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Öffentliche Personen. Ayda Field und Robbie Williams lassen alles raus. Sogar die Geburt ihres Kindes.

© dpa

Was ist heute noch privat?: Robbie Williams filmt, Ayda Field gebiert

Gilt in Europa eine Geburt noch als Intimsphäre, zelebrieren Promis in England und USA ihr Leben längst als öffentliches Event. Bestes Beispiel: Robbie Williams und Ayda Field.

Privateste Einblicke würde man das spontan nennen, was Robbie Williams vom frühen Montag bis in den sehr frühen Dienstag mitteleuropäischer Zeit aus dem Kreißsaal preisgab. Von der Niederkunft seiner Ehefrau Ayda Field twitterte der Popstar zahlreiche Fotos und vor allem Videos. Man sieht die Bald-Gebärende zunächst noch sexy tanzen und den CTG-Schreiber wie ein Lasso vor Williams schwingen.

Im nächsten Video leidet die werdende Mutter in den Eröffnungswehen, während es nun Williams ist, der vor dem Krankenhausbett auf und ab tanzt. So steigert sich das vom Spaß in den Ernst. Das letzte pränatale Video: eine Kreißende in den Presswehen, die ihrem singenden Ehemann den Mund verbietet. In einem kürzeren Videoschnipsel kurz zuvor bittet ein Arzt Field, ihre Knie auseinanderzumachen, damit er die Fruchtblase zum Platzen bringen könne. Als er sich daraufhin mit einem länglichen Gegenstand zwischen ihren Beinen niederlässt, bricht das aus seitlicher Sicht gefilmte Video ab.

An dieser Stelle lässt sich nun die Frage stellen, was genau „privat“ ist. Denn wenn es in seiner engsten Definition das Nichtöffentliche ist, hört es genau dort auf, wo, wie in Williams’ Bildern aus dem Kreißsaal, eine Inszenierung beginnt. Diese nun grundsätzlich abzulehnen, ist möglich. Die Ansicht, wonach Privatheit und soziale Interaktion auf kommerziellen Plattformen im Netz sich per se ausschließen, ist im angloamerikanischen Raum jedoch deutlich weniger verbreitet als in der deutschen Mittelschicht. Hier gehört es zum guten Ton, nur ja nicht mehr als höchstens eine Hand des eigenen Nachwuchses der Datenkrake Facebook in Bildform zu reichen, der Gebärvorgang ist ohnehin tabu.

In den USA, wo Field und Williams ihren Lebensmittelpunkt haben, gilt, auch für die hierzulande frivol erscheinende Selbstzurschaustellung von Prominenten, jedoch eine andere Definition von Privatheit: Sie ist dort die Souveränität, für sich und seine Schutzbefohlenen selbst Grenzen ziehen zu können. Dass es auch für die Eheleute Field-Williams solche Grenzen gibt, machten beide übrigens im Kontext der Postings zur Geburt durchaus deutlich: Im „No Moms were harmed“ („Keine Mütter sind zu Schaden gekommen“) übertitelten ersten postnatalen Video treten Vater und Mutter ohne Kind vor die Kamera, um die Geburt eines noch namenlosen Jungen zu verkünden. Und auch, wo der Vorgang stattgefunden hat, ob in England oder den USA, und wann genau, mochte Williams’ Management der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage nicht sagen. Der Grund: zu privat.

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