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Panorama: Wege zum Ruin

Pete Doherty, der Ex-Freund von Kate Moss, kommt nach Deutschland

An der Seite von Kate Moss, torkelnd, küssend, Bier verschüttend – wer ihn kennt, kennt ihn in abgewracktem Zustand. Warum war Kate Moss mit diesem äußerlich oft abstoßenden Mann zusammen? Es gibt viele Frauen, die sich zu diesem sensiblen Mann hingezogen fühlen. Wo immer er hinkommt, suchen sie seine Nähe. Pete Doherty ist trotz seines zugedröhnten Auftretens in England derzeit einer der berühmtesten Sänger und Poeten. Jetzt kommt er nach Deutschland, wo ihn als Musiker bisher fast nur Insider kennen.

Das könnte sich ändern. Die „Straße zum Ruin“ besangen er und seine ehemaligen „Libertines“. Pete Doherty ist sie mittlerweile ein ganzes Stück weit gegangen. Er und Carl Barat gründeten die britische Band, die im Herbst 2002 mit ihrem Debut „Up the Bracket“ den Punk nach Großbritannien zurückbrachte. „Die beste Band ihrer Generation“, schrieb die britische Presse damals und feierte Barat und Doherty als das größte Songwriterduo seit Lennon/McCartney. Bei ihren Konzerten rissen sie die Deckenverkleidung herunter, das Publikum tat es ihnen nach, und wenn das Konzert abgebrochen wurde, spielte Pete auf dem Parkplatz hinter dem Club weiter, bis die Polizei ihn davontrug.

Der fast täglich in seinen Auftritten entgleisende Doherty lebte jene Form des Rock’n’Roll, die sich weniger gegen die Gesellschaft richtet als gegen sich selbst. Er konsumierte jeden Tag Heroin und Crack für mehrere hundert Euro. Immer häufiger faselte er wirres Zeug ins Mikro oder trat zu Konzerten gar nicht erst an. Die Therapie in einem buddhistischen Kloster in Thailand brach er am ersten Tag ab. Mehrmals wurde er festgenommen, nicht nur wegen Drogen-, sondern auch wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Es handelte sich dabei allerdings nur um ein auffallend großes Messer.

Die Libertines waren eine Rock’n’Roll-Seifenoper voller Ausschweifungen, wildem Zank und dramatischen Versöhnungen. Kein Wunder, dass es in ihren Songtexten meistens um zwei Dinge geht: Freundschaft und Verrat.

Doherty schreckte auch nicht davor zurück, Barats Wohnung auszuräumen – Gitarre, Geld und Computer machte er dann zu Drogengeld. Als er vier Wochen später frühzeitig aus der Haft entlassen wurde, mit der Auflage einer abendlichen Sperrstunde, war es ebenjener Barat, der ihn am Gefängnis abholte. Alles halb so schlimm, sagte der. Trotzdem wollen die „Libertines“ nichts mehr von Pete wissen, und so hat er die „Babyshambles“ gegründet.

Doherty mache kein Geheimnis aus seiner Drogensucht, wird oft in beinahe anerkennenden Worten über ihn gesagt. Die Auswirkungen seiner Sucht allerdings sind derart offenkundig, dass ihm kaum etwas anderes übrig bleibt, als sie offen auszuleben. Dass er daneben auch ein ziemlich guter Songwriter ist und ein Poet, der bereits mit 16 Jahren vom Kulturministerium seines Landes ausgezeichnet worden war, gerät darüber in Vergessenheit. In Großbritannien verfolgt man Dohertys Weg mit Neugier und Schrecken. Seit dem 15. September überwiegt Letzterer. Auf dem Bild, das die Kokainsucht des Models Kate Moss öffentlich machte, saß ihr damaliger Freund Doherty ungerührt neben ihr.

Kate Moss verlor ihre Werbeverträge und möglicherweise auch das Sorgerecht für ihre Tochter Lila Grace. Ist das das Ende des „Heroin-Chic“, dem Moss einen großen Teil ihrer Karriere verdankt? Dohertys Karriere fängt im Schatten der Sucht vielleicht erst richtig an.

Doherty tritt am 11. November im Berliner Columbiaclub auf.

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