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Panorama: „Die Schule hat sich aufgegeben“

Grünen-Politiker Mutlu lernte auf der Eberhard-Klein-Schule. Er fordert vom Schulleiter neue Konzepte

Wann waren Sie Schüler in der EberhardKlein-Schule?

Von 1981 bis 1985. Ich habe dort das beste Kreuzberger Abschlusszeugnis bekommen, ein Realschulzeugnis. Dann habe ich Abitur gemacht.

Wie war Ihr Eindruck damals?

Wir hatten tolle Lehrer. Aber auch damals kamen schon etwa 70 Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien. Aber das Problem ist ja kein ethnisches, sondern dass wir alle der Unterschicht angehörten und sich nur wenige Eltern um die Bildung ihrer Kinder kümmerten.

Ist es dann nicht egal, wenn nur noch Migrantenkinder auf diese Schule gehen?

Nein, denn wenn eine der Minderheiten-Sprachen in einer Schule dominiert, in diesem Fall Türkisch oder Arabisch, ziehen sich die Kinder in ihre ethnischen Nischen zurück, die Kommunikation findet nur noch in der Muttersprache statt. Lehrer haben keinen Zugang mehr. Wenn noch ein paar deutsche Kinder da sind, oder die Ethnien gemischt sind, gibt es die gemeinsame Basis der deutschen Sprache. Ich war auf der Zille-Grundschule. Wir waren Kinder aus elf Nationen, da mussten wir Deutsch sprechen.

Was könnte man tun, um deutsche Eltern von der Schule zu überzeugen?

Die Qualität verbessern. Aber die Eberhard-Klein-Schule hat sich ja aufgegeben, wenn der Schulleiter den wenigen deutschen Eltern, die hier noch hinkommen, sogar abrät, ihr Kind hier anzumelden.

Kennen Sie Beispiele, wo man die Entwicklung aufhalten konnte?

Die Niederlausitz-Grundschule und die Zille-Grundschule in der Nachbarschaft. Die Zille-Schule muss jedes Jahr 100 Kinder ablehnen, die aus anderen Kiezen kommen, darunter viele Deutsche.

Was machen die Lehrer dort anders?

Sie wecken Lust am Lernen - zum Beispiel durch viele AGs und öffnen sich in den Stadtteil hinein. Die Schüler haben etwa bei der Gestaltung des Spielplatzes auf dem Lausitzer Platz mitgemacht. Jetzt identifizieren sie sich damit, der Vandalismus ist zurückgegangen. Man muss auch mit Betrieben kooperieren. Es gibt viele Ansätze, die schon woanders erfolgreich erprobt wurden

Was raten Sie der Eberhard-Klein-Schule?

Man könnte diese Schule zu einer Laborschule machen, an der alle möglichen neuen pädagogischen Ansätze erprobt werden, in Zusammenarbeit mit Unis und Stiftungen. Ich habe auch schon mit dem Bildungssenator darüber gesprochen. Er ist gar nicht abgeneigt.

Özcan Mutlu (37), bildungspolitischer Sprecher der Berliner Fraktion der Bündnisgrünen, siedelte als Fünfjähriger aus der Türkei nach Kreuzberg über. Claudia Keller sprach mit ihm.

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