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Panorama: Marc Rothemund?

Marc Rothemund – wo soll man diesen Namen denn schon mal gehört haben? Sophie Scholl, Julia Jentsch, Oscar.

Marc Rothemund – wo soll man diesen Namen denn schon mal gehört haben?

Sophie Scholl, Julia Jentsch, Oscar. Sagt das vielleicht was?

Dieser Rothemund ist der neue Freund von Julia Jentsch, oder wie?

Nein. Marc Rothemund ist der Regisseur von „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, in dem Jentsch die Sophie spielt. Der Film ist Anfang der Woche für einen Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ vorgeschlagen worden.

Ein deutscher Film mit Oscar! Gab’s das schon?

Ja, 2003 hat „Nirgendwo in Afrika“ den Auslands-Oscar gewonnen. Zuvor hat nur „Die Blechtrommel“ geschafft, und das war 1979.

Die haben ja alle etwas mit dem Hitlerregime zu tun...

Stimmt. Es gibt Leute, die sagen, deutsche Filme hätten beim Oscar nur Chancen, wenn sie über diese Zeit erzählen.

Wie Sophie Scholl, die gehörte doch zur Weiße Rose, das war doch...

...die Münchener Studentengruppe um Hans und Sophie Scholl, die gegen die Nazi-Diktatur kämpfte. Die Geschwister wurden beim Verteilen von Flugblättern verhaftet. Beide wurden hingerichtet.

Ziemlich sensibles Thema.

Ja. Vermutet man auch kaum, dass ein Regisseur wie Rothemund sich dem annimmt, der zuvor Klamauk wie „Harte Jungs“ gemacht hat.

Was hat ihn denn an Sophie Scholl interessiert?

Er hat mal erzählt, dass er zum 60. Todestag von Sophie Scholl bemerkte, dass es Unentdecktes zu ihr gab, 2003 war das. Dabei gab es zu ihr schon die Filme „Fünf letzte Tage“ und „Die Weiße Rose“.

Und? Was hat er Neues herausgefunden?

Er konnte die Originalprotokolle der Gestapo nutzen, anders als die Regisseure von den Scholl-Filmen aus den Achtziger Jahren. Die Dokumente lagen bis 1990 versteckt in DDR-Archiven. Sophie Scholls Originalunterschrift, die habe ihn fasziniert, hat er mal gesagt.

Was stand denn in den Protokollen?

Die ganzen Prozess-Dialoge. Rothemund fand es unglaublich, wie Sophie Scholl den Gestapo-Beamten Robert Mohr, der 26 Jahre Berufserfahrung hatte, täuschen konnte. Sophie Scholl stritt alle Aktivitäten in der „Weißen Rose“ ab, und er hielt sie nach fünf Stunden Vernehmung tatsächlich für unschuldig, weil, sagt Rothemund, „sie nie im falschen Moment zögerte oder mit der Wimper zuckte“.

Sophie Scholl war besonnen und mutig im richtigen Moment. Eine Heldin.

Erst, als man ihr ein Protokoll zeigte, auf dem ihr Bruder Hans die ganzen Aktionen der „Weißen Rose“ gesteht, hat sie gesagt „Ja, ich war dabei, und ich bin stolz darauf.“ Sie wusste: Diese Aussage ist ihr Todesurteil. jea

Nicht zu verwechseln mit Michael Verhoeven, Sven Rothenberger und Sigi Rothemund.

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