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SPENDEN FÜR AFRIK: Die große Mobilmachung

Ein junger Heidelberger hat im Senegal ein Projekt ins Rollen gebracht - dank eines großen Netzwerks von Unterstützern

DAS PROBLEM

Menschen, die in Deutschland oder anderen Industrieländern mit einer körperlichen Behinderung aufwachsen, befinden sich in einer vergleichsweise komfortablen Situation: Sie können sich auf eine gute medizinische Versorgung verlassen, sie werden unterstützt und gefördert. In Afrika ist das anders. Dort kann sich nur ärztlich behandeln lassen, wer Geld hat, den meisten ist das nicht möglich. Besonders schwer trifft es Behinderte. Sie stehen im gesellschaftlichen Abseits, für ihre Familien sind sie eine Belastung. Und Hilfsmittel, die ihnen das Leben erleichtern, stehen ihnen auch nicht zur Verfügung.

DIE IDEE

Estevan Toubape aus Heidelberg weiß, wie es ist, auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein. Der 27-Jährige leidet unter Muskelschwund, einer unheilbaren Erbkrankheit. Nur noch neun Prozent seiner Muskulatur sind intakt, das hält ihn jedoch nicht davon ab, sich für andere zu engagieren. Vor sieben Jahren gründete er den Verein „Rollis für Afrika“, der inzwischen Ableger in Berlin, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat. Sein Ziel: Schwerstbehinderte Menschen in Afrika, insbesondere im Senegal, sollen mit Hilfsmitteln versorgt werden, damit sie wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können. In Estevans Küche hängt eine Postkarte mit einem Zitat von Mahatma Gandhi: „Du musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst.“ Das ist sein Motto und das des Vereins.

DER ANSATZ

Tagtäglich werden in Deutschland hunderte Rollstühle und Gehhilfen ausrangiert. Dabei sind sie meist noch in einwandfreiem und funktionstüchtigem Zustand. Estevan und seine Helfer setzen sich dafür ein, dass sie nicht entsorgt werden. „Rollis für Afrika“ sammelt sie und lässt sie bedürftigen Menschen zugute kommen. Mithilfe der Organisation „Association des Handicapés du Sénégal“ werden die Spenden nach Afrika verschifft.

DIE UMSETZUNG

Damit die Rollstühle und Gehhilfen bei denen ankommen, die sie benötigen, werden freiwillige Helfer gesucht. Der Verein geht an Schulen, um für sein Anliegen zu werben. Ehrenamtliche Mitarbeiter halten Vorträge und zeigen Videos, die vor Ort gedreht wurden. Mit Erfolg. In der Vergangenheit sind bereits mehrere Containerladungen in den Senegal verschifft und dort verteilt worden. Um die Arbeit der freiwilligen Helfer zu finanzieren, bittet „Rollis für Afrika“ auch um Geldspenden. 700 Euro kostet allein der Flug in den Senegal. Ohne Unterstützung müssten die Helfer für diese Summe komplett selbst aufkommen.

DAS ERGEBNIS

Vergangenes Jahr flog werbinich-Leserin Anna Will in den Senegal. Im Rahmen eines Schülerpraktikums half sie, vor Ort die Spenden zu verteilen. Die Erinnerung an die glücklichen Gesichter der Menschen zähle „zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens“, sagt die Zwölftklässlerin des John-Lennon-Gymnasiums in Mitte. Was sie im Senegal erlebt hat und wie mühselig es war, die Rollstühle auch an die entlegensten Orte des Landes zu bringen, hat sie für uns aufgeschrieben. Annas Bericht könnt ihr auf unserer Internetseite nachlesen unter www.tagesspiegel.de/werbinich. hey

Weitere Infos zur Arbeit des Vereins gibt’s unter www.rollis-fuer-afrika.de.

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