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Band-Entdeckung: Manchmal werden Träume wahr

Fünf Jungs zogen vor einem Monat aus der Provinz nach Berlin, um Musik zu machen. "Suboptimal" spielten unplugged am S-Bahnhof Alexanderplatz - und wurden entdeckt. Habt auch ihr eine gute junge Band gesehen? Mailt uns eure Tipps. Wohin? Lest selbst.

Wenn jetzt noch der Erfolg kommt, dann hat die Geschichte um die Jungs der Band Suboptimal aus dem westfälischen Brakel bei Paderborn vielleicht das Zeug zu einem modernen Märchen.

Und das geht so: Vor einem Monat kamen der Sänger Simon, 24, Bassist Stefan, 21, die Gitarristen Mark, 21, und Christoph, 23, sowie Schlagzeuger Marco, 21, nach Berlin. Der Grund liegt für viele Musiker auf der Hand: Berlin ist die Musikhaupstadt – hier sitzen wichtige Firmen wie Universal und MTV, kleine Labels, viele Clubs und Auftrittmöglichkeiten sind vorhanden. Und dann ist Berlin auch noch recht günstig. Also ganz gute Voraussetzungen für junge Künstler. Und mit ihrem Umzug nach Berlin treten sie auch in die Fußstapfen vieler anderer, junger Bands: So zogen einst Elke (aus Niedersachsen), Silbermond (aus Sachsen) oder Virginia Jetzt (aus Brandenburg) nach Berlin und schafften den Durchbruch.

„Außerdem,“ meint Sänger Simon, „war Brakel sterbenslangweilig. Wir waren dort erfolgreich, haben alles gesehen, überall gespielt und hätten dort gute Hobbymusiker werden können.“ Aber einen anderen Job als den des Musikers wollen die fünf Jungs aus dem Städtchen bei Paderborn nicht: Sie leben für die Musik, für ihre Musik und wollen nur damit erfolgreich sein. „Also war es einfach richtig und wichtig für uns nach Berlin zu kommen“, sagt Gitarrist Mark. Er ist der eineiige Zwillingsbruder vom Bassisten Stefan – und Bruder von Sänger Simon. Simon und Christoph wiederum kennen sich seit Kindertagen und sind die dicksten Kumpels. Eine echte Jugendband also, nicht stumpf in irgendwelchen Shows oder von Konzernen zusammengecastet.

Ganz so einfach aber ist es in einer großen Stadt wie Berlin auch nicht, bekannt oder gar berühmt zu werden, da gehört schon ein bisschen Glück dazu. So war das auch bei den Jungs aus Brakel. In den vergangenen Spätsommertagen haben sie einfach ihre Instrumente geschnappt und haben am frühen Abend unter einer S-Bahnbrücke am Alexanderplatz ihre Lieder gespielt. „Clubauftritte sind in der Stadt halt schwerer zu bekommen als in unserem Heimatort“, sagt Schlagzeuger Marco. Und die Freiluftkonzerte hatten noch einen anderen Grund: Sie linderten die Geldsorgen. „Wenn wir unplugged auf der Straße spielen, stellen wir eine Keksdose auf – und wenn wir gut sind, kriegen wir in zwei Stunden schon mal 170 Euro zusammen.“ Das Geld brauchen die Jungs dringend: Im Moment wohnen die fünf in zwei mittelgroßen Zimmern in Neukölln. Lagerkoller garantiert. Mit Nebenjobs versuchen sie sich gerade über Wasser zu halten. Christoph arbeitet als Erzieher, Simon als Mechatroniker. So weit, so gut – so alltäglich.

Vor zwei Wochen kam dann die Radiomoderatorin Caroline Korneli zufällig am S-Bahnhof Alexanderplatz vorbei. Sie erinnert sich: „Da standen 60 Leute und genossen die Musik. Ich blieb stehen und war einfach baff: Die Jungs haben eine unglaubliche Energie, und der Sänger verzaubert die Menschen einfach.“ Als Caroline vom Einkaufen wiederkam, sei die Menschenmenge auf das Doppelte angewachsen. Eine Woche später war die Band in ihrer Fritz-Sendung „Caroma Club“ live zu hören. Und so ging das Märchen erst einmal weiter.

Sänger Simon, ein Typ mit kräftiger Stimme, sagt: „Musik und besonders der Gesang waren schon immer mein Ding“. Und genau diese Kraft, die der etwas kleine Simon mit seinen Stimmbändern erzeugen kann, fasziniert. Ihre Musik passt zudem in die deutschsprachige Szene: eingängige Melodien, bei denen man manchmal glaubt, man habe sie schon einmal gehört, gehören ebenfalls zu ihren Songs, wie auch die simplen aber schlauen Texte. In dieser Kombination entsteht ein angenehmer Gute-Laune-Pop. In einem Song zum Beispiel singen die Jungs von der Liebe und schaffen es, die Euphorie beim Verliebtsein in einer einzigen, simplen Zeile zu transportieren: „Ein Tag mit dir ist wie für Neil die Landung auf dem Mond“. Gemeint ist natürlich der US-Astronaut Neil Armstrong, der 1969 als erster Mensch den Erdtrabanten betrat.

Die Jungs haben Ideale, das muss man ihnen lassen, und sie sind mutig, denn sie wissen natürlich nicht so genau, was aus ihrer Musik und ihrem Traum wird. Aber sie haben ihn angepackt und stehen dahinter: „Bis jetzt zweifelt keiner von uns. Ich hoffe mal, dass das auch so bleibt“, sagt Sänger Simon. Und wenn nicht? Wenn sie doch bald das Zugticket zurück nach Paderborn kaufen müssen?

Dann haben sie vielleicht nebenbei ein paar Euro verdient, die sie in ihre Leidenschaft investieren können. „Wenn Geld für unser Hobby übrig bleibt, wäre das auch nicht schlecht“, sagt Schlagzeuger Marco. Damit meint er Tattoos. Es fing nämlich alles mit ihrem Namen an. Nachdem sich die Band vor sieben Jahren – also zur Schulzeit – gründete und später festigte, beschlossen die Jungs, sich den Bandnamen eintätowieren zu lassen. „Ich habe mich als letzter vor anderthalb Jahren getraut“, sagt Gitarrist Christoph.

Habt auch ihr eine richtig gute junge Band aus Berlin entdeckt? In der Bar, auf dem Schulfest, im Jugendclub oder im Park? Wir freuen uns über Tipps, am besten mit eurer kleinen Geschichte dazu. Schreibt uns einfach eine Mail an: werbinich@tagesspiegel.de (und schickt uns doch etwas Hörbares an Der Tagesspiegel, Redaktion werbinich, 10876 Berlin – oder einen Link per Mail). Wir sind gespannt.

Ric Graf

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