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Kolumne: Was machen wir JETZT?: Bartlos bleiben

Warum trägst du keinen Bart? Das fragte letzte Woche Constanze Bilogan. Unser Kolumnist antwortet ihr heute.

Vor kurzem war ich für ein paar Tage in Istanbul, wahrscheinlich der bärtigsten Stadt der Welt, wo es an jeder Ecke noch einen Barbier gibt. Mein Kumpel Mr. Juiceman musste sich unbedingt rasieren lassen. Erst kratzte der Barbier ihm mit frischer Klinge seinen Dreitagebart weg, dann zündete er ein Wattestäbchen an und fackelte die kleinen Härchen an Ohren und Wange ab, bevor er Mr. Juicemans Kopf ins Waschbecken schleuderte und sein Gesicht mit Aftershave zum Brennen brachte. Das war großes Kino, ich hab mich schlappgelacht, bis der brutale Barbier plötzlich auf mich zeigte. „Was? Ich? Ich hab doch gar keinen Bart.“ Ein prüfender Blick, dann ein mitleidiges Lächeln. „Okay, zieh ab.“

Als ich 18 war, dachte ich, das wird noch. Jetzt, mit Mitte 20, hat sich nichts geändert, einzig die Hoffnung ist geschwunden: Das wird kein Bart mehr, das bleibt ein Bärtchen. Wäre meine Gesichtsbehaarung ein Fußballfeld, würde es nicht dem üppig wuchernden und gepflegten Rasen im Olympiastadion gleichen, sondern eher einem Kartoffelacker in Oberschöneweide, wo hier und dort was sprießt. Am Kinn und an der Oberlippe ein paar Stoppel, aber nicht wirklich dicht, an der Wange öde Wüstenei. Mein Opa hat mir immer geraten, mir Hühnerscheiße ins Gesicht zu schmieren, das sei der beste Dünger. Aber ganz ehrlich: Das stinkt wie Sau und bringt gar nichts. Einmal Bubi, immer Bubi.

Es ist ein Fluch. Und ich bin damit nicht allein. Fast der Hälfte meiner Freunde geht es genauso. Das Nervigste: Wenn wir uns nicht jeden Tag den Flaum rasieren, sieht es schnell peinlich aus. Weil ihm das zu anstrengend ist, hat einer meiner Freunde seinen Rasierer sogar gegen eine Pinzette getauscht, seine vier Haare am Kinn zupft er sich. Kein Witz. Leider stehen Frauen nicht auf Bubis à la Clueso oder Tim Bendzko, sondern völlig zu Recht auf richtige Kerle mit Fünftagebärten. Typ kanadischer Holzhacker. Denn das sieht gut aus, wild, verwegen und sexy.

Vielleicht sollten wir Bubis einen Selbsthilfeverein gründen. Kann man eigentlich schon Haare vom Kopf oder der Wade ins Gesicht transplantieren? Dann könnten wir auch einen Vollbart tragen oder wenigstens eine richtig buschige Rotzbremse. Der einzige Trost, der uns bleibt: Wir sehen vielleicht weniger männlich aus, aber dafür haben wir auf dem Rücken keine Haare – und werden uns niemals die Schultern rasieren müssen.

Constanze, hast du Angst vorm Altwerden?

In zwei Wochen antwortet an dieser Stelle Constanze Bilogan.

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