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Panorama: Chillen im Neuen Museum: Ein Selbstversuch

Eigentlich sind Museen nicht so mein Ding. Ich glaube, auch der heutige Besuch im Neuen Museum wird daran nichts ändern.

Eigentlich sind Museen nicht so mein Ding. Ich glaube, auch der heutige Besuch im Neuen Museum wird daran nichts ändern. Aber gut, versuchen kann ich es ja mal. Mit meinem Zeitfensterticket in der Hand schlendere ich etwas lustlos zum Eingang. Dort gibt es gleich den ersten außerplanmäßigen Zwischenstopp: Die Dame an der Einlasskontrolle ist freundlich, doch skeptisch, als sie mein kostenloses Schülerticket sieht. Ich sehe, wie sie unmerklich mit dem Kopf schüttelt und mich nach meinem Ausweis fragt. Doch dann lächelt sie und sagt: „Da habe ich mich aber verschätzt, ich dachte sie seien Student.“

Ich hole mir einen Audioguide, der empfehlenswert ist, denn darin gibt es wichtige Infos zum Gebäude und zu den Exponaten. „Entschuldigen Sie, hier bitte keine Fotos“, fordert ein energischer Wärter im Nordkuppelsaal des Neuen Museums einen Touristen auf. Schade, denn die Nofretete ist schon beeindruckend. Aber ein Blitzlichtgewitter wie auf dem roten Teppich würde dem Abbild der schönsten Frau Ägyptens sicher nicht guttun.

Nofretete – der Name bedeutet „Die Schöne ist gekommen“ – lebte im 14. Jahrhundert vor Christus. Die Büste aus Kalkstein und Gips wurde am 06.12.1912 bei Ausgrabungen gefunden. Der Bildhauer hat allerdings bei der Herstellung geschummelt. Mittels einer Computer-Tomographie wurde 2009 festgestellt, dass er die Gesichtszüge der Nofretete quasi per „Antik-Photoshop“ geschönt hat – er hat wohl einfach ein paar Unebenheiten weggemeißelt. Das Streben nach Perfektion gab es also damals schon, es ist kein spezielles Phänomen unserer Zeit – das finde ich nun wieder interessant.

Im Neuen Museum gibt es die Abteilungen Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, das Museum für Vor- und Frühgeschichte mit Objekten der Antikensammlung und die Sammlung Trojanischer Altertümer von Heinrich Schliemann. Die Antikensammlung und alles rund um Troja interessiert mich besonders. Alles zu sehen, habe ich mir von Anfang an nicht vorgenommen. So schlendere ich nach eineinhalb intensiven Stunden – lesen, Exponate gucken, Audioguide hören – einfach nur noch durch die Hallen und Säle und nehme die Atmosphäre auf.

Die Architektur des Gebäudes beeindruckt mich am meisten. Allein deshalb kann man Stunden hier zubringen. Die Säulen und die enormen Deckenhöhen, der Lichthof im Südkuppelsaal und der wechselnde Lichteinfall, die Deckengemälde, die Farben, der Schievelbeinfries – toll.

So sitze ich irgendwann am Freitagnachmittag im östlichen Kunstkammersaal auf dem Fenstersims, anstatt mit meinen Freunden draußen zu chillen, und finde es … gut.

Die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen tauchen alles in ein ungewöhnlich schönes Licht: Ich sitze einfach da, betrachte, lasse alles wirken und denke daran, dass sie mir in der Redaktion gesagt haben: „Jannik, am Ende wird es dir im Museum noch gefallen.“ Stimmt – es gefällt mit. Mein letzter Besuch war das sicher nicht. Jannik Lage, 15 Jahre

Jannik Lage[15 Jahre]

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