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Wir müssen REDEN (18): Alle Zähler auf Null

Was nimmst du dir 2008 vor? Das ist die Frage von Ric Graf - Elena Senft antwortet ihm gleich heute.

Im neuen Jahr werde ich fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag essen und viel Sport treiben, vielleicht sogar einen Mannschaftssport erlernen, bei dem ich auch noch interessante soziale Kontakte knüpfen kann. Ich werde in der Videothek geliehene DVDs nicht mehr zwei Wochen zu Hause behalten, sondern sie am folgenden Werktag abgeben, ich werde alle zwei Wochen ins Kino gehen, und in keinem der zu schauenden Filme dürfen Tom Cruise oder Brad Pitt mitspielen. Im Idealfall sollten es französische Filme mit wenigen Dialogen sein.

Selbstverständlich werde ich im neuen Jahr auch noch aufhören zu rauchen. Ich werde nicht zu den traurigen, frierenden Gestalten vor den Bars gehören, die im Regen stehen und rauchen, ich bin das gesunde Mädchen drinnen, das mit dem frischen Atem. Im neuen Jahr werde ich sowieso ganz anders sein, ich werde mich nicht ein einziges Mal mehr so unreif verhalten, wie es mir in diesem Jahr das ein oder andere Mal versehentlich passiert ist. Ich nehme mir vor, ab Januar nie wieder komplizierte Gespräche mit jemandem zu führen, der sich am Telefon im Ton vergreift. Wer also noch mal Lust hat, mich ungestraft zu beschimpfen, muss sich beeilen, denn er hat noch genau drei Tage Zeit.

Ich werde 2008 innerlich aufgeräumt und beneidenswert zufrieden sein. Und das Gefühl, dass man im nächsten Jahr all das machen wird, was in diesem Jahr nicht gelingen wollte, ist schön. Ich bin froh, dass das neue Jahr fast da ist. Alle Zähler werden wieder auf null gestellt.

Einen Grund dafür, warum ausgerechnet der erste Januar der beste Tag dafür sein sollte, alles anders zu machen, gibt es nicht. Ebenso ist es natürlich Quatsch, zu glauben, eine Charaktereigenschaft oder eine über Jahre hinweg erfolgreich antrainierte Verhaltensweise lasse sich vom 31.12.2007 auf den 1.1.2008 nur aufgrund einer Jahreszahl und guten Willens einfach abstreifen. Ich bin oft unzufrieden mit mir. Das führt dazu, dass ich mir ab Mitte November vornehme, bestimmte Dinge im nächsten Jahr von jetzt auf gleich zu ändern.

Im neuen Jahr schließlich stehe ich dann vor diesem Konvolut an Dingen, die ja unbedingt geändert und abgeschafft werden sollten, und bemerke, dass ich den Mund zu voll genommen habe. War ja auch klar. Dann heißt es abwägen. Okay, ich höre auf zu rauchen. Dafür behalte ich die DVDs weiterhin zwei Wochen zu Hause. Als Nichtraucher habe ich dann immerhin Geld dafür. Und für das nächste Jahr nehme ich mir weniger Vorsätze vor.

Ric, ziehst du Pläne auch wirklich durch?

Nächsten Freitag, im Jahr 2008, antwortet Ric Graf wieder solo. Er schreibt freitags im Wechsel mit Elena Senft.

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