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Panorama: Die Schulpaten

Ehrenamtliche arbeiten mit den Kindern an den Problemen

Deutsche Schüler lesen schlecht, zu wenig und nur, wenn sie müssen. Das war eines der zentralen Ergebnisse der Pisa-Studie im Jahr 2000. Seither hat sich viel getan – auch in Berlin. Hunderte so genannte Lesepaten versuchen, Schülern Spaß am Lesen zu vermitteln. Es gibt neue Schulbibliotheken und wissenschaftliche Begleituntersuchungen. Wer will, dass Kinder besser lesen, muss auf jeden Fall in den ersten Grundschuljahren, möglichst aber schon im Kindergarten beginnen.

Die Pisa-Wissenschaftler weisen darauf hin, wie wichtig es ist, dass Eltern abends zu Hause vorlesen und mit den Kindern über das Gelesene sprechen. Ob sie das tun, hängt sehr von den eigenen Interessen der Eltern ab: Forscher haben herausgefunden, dass drei Viertel der Kinder, die viel lesen, Eltern haben, von denen mindestens einer regelmäßig liest. Erzieherinnen im Kindergarten versuchen, das fehlende elterliche (Vor)Lesen zu kompensieren und richten gemütliche Leseecken ein oder gehen mit den Kindern in die Bibliothek, um erste Bilderbücher auszuleihen.

Schwierig wird es für die Grundschullehrer, wenn die Erstklässler weder zu Hause noch in der Kita mit Büchern zu tun hatten. Diese Defizite sind nur schwer aufzuholen. Wenn dann noch hinzukommt, dass die Kinder kein Deutsch sprechen, kann das Lesenlernen im normalen Unterricht mit rund 26 Kindern und nur einer Lehrerin kaum gelingen. Die Folge: Schlecht lesende Kinder werden durch die Grundschulzeit geschleppt, landen schließlich auf der Hauptschule und schaffen oftmals den Schulabschluss nicht.

Damit es künftig nicht mehr so viele derart verhängnisvolle Schulkarrieren gibt und die jetzigen Erstklässler später mal beim Pisa-Test besser dastehen, hat sich die 24-jährige Studentin Julia Dröge vor einem Jahr auf den Weg gemacht: Mit Freunden ging sie in Kreuzberg auf die Suche nach einer Schule, die Hilfe beim Lesenlernen annehmen wollte. Seither teilen sich 15 Studentinnen von verschiedenen Universitäten die Aufgabe, regelmäßig in den ersten und zweiten Klassen der Hunsrück-Grundschule vorzulesen. „Ich kenne Leseunterstützung aus meiner eigenen Schulzeit in Zypern und kam so auf die Idee, etwas Ähnliches zu machen“, sagt Julia Dröge.

Auslöser für ihr Engagement seien die Pisa-Ergebnisse gewesen. Sie setzt sich mit ein oder zwei Schülern zusammen, lässt sie vorlesen und dann den Text wiedergeben. Nach kurzer Zeit fassen die Kinder Vertrauen und wetteifern sogar darum, wer zuerst lesen darf. Schulleiter Mario Dobe ist glücklich über die kostenlose Unterstützung. Dass Julia Dröge und die anderen Studenten so sehr den Kindern helfen wollen, rührte ihn am Anfang zu Tränen.

Auch an der Kreuzberger Lenau-Grundschule war Pisa der Motor für einen unerhörten Aufschwung. 30 Handwerker, Studenten, Kinderbuchautoren und Rentner kommen seit zwei Jahren in den Unterricht und unterstützen als Lesepaten die Lehrer. „Lesen ist ein goldener Schlüssel zur Bildung“, sagt Lenau-Lehrerin Sibylle Recke. Die Bürgerstiftung Berlin unterstützt die Lesepaten mit Honorarmitteln. Außerdem gibt es ein Vorlesecafé für Mütter, Lesungen mit Schriftstellern, Lesefeste und eine einladende Schulbibliothek.

Wer sich Julia Dröge anschließen möchte, kann sich informieren unter www.lesenfuerberlin.de. Die Lenau-Schule freut sich über Spenden an den Schulverein VFFL: Konto 7137019005, BLZ 10090000, Berliner Volksbank, Kennwort Schülerbücherei.

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