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© Mike Wolff

LITERATEN der Woche: Stifte raus

Felix, 19, und Maria, 18, haben das junge Literaturmagazin "Schreibmaschine" gegründet und arbeiten gerade an der zweiten Ausgabe. Wir haben sie spontan am Potsdamer Platz getroffen, wo sie uns von ihrem Projekt erzählten. Doch lest selbst.

Felix und Maria haben einen Traum. Er soll schön alt sein, vier Räder haben und nicht schon in Potsdam schlappmachen. Es geht um einen VW-Bus. Mit dem wollen sie nach dem Abi nach Afrika. „Ich war ja nie richtig im Ausland“, sagt Felix.

Und was ist mit Job, Studium, Karriere? Ja, später, sagen sie. Jetzt erst mal leben.

Ihr Leben ist jetzt das: Felix und Maria kommen aus dem Norden Berlins. Er, 19, und Hobby-DJ („Reggae, sieht man doch an den Haaren“) aus Heiligensee. Sie, 18, aus Buch. Beide gehen zur Schule, sind seit zwei Jahren ein Paar, und beide hatten im Herbst vorigen Jahres einen spontanen Einfall. Im BVG-Nachtbus entstand die Idee, ein Jugendliteraturmagazin herauszubringen. Von jungen Leuten für junge Leute, kostenlos, einfach so. „Geld verdienen? Nee, damit nicht“, sagen sie, „es ging um Spaß.“ Ums Ausprobieren.

Maria Friedrichowicz und Felix Steinhoff halten nun die erste Ausgabe in den Händen. „Schreibmaschine“ heißt ihr Heft, 750 Stück wurden gedruckt. Dabei hatten sie anfangs kein Geld und auch kein richtiges Konzept, aber gute Laune und Mut, und so setzte sich Felix in der Freistunde ins Lehrerzimmer und telefonierte so lange, bis ein paar Sponsoren gefunden waren. Und was darf drinstehen? Eigentlich egal, sagt Maria, die Textchefin. „Die Texte müssen eine gute Idee haben“, sagt sie und lacht, „ich sortiere dann subjektiv und knallhart aus.“

Das Heft wurde in der JVA gedruckt, jetzt sind alle vergriffen. Die beiden sammeln schon für die zweite Ausgabe, zum Thema „Schwarz-Weiß“. Will jemand mitmachen? Bitte, Felix und Maria freuen sich über Post. André Görke

Kontakt zu den beiden? Hier:

www.schreib-maschine.com

Und das ist ein Text, den uns Maria Friedrichowicz zur Verfügung gestellt hat. Lest selbst.

Apfel

Eva ging mit ihrem Apfel durch Berlin. Sie war auf die Suche nach Adam geschickt worden. Man, es war schon ziemlich lang her, dass sie sich das letzte Mal getroffen hatten. Sie wusste gar nicht so genau, wann sie sich denn treffen würden. So richtig zielstrebig ging sie nicht, von überall her blickten fordernd Hungerhaken. Was, wenn sie längst den Apfel abzugeben hatte, Zeiten ändern sich?   Aber Adam, der würde ihr doch treu bleiben, oder? Weiter ging sie, die Füße taten bald weh, bald fiel sie zurück in der ampelüberquerenden Masse. Die suchen ganz bestimmt nicht, dachte sie durchaus trotzig. Am Kottbusser Tor stieg Eva in die U-Bahn. Oh, diese schmerzende Ignoranz! Dieser unfruchtbare Egoismus!

Warschauer Straße stieg Eva schon wieder aus. Müde war sie. Jemand fragt nach ein paar Cents. Ne, aber `n Apfel. Auch gut. Schön` Tag noch.   Ein vorpubertärer Junge entriss ihr das Feigenblatt und lief kindlich lachend weiter. Jetzt reicht`s dachte Eva. Und dann ging es auch ganz schnell, als sie wegen Erregung öffentlichen Aufsehens abgeholt wurde.

André Görke

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