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Nehmt den Zeigefinger runter!

© Lena Fiedler

Rauchen & Alkohol: Wasser oder Wodka?

Eine Gruppe von Jugendlichen zieht durch die Stadt. Sie sehen ein Plakat, lesen den Text: „Kenn dein Limit – Alkohol macht mehr kaputt, als du denkst!“ - und lachen darüber.

Eine Gruppe von Jugendlichen zieht durch die Stadt. Es sind ungefähr zehn, keiner ist über 18. Sie machen Halt beim Supermarkt und versorgen sich mit Alkohol. Sie wollen zum Park, „picknicken“. Auf dem Weg sehen sie ein Plakat der Kampagne: „Kenn dein Limit“. Sie lesen den Text: „Kenn dein Limit – Alkohol macht mehr kaputt, als du denkst!“ und lachen darüber. Im Lauf des Abends wird noch viel getrunken. An das Plakat „Kenn dein Limit“ verschwendet keiner einen Gedanken. Wieso?

Liegt es daran, dass die vier abgebildeten Personen gestellt wirken? Dass sie alt aussehen? Dass man sich unmöglich mit ihnen identifizieren kann? Oder liegt es daran, dass das Plakat nicht schockiert? Dass die Atmosphäre fröhlich ist und die Personen einem entgegenlachen? Dass man die Folgen von Alkohol nicht sehen kann, sondern in Denkblasen lesen muss? In einem Lied singt Mittekill: „Ist das Wasser oder Wodka?“. Der Unterschied ist doch klar: Das eine ist geschmackslos, das andere bitter. Ich habe das Gefühl, dass die Kampagne „Kenn dein Limit“ versucht, Wodka mit Wasser zu bekämpfen. Es ist eine Kampagne, die informiert und nicht schockiert, eine harmlose Kampagne, die keinen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Das ist ein Grund, warum sie wirkungslos bleibt.

Der andere ist, dass sie von Erwachsenen für Jugendliche gemacht worden ist. Unverkennbar steht der Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger dahinter und sagt: Du darfst nicht trinken! „Kenn dein Limit“ versucht zwar, sich in die Jugendlichen hineinzuversetzen, es sind ja junge Menschen auf den Plakaten zu sehen. Die Internetseite ist modern eingerichtet. Ich habe Spaß daran, mich an den Tests zu versuchen und interessiere mich für die Info-Texte. Aber in allen Ecken erhebt sich der moralisierende Zeigefinger. Und am Ende steht Schwarz auf Weiß der Appell: Bleib bis zu deinem 18. Lebensjahr abstinent! Ich finde es lächerlich und weltfremd, das zu verlangen. Es ist legal, Bier zu trinken. Und wäre es verboten, würde das wenig Jugendliche stören. Denn auch beim Alkohol gilt: Was Erwachsene uns verbieten, tun wir besonders gern. Also runter mit dem Zeigefinger!

Lena Fiedler, 17 Jahre

Lena Fiedler

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