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Panorama: Waldbrände in Indonesien: Die Regierung kündigt hartes Durchgreifen an, ist aber machtlos

Zwei Jahreszeiten gibt es in Südostasien. Eine feuchte und eine trockene.

Zwei Jahreszeiten gibt es in Südostasien. Eine feuchte und eine trockene. Doch jetzt erwarten die Menschen eine Dritte: Die "Smog-Saison", oder den "Haze", wie der neblige Dunst in Thailand, Malaysia und Indonesien genannt wird. Die neue Jahreszeit hat wieder begonnen. Wälder brennen und giftiger Smog breitet sich aus, erschwert das Atmen und brennt in den Augen. Die Feuer stammen von der indonesischen Provinz Riau auf der Insel Sumatra. Dort und im benachbarten Malaysia tragen die Menschen wieder Atemmasken, wurden Schulen geschlossen und stellten Flughäfen ihren Betrieb ein.

Bereits im März wüteten Brände auf Sumatra, die sich dank der anhaltenden Regenzeit nicht weiter ausgebreitet hatten. Nun wecken Flammen und Dunst Erinnerungen an die Brandkatastrophe vom Herbst 1997, bei der rund 10 Millionen Hektar Wald vernichtet wurden und ein wirtschaftlicher Schaden von 9 Milliarden Dollar entstand.

Indonesiens Regierung hat ein rasches Handeln angekündigt, doch es fehlt ihr an Geld und Ausrüstung. Trotz zunehmenden politischen Druck aus den Nachbarstaaten und internationaler Unterstützung für Trainingsprogramme hat Jakarta bislang bei der Vermeidung und Bekämpfung von Bränden versagt. Die Regierung Wahid versucht jedoch anders als früher das Problem nicht mehr zu ignorieren und droht Plantagenbetreibern mit hohen Geld- und Haftstrafen. Auch verweist sie darauf, dass die Feuer vor allem von Holzfirmen aus Malaysia gelegt werden und macht damit indirekt auch die malaysische Regierung mit verantwortlich.

Brandrodung ist immer noch der billigste und schnellste Weg für Unternehmen, Waldflächen in Plantagen umzuwandeln, meist um Ölpalmen, Kautschuk oder schnell wachsende Baumarten für die Papierproduktion anzubauen. Nach den verheerenden Bränden vor drei Jahren hatte die indonesische Regierung diese Praxis verboten. Zudem wurden strengere Forstgesetze verabschiedet, deren Einhaltung jedoch kaum durchgesetzt wird.

Nach Angaben von WWF-Tropenwaldexperten Markus Radday versuche die indonesische Regierung gegenwärtig, gegen Holzfirmen und Plantagenbetreiber mit härteren Strafen vorzugehen. Abschreckung sei kurzfristig die einzige Chance, Firmen zum Umdenken zu zwingen. Sonst sei nicht mit einer schnellen Verbesserung der Situation zu rechnen. Im profitablen Geschäft mit Holz und Palmöl blühe die Korruption, besäßen wenige Holzfirmen Konzessionen über riesige Waldflächen und sei der örtliche Militärkommandant nicht selten zugleich Händler, der die Überwachung illegaler Bewirtschaftungsmethoden zu verhindern wisse.

Erschwerend kommt hinzu, dass die anhaltende Wirtschaftskrise einen zusätzlichen Druck auf die Wälder ausübt. Der Export wertvoller Tropenhölzer und von Plamöl garantiert schnelle Einnahmen. Daher werden immer mehr "naturnahe Wälder" - so bezeichnen Experten nicht oder kaum genutzte Wälder - kahl geschlagen und in Plantagen umgewandelt.

Indonesische Umweltorganisationen fordern daher, dass die Forstpolitik fundamental reformiert werden muss. Die Verwaltung der Waldbewirtschaftung müsse in die Provinzen verlagert werden und Vertreter der Kommunen und indigener Gruppen sollten ein Mitspracherecht erhalten. Die Umwandlung naturnaher Wälder in Plantagen müsse gestoppt werden. Indonesien brauche endlich eine Landnutzungsplanung, die genau festelege, welche Waldflächen zum Einschlag freigegeben und welche geschützt werden.

Jährlich werden in Indonesien 1,5 Millionen Hektar Wald vernichtet. Hält dieser Trend an, wird die einst dicht bewaldete Insel Sumatra in fünf Jahren entwaldet sein.

Michael Streck

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