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Panorama: Warum fällt bei 2 Grad plus Schnee?

Eigentlich müssten sich die Flocken in Tropfen verwandeln / Ungewöhnlich früh hält der Winter Einzug

Als am Wochenende der erste Schnee des Winters fiel, wurden die Berliner Zeugen eines merkwürdigen Phänomens. Obwohl die Temperaturen mit etwa 2 Grad deutlich über dem Gefrierpunkt lagen, fielen deutlich sichtbar Flocken vom Himmel. Eigentlich müssten sich die Flocken bei solchen Temperaturen in Tropfen verwandeln. Das taten sie aber nicht. Warum? Der Meteorologe Hans-Joachim Knußmann kann das erklären. Die 0-Grad-Grenze lag etwa in Höhe von 400 Metern. Oberhalb dieser Grenze fällt Schnee. Nachdem die Flocken diese Grenze nach unten passiert haben, brauchen sie eine kurze Zeit, bis sich die Struktur der Flocke auflöst und sie sich in einen Tropfen verwandelt. „400 Meter sind zu kurz dafür“, sagt Knußmann. Die Flocken erreichen den Boden, ohne sich aufgelöst zu haben. Erst beim Aufprall auf den warmen Asphalt verwandelt sich der Schnee in Wasser. Liegt die 0-GradGrenze höher, dann dauert der Fall für die Flocke zu lange. Im Winter gibt es gelegentlich auch den umgekehrten Fall, erzählt Knußmann. In 400 Metern Höhe liegt die 0-Grad-Grenze, darüber ist es wärmer, am Boden herrschen eisige Temperaturen. Dann fällt der Regen durch die Grenze, behält aber während der kurzen Zeit zum Boden seinen Zustand. Erst nach dem Aufprall gefriert das Wasser.

Tagelanger Schneefall, Lawinengefahr und von der Außenwelt abgeschnittene Orte: Ungewöhnlich früh und heftig ist der Winter am Wochenende über Teile Europas hereingebrochen. In den österreichischen und in den Schweizer Alpen fielen innerhalb von 48 Stunden bis zu 150 Zentimeter Schnee. Österreichische Meteorologen sprachen am Sonntag von einer Wetterlage, wie sie dort nur „alle 30 bis 50 Jahre“ vorkomme. Bei Schnee und Kälte starben in der Alpenrepublik und in Rumänien am Wochenende mindestens fünf Menschen.

Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der 2962 Meter hohen Zugspitze, platzte der Saisonauftakt – bei einer 150 Zentimeter hohen Schneedecke, schlechter Sicht und starkem Wind war die Lawinengefahr zu groß. Am Sonntag wurde der Seilbahnbetrieb wegen des stürmischen Windes sogar komplett eingestellt. „Wir sind natürlich alle enttäuscht, wie die Leute auch“, sagte Zugspitzbahn-Sprecherin Eva-Maria Greimel. Freundlichere Aussichten für Wintersportler bietet dagegen Sachsen: Dort rüstete sich als erste Region die Gemeinde Fichtelberg im Erzgebirge für die Skisaison. „Erste Loipen sind nun befahrbar, die meisten sollen bis zum nächsten Wochenende präpariert sein“, sagte die Chefin eines Hotels am 1215 Meter hohen Fichtelberg, wo mehr als 50 Zentimeter Schnee liegen.

Schneematsch statt „Puderzucker“ gab es dagegen im Harz: Der Winter gab dort nur ein kurzes Gastspiel. Am Samstag tummelten sich zwar die ersten Skifahrer und Rodler auf dem Torfhausberg, wo zehn Zentimeter Schnee lagen. „Aber heute regnet und gewittert es schon wieder“, berichtete der Betreiber des örtlichen Skiverleihs am Sonntag. „Hier ist nichts mehr mit Wintersport.“

In Österreich wurden am Samstagabend die Straßen zu den Vorarlberger Nobelskiorten Lech und Zürs am Arlberg wegen Lawinengefahr gesperrt. Beide Orte waren auch am Sonntag zunächst nicht über Land erreichbar. Zuletzt war der renommierte Skiort, in dem sich zurzeit etwa 1200 Menschen aufhalten, im Jahr 1974 so früh von der Umwelt abgeschnitten. In den Schweizer Alpen fielen seit Freitag bis zu 140 Zentimeter Schnee, im Westen waren es bis zu 70 Zentimeter. Die Lawinengefahr ist oberhalb von 2000 Metern groß, Passstraßen wurden gesperrt. os/dpa

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