Panorama: Wie er wolle geküsset sein
Nirgends hin als auf den Mund: Da sinkt’s in des Herzens Grund; Nicht zu frei, nicht zu gezwungen, Nicht mit gar zu fauler Zungen. * * * Nicht zuwenig, nicht zuviel: Beides wird sonst Kinderspiel; Nicht zu laut und nicht zu leise: Bei dem Maß ist rechte Weise.
Nirgends hin als auf den Mund:
Da sinkt’s in des Herzens Grund;
Nicht zu frei, nicht zu gezwungen,
Nicht mit gar zu fauler Zungen.
* * *
Nicht zuwenig, nicht zuviel:
Beides wird sonst Kinderspiel;
Nicht zu laut und nicht zu leise:
Bei dem Maß ist rechte Weise.
* * *
Nicht zu nahe, nicht zu weit:
Dies macht Kummer, jenes Leid;
Nicht zu trocken, nicht zu feuchte,
Wie Adonis Venus reichte.
* * *
Nicht zu harte, nicht zu weich,
Bald zugleich, bald nicht zugleich,
Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,
Nicht ohn Unterscheid der
Stelle.
* * *
Halb gebissen, halb gehaucht,
Halb die Lippen eingetaucht,
Nicht ohn Unterscheid der Zeiten,
Mehr alleine denn bei Leuten.
* * *
Küsse nun ein jedermann,
Wie er weiß, will, soll und kann!
Ich nur und die Liebste wissen,
Wie wir uns recht sollen küssen.
Paul Fleming (1609 – 1640)
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