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Waldbrände in den USA: Die Feuerhölle von Colorado

Flammen fressen sich durch den US-Bundesstaat und zwingen zehntausende Menschen zur Flucht. Die Flammen haben Vororte von Colorado Springs erreicht. Präsident Barack Obama hat einen Besuch der Katastrophenregion angekündigt.

Auf der „Flying W Ranch“ war man an alle möglichen Katastrophen gewöhnt. So mancher Cowboyabend am Lagerfeuer wurde von Klapperschlangen aufgewühlt, in der Küche sorgten Waschbären und andere ungebetene Gäste für Rabatz – all das sind für Country- und Westernfreunde nur noch nette Erinnerungen. Die „Flying W Ranch“ wurde von den gewaltigen Waldbränden in Colorado komplett zerstört. Auch die Häuser der Nachbarn brannten bis auf die Grundmauern nieder.

In bester Cowboy-Tradition hatten Dutzende von Freunden den Betreibern von Colorados beliebter Touristen-Ranch vorher noch geholfen, Planwagen und Antiquitäten wegzuschaffen und Zäune einzureißen. So konnten auch die zahlreichen Pferde und Rinder vor den Flammen fliehen. Doch letztlich blieb den Leuten auf der Ranch nur, zuzusehen, wie meterhohe Flammen die seit sechs Jahrzehnten etablierte Western-Institution schluckten. „Wir sind unendlich traurig und beten für unsere Nachbarn und Freunde“, heißt es auf der Webseite.

Das Waldo Canyon Fire, das sich seit zwei Wochen durch Colorado frisst, hat bereits tausende von Häusern und Farmen zerstört, zehntausende Einwohner vertrieben, und es ist den vor allem in den Sommermonaten gut besuchten Touristenattraktionen des Westernstaates nahegekommen, darunter dem legendären Pikes Peak, wo im Jahre 1858 Gold gefunden wurde. Auch die traditionsreiche Air Force Academy, wo jedes Jahr mehr als tausend Kadetten ausgebildet werden, steht vor den Flammen, die sich weiter ausbreiten. In Colorado Springs, mit 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Staates, macht man sich große Sorgen, seit das Feuer die äußeren Vororte erreicht hat.

Nach mehreren Wochen extremer Trockenheit findet das Feuer überall Nahrung. Temperaturen von 40 Grad und gewaltige Windböen von mehr als 100 km/h nährten eine rasche und weite Verbreitung der Flammen, die sich mittlerweile über rund tausend Quadratkilometer erstrecken. Selbst erfahrene Feuerwehren konnten den Bränden zeitweise nur hilflos zusehen und bekamen bisher nur etwa fünf Prozent der Brandfläche unter Kontrolle. Seit Donnerstag hoffen sie auf Fortschritte, denn zumindest die Winde scheinen sich zu legen. Allein, von einem erlösenden Regen ist nichts zu sehen.

Dennoch gibt es Hoffnung. „Jedes Feuer hat seine Tricks“, sagt Kommandeur Rich Harvey. „Wir haben gelernt, wie sich das Feuer über die Hügel ausbreitet, und wir können uns besser darauf einstellen.“

Präsident Barack Obama will am Freitag nach Colorado fliegen, um sich den Schaden selbst anzuschauen, und auch das FBI ist eingeschaltet. Die Ermittler gehen von Brandstiftung aus. „Das macht mich wahnsinnig“, schimpft Gouverneur John Hickenlooper im Nachrichtensender CNN. „Da kocht mir das Blut. Es gibt wohl Leute, die kriegen einen Kick, wenn sie einen Wald anzünden.“ Unterdessen haben zahlreiche Institutionen den Betroffenen Hilfe angeboten. Die Football-Stars der Denver Broncos haben 50.000 Dollar gespendet und ihre Fans aufgerufen, beim Wiederaufbau mit anzupacken.

In den Dörfern der Region ist man fest entschlossen, so schnell wie möglich wieder aufzubauen, denn das Leben muss weitergehen. „Ich konnte im letzten Moment alle Familienfotos retten“, erzählt Darlene Colbert, die das Feuer mit ihrem Mann von der eigenen Terrasse aus verfolgte, bis sich abzeichnete, dass ihr Haus nicht verschont werden würde. Während sich Häuser und auch die „Flying W Ranch“ wieder aufbauen lassen, werden Schäden an der Natur viele Jahre lang sichtbar bleiben. „Unsere Sicht auf die Berge hat sich dramatisch verändert“, sagt Dave Rose, Sprecher des Landkreises El Paso. Wenn sich der schwere schwarze Rauch erst einmal verzogen hätte, müsse man sich wohl an nackte Flächen ohne Wald gewöhnen.

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