zum Hauptinhalt

Panorama: Es geschah in der Kneipe

Als ich um 20 Uhr in die kleine, unscheinbare Eckkneipe komme, ist sie schon bis fast auf den letzten Stuhl besetzt. Neugierige Blicke empfangen mich, anscheinend kennen sich hier alle; ich komme in eine große „Tatort“-Fan-Familie.

Als ich um 20 Uhr in die kleine, unscheinbare Eckkneipe komme, ist sie schon bis fast auf den letzten Stuhl besetzt. Neugierige Blicke empfangen mich, anscheinend kennen sich hier alle; ich komme in eine große „Tatort“-Fan-Familie. Die Tagesschau wird beim letzten Teil des Abendessens mitverfolgt, die Kellner laufen eilig durch den überfüllten Raum, um alle mit Getränken zu versorgen, bevor es losgeht. In der dieser Kneipe sind das mit Abstand modernste die Bilder vom Gasometer, die überall an der Wand hängen, und die große Leinwand, auf die sich nun alle Blicke richten. Das Licht wird ausgemacht, jemand löscht die Kerzen auf den Tischen.

Als man Kommissarin Charlotte Lindholm mit ihrem Auto durch den Wald fahren sieht, verstummen alle Gespräche.

Die Spannung lässt erst nach einer halben Stunde langsam nach. Gemurmel kommt aus ein paar Ecken; doch dafür, dass bestimmt 50 Menschen im Raum sitzen, ist es erstaunlich ruhig.

Sobald die Verbrecherin entlarvt und die Familienzusammenführung gelungen ist, wird die Leinwand hochgerollt und das Licht angemacht. Jetzt fängt der interessanteste Teil des Abends an: „Also wer war jetzt der Junge in der roten Jacke?“ – „Mensch, das war doch die Hauptperson!“ Bei einem weiteren Bier analysiert man diesen und die letzten „Tatorte“ gleich mit, und ganz allmählich schweifen die Gespräche ab. Als sich die Ersten mit einem „Bis nächste Woche!“ verabschieden, kann ich sie irgendwie verstehen: Zu Hause ist es vielleicht etwas gemütlicher als mit verdrehtem Nacken auf harten Holzstühlen, aber dafür klingelt das Telefon nicht, und die Diskussion gibt es gleich im Anschluss dazu. Kira von Bernuth, 16 Jahre

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false