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Wuff. Unser Kolumnist Björn Stephan mag keine Tiere, erst recht nicht, wenn sie ihn anspringen.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Gassi gehen im Reservat

Bist du ein Tierfreund? Das fragte Constanze Bilogan vor zwei Wochen. Unser Kolumnist antwortet ihr heute.

Ekel ist nicht angeboren, sondern ein anerzogenes Gefühl wie Scham oder Schuld. Tiere kennen keinen Ekel, nur Menschen. Und genau das ist das Problem: Wenn sich Tiere vor mir ekelten, dann wäre alles gut, dann könnten wir in Frieden und Eintracht leben. Sie würden nicht an mir hochspringen, nicht zwischen meinen Beinen herumwuseln, mich einfach nicht berühren. Ich weiß, ich mache mir damit keine Freunde, aber: Ich mag Tiere wirklich nicht.

Das soll nicht heißen, dass ich ein Tierquäler wäre. Artensterben ist schlimm, Tierschutz gut, Tierversuche böse – ich bin ja kein Unmensch. Tiere stören mich nicht, solange ich sie aus der Ferne beobachten kann. Tierdokus zum Beispiel sind toll. Da sieht man, wie so eine Horde von Dschelada-Männchen marodierend durchs äthiopische Hochland zieht, andere Blutbrustpaviane überfällt und ihnen die Weibchen raubt. Brutal und erbarmungslos. Das wirklich wahre Leben.

In Berlin vergisst man manchmal, dass neben Menschen, Tauben und Hunden auch andere Lebewesen den Planeten bevölkern. Okay, ab und an sieht man Ratten in den U-Bahn-Gleisen, und im Frühling hört man Vögel singen – wobei ich mir nie sicher bin, ob das Gezwitscher nicht aus versteckten Lautsprechern dröhnt. Diese kleinen Viecher jedenfalls sind harmlos: Man kann sie verscheuchen. Nur mit Hunden geht das nicht.

Hunde sind die ekelhaftesten Tiere, weil sie nicht gehorchen. Wenn mich ein Mensch belästigt und ich ihm sage, dass er abhauen soll, versteht er das. Ein Köter ist kognitiv nicht in der Lage, das zu kapieren, der bellt mich einfach weiter an. Oder klaut mir die Bratwurst vom Pappteller, wenn ich im Park grille – und das Herrchen steht grinsend daneben. Leider wünscht sich meine Freundin einen Hund, am liebsten einen Dackel. Dabei weiß doch jeder, dass es sich mit kleinen Hunden so verhält wie mit kleinen Männern: Die sind am aggressivsten.

Warum leben Menschen und Tiere nicht in strikt getrennten Sphären? Wir könnten doch alle Tiere in ein Reservat stecken, irgendwo in Brandenburg, ganz artgerecht. Die Tiere kommen nämlich gut ohne uns klar. Die wollen keine Schoßtierchen sein, glitzernde Halsbänder tragen und verhätschelt werden wie Babys. Und wenn meine Freundin unbedingt ihre Ladung Natur bräuchte, würde ich mit ihr dorthin fahren. Sie kann drinnen mit einem Hund Gassi gehen. Und ich warte so lange draußen. Vor der Tür.

Constanze, machst du Frühjahrsputz?

In zwei Wochen antwortet an dieser Stelle Constanze Bilogan.

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