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Waffenrecht: Paintball: Sie wollen doch nur spielen

Häuserkampf als Hobby: Paintball-Spieler wehren sich gegen das Verbot ihres umstrittenen Sports.

Berlin - Es ist die moderne Version des Räuber-und-Gendarm-Spiels: Beim Paintball machen Menschen zwischen Strohballen und alten Autoreifen mit Farbmunition Jagd aufeinander. Eine harmlose Fun-Sportart, sagen die Spieler. Menschenverachtendes Kampfspiel, sagt dagegen eine Arbeitsgruppe aus Experten der Innenministerien von Bund und Ländern. Auf ihr Anraten hat sich die große Koalition jetzt unter anderem darauf geeinigt, Spiele wie Paintball zu verbieten. Damit will die Politik noch bis Ende Mai Konsequenzen aus dem Amoklauf von Winnenden ziehen. Bei solchen Spielen werde das Töten simuliert, begründet Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach von der CDU die Entscheidung.

Paintball-Spieler gehen dagegen auf die Barrikaden. Für ein „Bauernopfer“ hält der Sprecher der Deutschen Paintball-Liga, Arne Petry, das geplante Verbot seines Sports. Der Amokläufer Tim K. habe gewaltverherrlichende Computerspiele gespielt und Softair-Waffen besessen, die echten Pistolen nachempfunden seien. „Mit Paintball hat das nichts zu tun“, sagt Petry. Jugendliche richten bei Killer-Computerspielen fiktive Blutbäder an. Auf dem Paintball-Feld ist zwar alles ganz real, aber: „Beim Paintball geht es nicht darum, den Gegner abzuschießen, sondern ihn mit Farbe zu markieren“, sagt Arne Petry.

Ziel der einfachsten Variante ist es, durch einen Hindernislauf eine Fahne auf der Seite der gegnerischen Mannschaft zu erobern. „Der Sport ist sicherer als Golfen oder Bowlen, die schlimmste Verletzung ist ein blauer Fleck“, sagt Arne Petry. In Deutschland gelten für Paintball sogar besonders strenge Regeln. Während in den USA 14-Jährige schon zu den Profis gehören, ist das Mitmachen hierzulande erst ab 18 Jahren erlaubt. Nach Militär aussehende Tarnkleidung ist tabu, Schutzhelme verhindern, dass die mit Lebensmittelfarbe gefüllten Gelatinekügelchen den Gegner im Gesicht treffen. In der Öffentlichkeit ist der Trendsport in Deutschland verboten, die rund 20 000 Paintballer treffen sich auf Privatgrundstücken und in Hallen.

Das Ende der 80er Jahre in den USA entstandene Paintball war zunächst unter dem Namen „Gotcha“, als Abkürzung von „I got you“ („Ich hab’ dich“) bekannt. Seit Anfang der 90er Jahre haben sich in etlichen Ländern Ligen gebildet, Millionen Menschen „vom Arzt bis zum Bauarbeiter“ (Petry) jagen einander mit Farbkügelchen, auch in Berlin und Brandenburg. In den USA ist die Sportart am populärsten, aber auch in Deutschland messen sich Spieler in mehreren Amateur- und Profiligen. Paintballer gehören laut Arne Petry keiner Szene an. Seine Spielanlage ist Ziel von Junggesellenabschieden und Familienausflügen. „Paintball ist ein Teamsport, bei dem es auf die Kommunikation mit den Mitspielern ankommt“, sagt er. Deshalb trainieren Manager ihre sozialen Fähigkeiten in seinen Paintball-Hallen. Wenn sie sich in Zukunft dabei erwischen lassen, müssen sie dafür bis zu 5000 Euro Strafe zahlen. Denn ab Ende Mai gilt das Ausüben der Fun-Sportart aller Voraussicht nach als Ordnungswidrigkeit.

Julia Wäschenbach

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