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Flugzeuge im Nebel. Schneeräumer und Enteisungsfahrzeuge am Montagmorgen auf dem Flughafen Frankfurt.

© dpa

Wie lange noch?: Winter, kein Märchen

Bis Mitte nächster Woche soll die kalte Phase dauern. Es ist Luft aus Sibirien, die zu uns strömt. Mehr als 500 Flüge wurden in Frankfurt gestrichen, auf den Autobahnen bildeten sich lange Staus.

Von Andreas Oswald

Die schöne Winterlandschaft bleibt Deutschland noch eine ganze Weile erhalten. Frühestens Mitte nächster Woche rechnen die Meteorologen mit einem Wetterumschwung. Der bringt dann gruseligen nassen Matsch.

Der schöne Schnee ist allerdings für viele Menschen kein Vergnügen. Wer in den letzten zwei Tagen auf deutschen Autobahnen unterwegs war, hat eine harte Zeit hinter sich. Hunderte Unfälle ereigneten sich auf glatten Fahrbahnen, hervorgerufen durch Blitzeis und Schneefälle. Betroffen war vor allem der Süden Deutschlands. In Baden-Württemberg wurden innerhalb von 24 Stunden 1074 Unfälle registriert.

An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main wurden am Montag mehr als 500 Starts und Landungen gestrichen, auch am Münchner Flughafen fielen rund 180 Flüge aus.

Ein Teil der Streichungen in Frankfurt waren noch Auswirkungen des gefrierenden Regens vom Sonntag, der den Flugbetrieb für mehrere Stunden lahmgelegt hatte, wie eine Fraport-Sprecherin sagte. In München hatte die Lufthansa einem Flughafensprecher zufolge bereits am Sonntag wegen des zu erwartenden Schnees zahlreiche Flüge vorsorglich abgesagt. Auch am Flughafen Berlin-Tegel fielen etliche Flüge von und nach Frankfurt und München aus.

Das Winterwetter sorgte zum Wochenstart auch auf den Straßen für Unfälle und Staus. An der Landesgrenze zwischen Thüringen und Hessen hingen in der Nacht zum Montag auf der Autobahn A 4 mehrere Lkw auf winterglatter Fahrbahn an Steigungen fest. Das Technische Hilfswerk (THW) war seit 3 Uhr nachts im Einsatz, um die Lastwagen wieder anzuschleppen. Es bildeten sich bis zu 50 Kilometer lange Staus. Am Morgen musste die A 4 bei Stadtroda in Thüringen in Richtung Frankfurt am Main nach einem Lkw-Unfall zeitweise voll gesperrt werden. Im nördlichen Bayern kam es ebenfalls zu zahlreichen Unfällen - allein in Unterfranken zählte die Polizei 100 Verkehrsunfälle mit mehreren Verletzten. In der Rhön blieben Lkw wegen des Schnees an Steigungen liegen, auch in Ostsachsen hingen ein Schwerlasttransporter und ein Sattelzug auf der A 4 an einer Anhöhe fest.

Die lang anhaltende Kältephase hat ihren Ursprung in einer ganz bestimmten Großwetterlage. Meteorologen sprechen von einer sogenannten „Nordost-Lage“. Nach Angaben von Marcus Boljahn von Meteogroup entsteht sie, wenn sich über Skandinavien ein stabiles Hoch festsetzt. Dieses Hoch blockiere den Westwind vom Atlantik, der normalerweise ständig ein Tief nach dem anderen nach Europa schiebt. Diese milden und feuchten Tiefs stauten sich nun über dem Atlantik.

Im Süden Europas, über Italien, hat sich demnach ein anderes großes Tief etabliert. Tiefs drehen sich gegen den Uhrzeiger, Hochs mit dem Uhrzeiger. So komme eine Wetterlage zustande, in der das Hoch über Skandinavien und das Tief über Italien gigantische Luftmassen aus dem Osten nach Westen schaufeln. Diese Luftmasse aus dem Osten – genauer: Sibirien – ist kalt. Sehr kalt. Diese Konstruktion bricht erst zusammen, wenn das Hoch über Skandinavien dem Ansturm der Tiefs vom Atlantik nicht mehr standhalten kann. Das kann eine ganze Weile dauern, aber nicht ewig.

Auch Moskau zeigt sich ganz in Weiß. Innerhalb von vier Tagen seien etwa 50 Zentimeter Schnee gefallen – mehr als sonst durchschnittlich im ganzen Januar, sagte am Montag Vize-Bürgermeister Pjotr Birjukow der Nachrichtenagentur AFP. Für Moskau sagt das Wetteramt Temperaturen von minus 20 Grad voraus. Auch Großbritannien hat der Schnee fest im Griff. Am Flughafen London Heathrow, einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt, wurden am Montag mehr als 175 Flüge gestrichen. Bereits am Wochenende waren hunderte Flüge annulliert worden. Mehrere Eurostar-Züge zwischen London und Brüssel fielen aus. mit AFP

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