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Panorama: Gebt uns mehr Zeit, um uns aufs echte Leben vorzubereiten

Viele Berliner Gymnasiasten haben das letzte Schuljahr wiederholt. Die meisten davon freiwillig.

Viele Berliner Gymnasiasten haben das letzte Schuljahr wiederholt. Die meisten davon freiwillig. Warum? Diese Frage lässt sich meiner Meinung nach leicht beantworten.

Das Abitur nach zwölf Jahren führt zu totalem Stress. Langsameren Schülern wird dringend notwendige Zeit zum Lernen weggenommen.

Aber auch als guter Schüler ist es nicht leicht, dem Unterricht zu folgen, in dem der Lernstoff von ehemals 13 in zwölf Jahren vermittelt wird. Das beansprucht Zeit.

Zu viel Zeit.

Die Woche ist voll. Freunde treffen, Instrumente spielen oder Sport wird zwischen 34 Wochenstunden gequetscht. Mit den dazugehörigen Hausaufgaben erhöht sich diese Zahl noch um einiges. Nicht mal am Wochenende wird man in Ruhe gelassen. Hausaufgaben, für Tests und Klausuren lernen, Referate vorbereiten. Da ist das ein oder andere alkoholische Getränk nicht schlecht, um den ganzen Schulstress mal zu vergessen.

Mit 16 Jahren müssen wir Kurse wählen und uns schon damit festlegen. In diesem Alter weiß aber kaum ein Schüler, was er studieren oder welche Ausbildung er machen möchte. Mich beschäftigt die Frage: Warum? Warum sollen wir Abitur nach zwölf Jahren machen, wenn es auch anders geht? Ja, wir haben die Möglichkeit, früher zu studieren und früher ins Berufsleben einzusteigen. Aber was ist, wenn wir das gar nicht wollen? Wenn wir gerne zur Schule gehen, weil man dort noch nicht ganz auf sich allein gestellt ist und noch Erfahrungen sammeln kann.

Die wenigsten meiner Freunde wollen das Angebot, ein Jahr früher mit dem Studieren anzufangen, wahrnehmen. Viele meiner Mitschüler wiederholen die elfte Klasse freiwillig. Trotz guter Noten und regulärer Versetzung gehen Schüler eine Klasse zurück – weil sie nicht wissen, was sie nach dem Abitur machen sollen. Andere schieben ein Auslandsjahr dazwischen, um so ihre Schulzeit zu verlängern. Wir gehen doch gerne zur Schule. Trotz dreckiger Toiletten, anstrengender Lehrer und viel Arbeit. Ich zumindest beneide meine älteren Geschwister und die Freunde in anderen Bundesländern, die noch das Vergnügen haben, 13 Jahre zur Schule zu gehen.

Als ich den Auftrag bekam, diesen Artikel zu schreiben, habe ich eine kleine Umfrage auf Facebook gestartet. Innerhalb von vier Stunden haben eine Person für und 31 gegen das Abitur nach zwölf Jahren gestimmt. Es besteht eindeutig Rede- und vor allem Handlungsbedarf. Am schönsten wäre es natürlich, einfach G8 wieder abzuschaffen. Da das wohl nicht einzurichten ist, sollte der neue Senat den Lehrplan neu gestalten und das eine oder andere streichen, denn so ist es kaum zu schaffen. Ich und viele andere wünschen sich einfach nur ein wenig mehr Zeit, um uns auf das „echte Leben“ vorzubereiten.

Katharina Uharek, 16 Jahre

Katharina Uharek[16 Jahre]

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