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Auch in den Alpen kam es in diesem Sommer zu mehreren Todesfällen.

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Wetter und Unglücke: Sommer, Sonne, Unfälle

Ob beim Wandern oder Baden: Wenn das Wetter gut ist, passieren besonders viele Unglücke. Auch in diesem Sommer gab es viele Zwischenfälle - und Tote.

Von Katrin Schulze

Blauer Himmel, Sonne, warme Temperaturen: Darüber freuen sich die allermeisten. Doch das angenehme Wetter hat auch einen ziemlich unangenehmen Nebeneffekt. Denn je schöner der Sommer ist, desto mehr Unfälle passieren. Das gilt fürs Baden ebenso wie fürs Wandern. Erst am vergangenen Wochenende kamen in den Alpen wieder acht Menschen ums Leben. Allein am Mont-Blanc-Massiv, wo eine Woche zuvor bereits sieben Mitglieder einer Seilschaft tödlich verunglückten, stürzten drei Bergsteiger mehr als 800 Meter in die Tiefe. „Wir haben gerade Hochsaison für Hochtouren wie am Mont Blanc“, sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein (DAV). „Da kommt es dann leider vermehrt zu Todesfällen.“ Insgesamt starben in den französischen Alpen seit Beginn der Sommersaison 20 Menschen.

Doch auch in Deutschland kam es zuletzt zu mehreren Todesfällen beim Wandern und Bergsteigen. Bekanntestes Opfer war der aus der ARD-Serie „Lindenstraße“ bekannte Schauspieler Philipp Brammer, der Anfang des Monats nahe der Reiteralpe in den Berchtesgadener Bergen in steilem Gelände abstürzte. 40 tödliche Zwischenfälle verzeichnet der DAV unter seinen Mitgliedern im Jahr durchschnittlich – das hat sich über die Jahre kaum verändert. Deutlich gestiegen sind jedoch die Unfälle und Notfälle. „Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Menschen unterwegs sind, die sich nicht richtig einschätzen“, sagt Bucher. Besonders häufig passiere das beim Klettersteiggehen, einer Disziplin, die anspruchsvoller ist als das Wandern und im Trend liegt.

Gefährliche Strömung

Zwar gilt das Klettersteiggehen durch die Sicherheitsvorrichtungen an Leitern und Stahlseilen als relativ ungefährlich, doch oft käme es vor, dass Menschen „irgendwann am Fels hängen bleiben und nicht mehr weiterkommen“, sagt Bucher. „Sie blockieren die Route und müssen dann vom Rettungsdienst abgeholt werden“. Die sogenannte Blockierungsquote hat sich nach den Angaben des DAV in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht, weil viele sich zu schnell an zu anspruchsvolle Touren wagten, sich und ihre Fähigkeiten überschätzten.

Ein Phänomen, das bei Badeurlaubern ebenfalls zu beobachten ist. Sie überschätzen schon mal ihre Kondition und unterschätzen die Gegebenheiten – wie zum Beispiel gefährliche Unterströmungen. Weil diese nicht sichtbar sind, „laufen viele trotz roter Flagge blind ins Wasser. Da ist eine gehörige Portion Leichtsinn mit im Spiel“, sagt Martin Janssen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und bezieht sich vor allem auf die vielen Unglücke im Juli an der Ostsee. Janssen spricht in dem Zusammenhang von einer „außergewöhnlichen Situation“: Über mehrere Wochen hätte im Juli eine Strömung aus Ost, Nord-Ost vorgelegen, die zu kurzen, hohen Wellen und einer starken Unterströmung geführt hätte; üblich sei eine West-Nord-Strömung.

Planen und informieren

Die Wetterlage trug dazu bei, dass die DLRG mehr Einsätze verzeichnete und es „im Juli mehr Opfer gab als in regulären Sommermonaten“, sagt Janssen. Schon im vergangenen Jahr, als es auch über eine lange Zeit warm und trocken blieb, gab es überdurchschnittlich viele tödliche Unglücke. In den Sommermonaten Juni bis August ertranken damals insgesamt 250 Menschen. Damit es nicht zu einem Unfall kommt, rät Martin Janssen dazu, sich vorab über die Gewässer und deren Tücken zu erkundigen – sowohl bei Nord- und Ostsee als beispielsweise auch bei Baggerseen. Zudem sollte man möglichst nicht in unbewachten Gewässern baden und nicht allein weit rausschwimmen. Auf jeden Fall beachten sollte man die gehissten Fahnen (grün, gelb oder rot), die anzeigen, wie sicher das Baden in der aktuellen Situation ist.

Wer lieber in die Berge fährt als an die See, kann sich genauso gut vorbereiten. Regelmäßig den Wetterbericht prüfen und einen ausreichenden Zeitpuffer für etwaige Notsituationen einplanen helfe meist schon, sagt Thomas Bucher vom DAV. Zudem sei es sinnvoll, in den technischen Disziplinen vor der ersten Tour einen entsprechenden Kurs zu belegen und sich die Strecken genau anzuschauen. Ist die Route für den momentanen Fitnesszustand geeignet oder ist sie vielleicht doch zu anspruchsvoll? Wer gut plant und sich informiert, der senkt in jedem Fall das Risiko zu verunfallen. Denn, und das gilt sowohl fürs Schwimmen als auch fürs Wandern, ein Großteil der Unglücke ist vermeidbar.

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