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Panorama: Wie kann so etwas passieren?

In vielen ländlichen Gegenden der USA lernen Kinder früh den Umgang mit Schußwaffen NEW YORK (AP/rtr).Wie kann es passieren, daß sich ein Elfjähriger Zugang zu Waffen und Munition verschafft und zusammen mit einem 13jährigen vier Mädchen und eine Lehrerin erschießt?

In vielen ländlichen Gegenden der USA lernen Kinder früh den Umgang mit Schußwaffen NEW YORK (AP/rtr).Wie kann es passieren, daß sich ein Elfjähriger Zugang zu Waffen und Munition verschafft und zusammen mit einem 13jährigen vier Mädchen und eine Lehrerin erschießt? Das ist eine der wichtigsten Fragen, die sich viele Amerikaner nach dem Blutbad in der Schule von Jonesboro im US-Bundesstaat Arkansas stellen.Besonders in ländlichen Gegenden lernen Kinder früh den Umgang mit Waffen.Das Jagen von Wild und das Schießen auf Blechbüchsen sind in den Südstaaten verbreitete Initiationsrituale unter Jugendlichen.Die National Rifle Organisation (NRA) vertritt als mächtige Lobby jene Amerikaner, die für freien Waffenbesitz eintreten. Den Ermittlungen zufolge stahlen die beiden elf und 13 Jahre alten Jungen ihre Gewehre aus dem Waffenarsenal des Großvaters des Elfjährigen. Ganz offensichtlich hat der elfjährige Andrew Golden das Schießen bei seinem Vater gelernt.Zeugenaussagen sowie Bilder aus einem Familienvideofilm zeugen davon.Der Vater leitet den örtlichen Schützenverein Jonesboro Practical Pistol Shooters.Während der 13jährige zu der Anhörung vor Gericht mit verheultem Gesicht kam, machte der Elfjährige dagegen einen ungerührten Eindruck. Das Hantieren Jugendlicher mit Schußwaffen ist in den USA an sich nicht sehr ungewöhnlich: in Gegenden, wo die Wildnis noch direkt vor der Haustür beginnt und Geschichten aus der Pinonierzeit von Generation zu Generation weitergegeben werden, nehmen Waffen einen wichtigen Platz im trauten Heim ein.Gewehre, Schrotflinten und Handfeuerwaffen, oftmals Familienerbe, haben in so manchen Häusern ihren Ehrenplatz über dem Kamin. Nach der schrecklichen Tat vor der Schule von Jonesboro ist das, was lange als wesentlicher Bestandteil amerikanischer Tradition galt, fundamental in Frage gestellt worden; Forderungen nach strengeren Waffengesetzen werden wieder laut.Die "Washington Post" verwies auf Statistiken, nach denen in den USA jährlich 400 Mal soviele Menschen durch Schußwaffen getötet werden wie in Großbritannien. Die beiden Täter sind aufgrund ihres Alters nicht voll schuldfähig.Bis einschließlich 14 Jahren können Kinder und Jugendliche strafrechtlich nicht wie Erwachsene verurteilt werden.Die Staatsanwaltschaft in Arkansas sucht nach einer Möglichkeit, zumindest dem älteren der Täter nach Erwachsenenrecht den Prozeß zu machen.Andernfalls würden die beiden spätestens mit 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Die Kleinstadt Jonesboro erholt sich nur langsam von dem Schock, den das Blutbad ausgelöst hatte.Die beiden Jungen hatten ihre Opfer durch einen falschen Feueralarm aus dem Schulgebäude gelockt und von einem Gehölz aus das Feuer eröffnet.Der 13jährige handelte nach Angaben von Mitschülern aus Liebeskummer.Er war wütend auf ein Mädchen, das sich von ihm getrennt hatte.Seine Drohungen waren nicht ernst genommen worden.Inzwischen bestätigten mehrere Mitschüler, daß Mitchell schon Tage vor den Schüssen mehrfach gedroht habe, "eine Menge Menschen umzubringen".Der Junge habe gesagt: "Alle hassen mich, und ich hasse alle." Abschied von den Opfern Die Bewohner von Jonesboro nahmen am Freitag unter großer Anteilnahme Abschied von zwei der fünf Opfer.Die anderen drei werden an diesem Sonnabend beigesetzt.

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