zum Hauptinhalt
Nein danke. Von der Ehe hält unser Kolumnist nicht viel, er ist ein Scheidungskind.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Auf den Trauschein verzichten

Willst du mal heiraten? Das fragte vergangenen Mittwoch Constanze Bilogan. Unser Kolumnist antwortet ihr heute.

Letztens saß ich mit meinem Kumpel Mr. Rollo in der Küche – Bier leer, Flasche Gin halb voll – und wir redeten darüber, worüber wir immer reden: über die Zukunft und die Frauen. Wenn er fertig studiert und einen guten Job gefunden habe, meinte Mr. Rollo, dann würde er seine Freundin heiraten. Sie seien seit fünf Jahren zusammen. Warum also nicht?

Als ich 19 war, habe ich auf einen Zettel geschrieben: „Ich werde niemals heiraten.“ Darunter Datum und Unterschrift. Der Zettel liegt noch immer in der Küchenschublade bei Mutti. Starrsinnig und spätpubertär, ich weiß, aber bisher hat sich an meiner Einstellung nichts geändert: Nichts hält für ewig. Ichmeinermirmich, dudeinerdirdich, für immer zusammen, bis dass der Tod uns scheidet. Wozu? Warum ein Versprechen geben, das man nicht halten kann? Ein Drittel aller Ehen wird geschieden, und die restlichen 66 Prozent sind unglücklich.

Vielleicht liegt’s daran, dass ich ein verkorkstes Scheidungskind bin. Daran, dass ich glaube, dass jede Beziehung irgendwann erstarrt wie die Zuckergussfiguren auf der Hochzeitstorte. Vielleicht aber auch daran, dass ich ein verkappter Romantiker bin. Dieses Jahr bin ich zu drei Hochzeiten eingeladen, mein Cousin heiratet, mein Vater heiratet, meine Mutter heiratet. Klar, das sind alles schöne Feste, mit Strumpfband abtanzen, Discofox und so viel saufen, wie man will. Leider geil. Aber romantisch?

Vor kurzem auf der Hochzeit meiner Mutter. Schloss im Grünen, alles schick. Und dann steht da die Standesbeamtin, eine Frau Mitte 50, die aussieht, wie Frauen aussehen, wenn sie ihr Dasein auf irgendeinem Amt fristen. Furchtbare Klamotten, furchtbare Frisur, furchtbar frustriert. Monoton spricht sie von Eheschließung, Eheurkunde und Eheregister, was für hässliche Wörter, der ödeste Tagesschausprecher wäre einfühlsamer. Fremdschämen dann, als sie versucht, poetisch zu werden: „Die Liebe ist wie der Wind, der durch die Bäume streicht.“ Im Hintergrund hakt die CD mit Beethovens „Für Elise“. Und das macht sie so wahrscheinlich dreimal am Tag. What the fuck?

Wirklich ergreifend ist nur die Rede des Bräutigams, da kommen nicht nur der Braut die Tränen. Aber am Tag danach ist fast alles wie vorher. Nur mit Kater. Das Klingelschild wird ausgetauscht und man hat Unmengen Kohle verschleudert. Kein Anfang, sondern der Anfang vom Ende. Warum nicht lieber mal zu zweit wegfahren? Ans Meer oder so.

Constanze, bist du ein Mama-Kind?

Nächste Woche schreibt an dieser Stelle Constanze Bilogan.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false