zum Hauptinhalt

Panorama: Gunter Demnig?

Gunter Demnig – das ist ein Abenteurer? Könnte man so sagen.

Gunter Demnig – das ist ein Abenteurer?

Könnte man so sagen. Er ist Künstler und arbeitet an einem Denkmal für die Opfer des Holocaust, den „Stolpersteinen“.

Diese Messingplatten?

Genau, eingelassen in den Bürgersteig vor dem ehemaligen Haus des Opfers. Auf ihnen steht Name, Geburtsdatum, Deportationsdatum und Sterbeort.

Gibt’s welche in Berlin?

Demnig hat gerade wieder Steine verlegt, jetzt gibt es hier 1167.

Wo zum Beispiel?

Etwa an dem Haus von Greta Steinmesser und ihren drei Kindern, in der Lausitzer Straße 31, am Paul-Lincke-Ufer.

Woher weiß Demnig, dass sie da wohnten?

Die Regenbogenfabrik, ein Nachbarschaftszentrum, hat die Adresse in Archiven des Landes Brandenburg gefunden.

Wer war diese Familie?

Viel weiß man noch nicht. Sie wohnten Parterre, rechts. Anhand der Geburtsdaten kann man vermuten, dass es eine Mutter und ihre drei Kinder, Joachim, Thea und Ludwig, waren. Ludwig und Thea waren 20 und 17 Jahre alt, als sie nach Auschwitz deportiert wurden, Joachim war erst elf Jahre alt, als er nach Theresienstadt gebracht wurde. Als Letzter der Familie.

Gibt es weitere Spuren von ihnen?

Die Regenbogenfabrik hat Briefe gefunden, in denen der Hausverwalter die Miete, 29 Reichsmark und 75 Pfennige, einklagt. Es liest sich gruselig: „Es kann uns nicht zugemutet werden auf eine einfache Aussage der Jüdin auf eine Miete zu verzichten“ schreibt er etwa. Und später wählt er die Worte, seine Mieterin sei „ausgewandert“.

An wen schreibt er das denn?

An den Oberfinanzpräsidenten von Berlin-Brandenburg. Der ließ daraufhin bei der „Vermögensstelle“ nachschauen, ob die Möbel der Steinmessers wertvoll sind. Schließlich holte er sich das Geld vom letzten Arbeitgeber der Familie, der Firma „Charlottenburger Motoren- und Gerätebau“. 1944 war das. Ein Jahr nach der Deportation.

Es gibt kein Dokument von vor 1943?

Doch, eines: eine Liste mit ihren Wertgegenständen. Die mussten sie vor ihrer Abholung selbst aufstellen. Die Regenbogenfabrik vermutet, dass das Haus Nr. 31 ein so genanntes „Judenhaus“ war. Den Juden wurde der Mieterschutz abgenommen, sie verloren ihre Wohnungen, zogen in diese Häuser. Das diente den Nazis zur Ghettoisierung, zur Kontrolle.jea

Nicht zu verwechseln mit Indiana Jones, Christo, Peter Eisenman, Ben Becker

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false