradbusse klettern noch höher. In die Region der vier Gipfelkrater sollte man sich nur mit Führer wagen. Wie weit man kommt, hängt von Vulkanaktivität und Wetter ab. Bis Mai liegt Schnee, es kann eiskalt sein, bei Wolken und Nebel verliert man schon mal die Orientierung. An sonnigen Tagen dagegen reicht der Blick bis zu den Liparischen Inseln. Schön und ganz gefahrlos ist die Fahrt mit der Schmalspurbahn Circumetnea rund um den Ätna ab Catania oder Taormina. www.enit.de

Oldoinyo Lengai, Tansania

Kilimanjaro (5895 m) und Meru (4556 m) mögen höher sein und berühmter als der Oldoinyo Lengai (2878 m) an der Grenze zu Kenia. Aus vulkanologischer Sicht aber sind die beiden Riesen unscheinbar. „Gottes Berg“, wie der Lengai bei den Massai heißt, ist einmalig. Seine kalzium- und natriumreiche Lava zersetzt sich nach dem Erkalten zu weißem, seifigen Kalk. Die Schmelze ist nur halb so heiß wie üblich, etwa 500 Grad. Das lässt sie beim Austritt schwarz erscheinen und nicht glühend rot. Um den kahlen, steilen Vulkankegel zu erklimmen, sollte man nachts aufbrechen und nur mit Guide, es gibt keinen offiziellen Weg zum Gipfel. Tagsüber würde die Hitze den mühsamen Aufstieg erschweren. Nach etwa sechs Stunden, wenn die Sonne aufgeht, ist der Krater erreicht. Unten breiten sich der sodahaltige Natron-See aus und die weite tierreiche Savanne des ostafrikanischen Grabenbruchs, jener Nahtstelle der Kontinentalplatten, aus der die Vulkane entstanden sind. www.tanzaniatouristboard.com

Ambrym, Vanuatu

Jahr für Jahr wachsen die 83 Inseln des Südsee-Archipels ein paar Zentimeter, weil sich unter dem Meer tektonische Platten verschieben. Leichte Erdbeben und vulkanische Aktivitäten gehören für die Melanesier zum Alltag, Vulkanfans ziehen sie magisch an. Explosiv, schwer zu besteigen und daher von besonderem Reiz ist auf der Insel Ambrym der Caldera-Komplex mit den Hauptschloten Marum (1230 m) und Benbow (1159 m). Das viertägige Trekking beginnt im Dorf Sanesup. Wer keine Pauschaltour gebucht hat, sollte im Ort unbedingt einen Führer engagieren. Gecampt wird unter dem Kraterkessel. Wenn die Schlote es zulassen, kann man ihnen am nächsten Tag in den Schlund schauen: Die Felswände sind flammend bunt von mineralischen Ablagerungen, hunderte Meter tief kochen Lavaseen und jagen leuchtende Fontänen hinauf. www.vanuatu.travel

Semeru, Indonesien

Kein Land der Erde hat mehr Vulkane als der 17 508-Insel-Staat. Von den etwa 400 Feuerbergen sind 127 aktiv. Explosiv, schwer zu besteigen und deshalb für viele Vulkanfans von besonderem Reiz ist der Semeru (3676 m). Der höchste Berg auf der Hauptinsel Java liegt im Tengger-Massiv, einer Ansammlung teils aktiver, teils erloschener Vulkane. Das dreitägige Trekking beginnt im Dorf Ranu Pani. Wenn der Semeru es zulässt, erreicht man den über dem Krater gelegenen Gipfel. Das Panorama ist unvergleichlich: 300 Meter entfernt steigen Aschewolken 1000 Meter hoch in den Himmel, Gesteinsbrocken werden aus dem Kessel katapultiert. Auf der anderen Seite schaut man über benachbarte Vulkane bis zu den Feuerbergen auf Bali. www.tourismus-indonesien.de

Ngauruhoe, Neuseeland

Dieser konisch geformte Berg befindet sich im Zentralplateau der Nordinsel. Mit einer Höhe von 2291 Metern bildet er den höchsten Gipfel des Tongariro-Massivs. Geologisch gesehen ist der noch aktive Vulkan kein eigener Berg, sondern lediglich der jüngste, dabei jedoch höchste von weiteren Kegeln des Tongariro. Bei Touren an dieser Kegelkette scheut manch ambitionierter Vulkanwanderer die Gesellschaft wahrer Heerscharen von Besuchern, die im Tongariro-Nationalpark das sogenannte TongariroCrossing, die vielleicht schönste Wanderung in Neuseeland, machen wollen. Stattdessen nehmen sich die Experten lieber den Ngauruhoe selbst vor, der im Film „Herr der Ringe“ als Double für den Schicksalsberg herhalten musste, was ihm zu weltweiter Bekanntheit verhalf. Der etwa 25 Kilometer vom Südufer des Tauposees entfernte Berg wird im Süden vom Ruapehu, dem höchsten Gipfel der Nordinsel, und im Norden durch den Tongariro eingegrenzt. Im Osten schließt sich die karge Gegend der Rangipo- Wüste an. www.newzealand.com

Stromboli, Italien

Im wahrsten Sinne ein Dauerbrenner ist auf der Insel Stromboli nördlich von Sizilien zu finden. Jährlich kommen Tausende von Besuchern, um selbst Zeuge des feurigen Spektakels zu werden. Der mehr als 900 Meter hohe Aufstieg schreckt nur wenige Urlauber ab, die von den nahen Inseln Lipari oder Vulcano herbeiströmen. Allerdings ist auch dieser eher mäßig aktive Vulkan nicht zu unterschätzen. Am besten schließt man sich einem der zahlreichen erfahrenen Führer an, die den Berg gut kennen. Eine angemessene Ausrüstung – Wanderstiefel, ausreichend Wasser, warme Kleidung sowie eine zuverlässige Taschenlampe – sind unabdingbar. Vom Grat der eingestürzten Cima hat man einen guten Blick auf den wenige hundert Meter entfernten aktiven Krater. Diesen Sicherheitsabstand sollte man keinesfalls unterschreiten. Ohne gute Kondition sollte man jedoch lieber unten bleiben und eine Bootsfahrt buchen. Denn bei den nächtlichen Touren lässt sich oft das Glühen austretender Lava besonders eindruckvoll erleben. www.italien-inseln.de/stromboli.html

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